Gottessoehne
Spiegel. So was Dummes, die Hose war total versaut, sie musste sie ausziehen, um sie in dem kleinen Waschbecken zu reinigen. Sie beugte sich gerade über ihren Gürtel, als ihr ein stechender Schmerz im Nacken die Luft raubte. Dann war alles dunkel.
Kate versuchte zu schlucken, doch erfolglos. Ihre Mundhöhle war vollkommen trocken und ihre Kehle fühlte sich an wie ein Reibeisen. Ihre Zunge stieß gegen ein tuchartiges Etwas das zwischen ihren Vorderzähnen steckte.
Sie hatte wahnsinnige Kopfschmerzen, so als ob sich ein Messer von ihrem Nacken bis zu ihrem Hinterkopf bohren würde. Sie öffnete die Augen, dumpfe Dunkelheit umgab sie. Vorsichtig versuchte sie den Kopf zu drehen, doch der beißende Stich in ihrer Halswirbelsäule trieb ihr die Tränen in die Augen.
Dann auf einmal blendete sie greller Lichtschein und ihre Lider senkten sich schützend über ihre Augen. Sie kniete auf einem sandigen Untergrund, er war kalt, die Wärme des Tages hatte sich längst verflüchtigt. Kleine spitze Steine stachen durch ihre Jeans und ritzten ihre Haut. Sie versuchte sich aufzusetzen, da schnürten sich Stricke schmerzhaft in ihre Handgelenke und ein scharfer Ruck zerrte an ihren Fesseln. Ihre Arme waren nach hinten gezogen und die Hände an die Fußknöchel gefesselt.
Sie blinzelte. Das grelle Licht war verschwunden. Ihre Augen versuchten, die Dunkelheit zu durchdringen, und nach und nach konnte sie immer mehr Einzelheiten in der vom Vollmond, der sich gerade durch die Wolkenwand geschoben hatte, beschienen Umgebung unterscheiden. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie hier schon gefesselt war, wahrscheinlich war Mitternacht längst vorbei. Um sich herum nahm sie die Schatten von unterschiedlich hohen Wänden wahr. Wo war sie nur und was war geschehen? Sie befand sich auf jeden Fall unter freiem Himmel, das war eindeutig, nur wo genau? Der unermüdliche Großstadtlärm von New York drang nur gedämpft zu ihr. Etwas kitzelte sie in der Nase, sie begann zu schnuppern. Den Geruch kannte sie. Es roch nach frischem Zement und ganz leicht nach Benzin.
Eben war ich doch noch im Waschraum des Starbucks und nun knie ich hier im Nirgendwo, gefesselt mit wahnsinnigen Kopfschmerzen, die vermutlich von einem Schlag auf meinen Hinterkopf kommen. Ich muss entführt worden sein. Ja, genau, das ist es, ich bin entführt worden. Susan? Wo ist bloß Susan? Wurde sie etwa auch gekidnappt und befindet sich ganz in meiner Nähe ? Wenn ich doch diesen fürchterlichen Knebel los wäre, dann könnte ich wenigstens um Hilfe rufen. Sam! Sam, wo bist Du? Du musst doch spüren, dass ich in Gefahr bin. Sam, hol mich ganz schnell hier raus. Ich muss ruhig bleiben und langsam durch die Nase atmen, damit ich nicht einen Asthmaanfall bekomme, sonst ist es aus.
Kate schüttelte den Kopf und versuchte mit ihrer Zunge den Knebel aus ihrem Mund zu schieben; da traf sie der helle Lichtschein erneut. Erschrocken kniff sie die Augen zusammen und konzentrierte ihren Blick auf einen sich bewegenden Schatten hinter dem Lichtkegel. Der Schatten kam näher, das blendende Licht wander te weg von Kate, so dass der Schatten immer mehr Gestalt annahm. Jetzt sah sie es ganz deutlich, es waren drei Frauen die auf sie zuschritten, von der die Mittlere eine Taschenlampe in der Hand trug. Kate wusste auf einmal, dass es sinnlos war, um Hilfe zu rufen.
Eine der Frauen, selbst in dem sparsamen Licht der Taschenlampe leuchtete das Rotblond ihrer Haare, ging direkt auf Kate zu und hockte sich dann dicht vor sie nieder. Kate erkannte sie sofort. Sie war der weibliche Eindringling aus Sams Apartment, nur heute trug sie ein enganliegendes silbergraues Kleid mit bizarren Motiven aus schwarzer Spitze. Ihre rotblonden Locken hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, und die seitlichen Schlitze an ihrem Kleid zeigten ihre makellosen Beine. Kate konnte den Blick dieser dunkelgrünen Augen, die sich regelrecht in ihr Gesicht fraßen, kaum ertragen. »Na sieh mal einer an«, säuselte Naamah mit einer Stimme, die vor honigsüßer Verführung nur so tropfte. »Welch ein niedliches Vögelchen ist uns denn da ins Netz gegangen.«
»Als ein Vögelchen würde ich diese Beute nun gerade nicht bezeichnen«, zischte die zweite weibliche Gestalt und trat ebenso näher, »schließlich hat sie es geschafft, unseren besten Mitstreiter vom rechten Weg abzubringen. Für mich sieht sie eher wie eine Schlange aus.« Dabei legte sie die Taschenlampe hinter sich auf die Erde, so dass das künstliche
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