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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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nicht gebessert. Sie wurde vom Sekretär der Produktionsbrigade geschlagen und dann zum »Raketenbataillon« der Volkskommune geschickt, wo sie bis zu ihrem Tod in Haft blieb.
    Nach einem Bericht des Leiters der Untersuchungsgruppe Leben des Kreiskomitees Lu Mei vom 3. März 1960 kam es in 25 der gut 40 Haushalte der Ortschaft Gaozhuangcun zu Kannibalismus. In der schlimmsten Zeit wurden nahezu jede Nacht Leichen ausgegraben. Die Brigade war der Auffassung, dass keine Möglichkeit bestehe, dies zu unterbinden, deshalb solle man ein Auge zudrücken.
    Dass es in der Ortschaft Zhangzhuang der Volkskommune Guantang zu Fällen von Kannibalismus kam, war ein offenes Geheimnis. Ein Dorfbewohner hat mit einem Reisbrei, in den er Menschenfleisch mischte, einem benachbarten Waisenkind das Leben gerettet. Dieses Waisenkind ist heute fast 50 Jahre alt, heißt Zhang Cuiliang und spricht hin und wieder über diese Angelegenheit.
    Unbeerdigte Leichen von Wanderarbeitern
    Im April 1960 ging Liang Zhiyuan in den Kreis, um die Abratstationen zu kontrollieren. Der Arzt Yang Wende, der in einer solchen Station eingesetzt war, erzählte: »Es ist keine Seltenheit, dass die Leichen von Wanderarbeitern, die hier sterben, ausgegraben und verzehrt werden.« Anschließend hat sich Liang Zhiyuan mit dem Arzt zusammen den Friedhof angesehen. In der Tat gab es eine ganze Reihe aufgebrochener Gräber, außerdem sah er den Kopf eines Mannes mittleren Alters, dessen Haare nicht geschnitten waren. Yang sagte, im Amt für Öffentliche Sicherheit beziehe niemand zu dieser Angelegenheit Stellung.
    Eine Großversammlung zur Kampfkritik an Kannibalen
    Li Shiyuan, der Buchhalter des Amtes für Erziehung in Lide, erinnert sich: Im Frühjahr 1960 nahmen die Fälle von Kannibalismus in Lisaicun immer mehr zu, die Produktionsbrigade und das Produktionsteam griffen zur üblichen Maßnahme einer Kampfkritik auf einer Massenversammlung. Es wurden Frauen verhaftet, die mehr als einmal Menschenfleisch zu sich genommen hatten, denen auf der Kampfkritikversammlung unter anderem »Gesetzesbruch« und »Beschmutzung des Gesichtes der Regierung« vorgeworfen wurde. Außerdem hieß es: Wer das wieder tue (also Menschenfleisch zu sich nehme), der werde bis zu seinem Tode ins Gefängnis gehen. Nach der Kampfkritikversammlung wurden die Fälle von Kannibalismus weniger.
    Diebstahl und Verzehr von Menschenfleisch – eine Posse
    Der pensionierte Kader der Landwirtschaftsbank Wang Lizhong erinnert sich: Im Frühjahr 1960 haben in seinem Heimatdorf Wangloucun nicht wenige Bauern vor lauter Hunger Menschenfleisch zu sich genommen. Die Produktionsbrigade beschloss, ein Exempel zu statuieren. Einmal hatte eine verheiratete Frau gerade das gargekochte Fleisch eines Menschen aus dem Topf gefischt, als sie von Kadern entdeckt wurde, die die Frau samt dem Menschenfleisch zum Versammlungsort schickten und sie sofort einer Kampfkritik unterzogen. Als den Teilnehmern der Versammlung der appetitliche Geruch des Menschenfleisches in die Nase stieg, lief ihnen allen das Wasser im Mund zusammen, aber sie wagten es zunächst nicht. Da sagten einige: »Nur mal probieren« und schoben sich ein Stück Menschenfleisch in den Mund. Auf einen Schlag lief alles zusammen, es gab ein wüstes Gebalge und im Handumdrehen war von dem Fleisch nichts mehr übrig. Auch die Frau von Wang Tizhong hatte ein Stück ergattert. Damals hat es ihr sehr gut geschmeckt. Die Kampfkritikversammlung konnte natürlich nicht fortgesetzt werden und wurde wohl oder übel aufgelöst.
    Der Handel mit Menschenfleisch
    Im Frühjahr 1960 kam es zum ersten Mal zum Handel mit Menschenfleisch. In den Vororten der Städte, in den Marktgemeinden, auf den Bauernmärkten und bei fliegenden Händlern auf den Dörfern, überall wurde Menschenfleisch verkauft.
    Im März 1960 hieß es in einem Telefonbericht des Parteikomitees der Volkskommune Chengfu: Ein Bauer aus dem Produktionsteam Lilou der Produktionsbrigade Dinglou, ein Mann namens Lü, habe drei Frauenleichen ausgegraben, das Fleisch gekocht und es dann als Schweinefleisch auf einigen Baustellen verkauft.
    Im Frühjahr 1960 hat ein Bauer der Produktionsbrigade Xuecaiyuan, ein Mann namens Zhou, gekochtes Menschenfleisch als Schweinefleisch im eigenen Ort verkauft; als die Sache vom Leiter des Amtes für Arbeiter und Bauern des Kreiskomitees Li Yanrong entdeckt wurde, wurde angeordnet, das Fleisch wieder zu beerdigen. Zhou floh aus Angst, entdeckt zu werden.
    Im Frühjahr 1960

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