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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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tötete ein 57 Jahre alter Bauer aus Guoqiaocun einen 13 Jahre alten Jungen namens Lian Chen aus seinem Dorf. Er hat ihn noch in der gleichen Nacht gekocht, einen Teil selbst verzehrt und den Rest am darauffolgenden Tag an der Straßenkreuzung am Ausgang des Dorfes als Schweinefleisch verkauft. Tian Chaozhen und einige andere vom Amt für Öffentliche Ordnung des Kreises haben den Fall aufgeklärt und den Täter verhaftet; er wurde zum Tode verurteilt und starb vor der Vollstreckung des Urteils im Gefängnis.

Den Blick auf Anhui richten
    Anhui war ein Ort, der für Mao Zedong eine besondere Bedeutung hatte. Am 16. September 1958 war Mao Zedong auf einer Inspektionsreise vor Ort. Der Bericht der Renmin ribao (der erst nach Prüfung und Genehmigung durch das Zentralkomitee und Mao selbst veröffentlicht wurde) über diese Reise klang folgendermaßen:
»Die diesjährige Produktion der Volkskommune Shucha im Bereich Landwirtschaft im Allgemeinen und im Bereich Tee im Besonderen hat sich hervorragend entwickelt, die Prognosen für die Gesamtproduktion an Getreide liegt bei 72 Millionen Pfund, das ist ein durchschnittlicher Ertrag pro Mu von 1600 Pfund, im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 138 Prozent. Auf jeden Einzelnen kommen 1900 Pfund Getreide, das sind 136 Prozent mehr als im Vorjahr. Nach der Einführung der Volksküchen hat diese Volkskommune bereits die kostenlose Verköstigung verwirklicht. Der Vorsitzende Mao sagte: ›Essen darf nichts kosten, und da das eine Volkskommune geschafft hat, können auch die anderen, die über die entsprechenden Voraussetzungen verfügen, das schaffen. Da man Essen auch kostenlos ausgeben kann, werden wir in Zukunft auch die Kleidung kostenlos ausgeben können.‹
Genosse Zeng Xisheng teilte Mao Zedong mit, dass in den 8600 Haushalten der Volkskommune Shucha mittlerweile bereits 32000 Stück Schweine gezogen werden. Zur Zeit bekomme in den Kantinen der Volkskommune jeder ein halbes Pfund Schweinefleisch in der Woche, für die Zukunft plane die Volkskommune die Aufzucht von 60000 Schweinen, wenn man davon die Hälfte verkaufe, blieben für den Einzelnen pro Tag immer noch vier Liang, also 200 Gramm Schweinefleisch. Genosse Zeng Xisheng sagte: Die Kantinen der Volkskommune verfügen zur Zeit noch nicht über Gemüse, das Gemüse bringen die Kommunemitglieder selbst mit, aber in Zukunft solle auch Gemüse zur Verfügung gestellt werden. Der Vorsitzende Mao war hocherfreut, das zu hören, und wies darauf hin: ›Die Volkskommunen sollen in Zukunft den Anbau von Gemüse konzentrieren, auch der Anbau von Getreide muss Spezialisten überlassen werden.‹« [330]  

    Die Basiskader glaubten, dass sie eigenhändig den Kommunismus aufbauen würden, und waren unvergleichlich stolz darauf. Und als die Bauern, denen es seit Generationen an Kleidung und Essen gefehlt hatte, hörten, es könne Essen und Kleidung umsonst geben, waren sie begeistert.
    Und da das Privateigentum die Ursache allen Übels war, war die Ausmerzung des Privateigentums sicherlich eine gerechte Sache. Der »Wind des Kommunismus« ist auf diese Weise aufgekommen. Und die Kader, die sich anfänglich gegen diesen »Wind« gestellt hatten, wurden als rechtsopportunistische Elemente entmachtet.
    Die Sekretäre des Provinzkomiteesekretariats Li Shinong und Zhang Kaifan und der stellvertretende Leiter des Politischen Amtes der Komiteeversammlung von Zhihuai Li Xiushan stehen stellvertretend für diese Kader. Der Kampf gegen rechte Tendenzen hat dazu geführt, dass die »fünf Winde« sich rasch ausbreiteten.
    Warum haben diese »fünf Winde« die Bauern ruiniert?
    Der Wind des Kommunismus, der Wind der Übertreibungen, der Wind der blinden Führung, der Wind der Zwangsanordnungen, der Wind der Privilegierung der Kader waren landesweit verbreitete Erscheinungen, die Provinz Anhui bildete da keine Ausnahme. 1958 kam es in Teilen Anhuis zu einer Dürrekatastrophe. Auf den Fahnen für das Titelblatt der Anhui ribao stand: »Machen wir die Stadt Chaohu zu einem Schöpflöffel, wo eine Dürre ist und wo bewässert wird«. Die großen Worte kannten keine Grenzen.
    Im Herbst 1957 begannen die Arbeiten auf Wasserbau-Baustellen im nördlichen Huaigebiet. Nach den damaligen Möglichkeiten wurde mit zehn Jahren geplant, um die Bewegung von 4 Milliarden Kubikmeter Erde zu vollenden und damit ein für alle Mal das Dürreproblem im nördlichen Huai-Gebiet zu lösen. Nach dem Beginn der Arbeiten beschloss das Provinzkomitee

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