Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
Vom Netzwerk:
beschrieb. Nur in einem Punkt war er gescheiter als die normalen Kader, er hat nicht einfach nur die »Verheimlichung und Abzweigung von Erträgen« verurteilt, er hat die Ursachen für dieses Verhalten im Eigenschaftssystem gesucht. Am 28. Februar 1959 hat er Folgendes zu dem oben zitierten Artikel angemerkt:
»Die Politik ist richtig, aber ihre Beweggründe sind nicht klar gemacht worden. Das grundlegende System von Brigadeeigentum und in Teilen von Kommuneeigentum […] muss nach einigen Jahren […] über den Haufen gestoßen werden und zu einem grundlegenden System des Kommuneeigentums und in Teilen von Brigadeeigentum werden […] das ist ein allmählicher Entwicklungsprozess. Wenn man diese objektive Wahrheit nicht kennt, kann man die Probleme nicht grundlegend lösen und die Menschen nicht überzeugen.« [334]  
    Dieser Artikel samt der Anmerkung Mao Zedongs wurde im ganzen Land verbreitet. Obwohl damit eine gewisse einschränkende Wirkung des »kommunistischen Windes«, dem zufolge die Volkskommunen »erstens groß, zweitens Kommune« sein sollten, erreicht wurde, hat er doch zu einer falschen Einschätzung der Nahrungsmittelsituation der hohen Kaderebenen in sämtlichen Gebieten Chinas geführt und landesweit den Kampf gegen die Verheimlichungen und Abzweigungen der Bauern intensiviert und damit den Hunger in den ländlichen Gebieten verschlimmert.
    Gleichzeitig waren die Kader wie immer guter Dinge. Das verbliebene Material sagt: »Als Zeng Qingmei zu einer Inspektion der Arbeit in Bengbu eintraf, hatte er nur noch Tanzen im Sinn und hat als Sekretär Schauspielerinnen eine ganze Nacht lang beim Einstudieren von Tänzen Gesellschaft geleistet. Damals hat es in Bengbu bereits Hungertote gegeben und das Ganze hat einen verheerenden Eindruck hinterlassen.« Zeng Qingmei war Sekretär des Ständigen Ausschusses der Provinzkomitees und des Kontrollkomitees und zuständig für die Parteidisziplin.
»1960 hat das Gebietskomitee eine Menge Arbeitskräfte für den Bau eines Hotels abgezogen. Während des Mondfestes im Herbst verhungerten die Menschen auf der Straße, aber die Gebiets- und Kreiskomiteesekretäre haben bei ihren Treffen große Saufgelage gegeben, außer an Sonntagen Partys veranstaltet, jemanden zum Tanzen gesucht und Nachtbankette ausgerichtet.« [335]  
    Da die Menschen, die den »Wind des Kommunismus« bliesen, stolz darauf waren, »ein so schönes Ideal zu verwirklichen«, war es auch sozusagen der Wille des Himmels, jeden, der sich ihrer Auffassung nach diesem hehren Ziel in den Weg stellte, erbarmungslos zu attackieren. Der Bildungsstand der Basiskader ließ sehr viel zu wünschen übrig. Sie hatten diese Einstellung, dass für den Kommunismus alles hinweggefegt werden müsse. Mit ihnen war alles zu machen, selbst die extremsten Dinge. Wenn jemand mit dem kommunistischen Wind nicht zufrieden war oder etwas tat, was dem kommunistischen Stil zuwiderlief, dann war das sein Unglück.
    In einem Bericht vom 4. August 1960 [336]   schildert der Kontrollkomiteesekretär Zeng Qingmei, wie sich annähernd die Hälfte der Kader des Kreises Xiao auf allen Ebenen in unterschiedlichem Ausmaß gesetzeswidrige Disziplinarverstöße zuschulden kommen lasse, wozu auch schwere Strafen wie das Auspeitschen von Kommunemitgliedern gehöre. Und dazu komme es nicht allein im Kreis Xiao, in fast allen anderen Kreisen sehe es genauso aus.
    Um die Stabilität der Volkskommunen aufrechtzuerhalten, hat die Provinz Anhui das Mittel der Politkommissare in Anwendung gebracht. 1957 wurden provinzweit über 8000 Personen verhaftet. 1958 wurde vom Zentralkomitee ein Soll von 45000 Verhaftungen vorgegeben, eine Quote, die in der Provinz Anhui mit über 101000 Verhaftungen weit überboten wurde. Viele der Betroffenen starben in Haft. In Anhui starben innerhalb von drei Jahren auf Umerziehungsfarmen und in Untersuchungsgefängnissen über 50000 Menschen, das sind 31 Prozent der Gesamtzahl der Inhaftierten. [337]  
    Im Frühjahr 1959 wurde in der Provinzhauptstadt Hefei ein großes Plakat geklebt, auf dem die Parole stand: »Nieder mit dem Fettsack Zeng, tötet das Gespenst Yu« (die Frau von Zeng Xisheng hieß mit Nachnamen Yu). Zeng Xisheng stellte den öffentlichen Sicherheitsbehörden eine Frist, in der die Sache aufgeklärt sein sollte, und zwang sämtliche Kader der Sicherheitsbehörden, eine Schriftprobe abzugeben. Im Laufe der Zeit wurde die Schrift von über 18000 Personen untersucht und bei 4000 gab es geheime

Weitere Kostenlose Bücher