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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Personen wurden Opfer böswilliger Attacken, Familien wurden in Sippenhaft genommen, über 100 Personen fanden den Tod.
    Nachdem schon 1957 in Henan über 70000 Rechtsabweichler ergriffen worden waren, waren die Intellektuellen bereits schweigsam wie Zikaden im Winter. Die Ergreifung der »antikommunistischen Clique von Pan, Yang und Wang« 1958 machte den politischen Druck noch dramatischer; jetzt wagte überhaupt niemand mehr, ein wahres Wort zu sagen.
    Wu Zhipu war in diesem Kampf gegen Rechtsabweichler aufgestiegen, und als er fest im Sattel saß, machte er weiter mit seinem Kampf gegen rechte Tendenzen und drückte radikal die Politik der »Drei Roten Banner« durch. Als Folge waren die Augen des ganzen Landes auf Henan gerichtet.
    Der erste »Satellit« von einer Rekordernte beim Getreide wurde in Henan gestartet, [78]   die ersten Volkskommunen wurden in Henan geschaffen, [79]   die ersten unwissenschaftlichen Wasserbauarbeiten, Tiefpflügungen und Dichtbepflanzungen von Feldern kamen aus Henan. In der Renmin ribao wurden häufig die Erfahrungen, die man in Henan gemacht hatte, vorgestellt, die Provinz Henan wurde für das ganze Land zum Bannerträger des »Großen Sprungs nach vorn«.
    Die Vergeudung von Arbeitskraft und Geldmitteln durch unwissenschaftliche Wasserbauarbeiten [80]  
    Der Große Sprung nach vorn nahm in Henan seinen Anfang bei der Landwirtschaft, und der Große Sprung der Landwirtschaft nahm seinen Anfang bei den Wasserbauarbeiten für die Felder. Im Oktober 1957 fand in Henan auf Provinzebene eine Konferenz zu den Wasserbauarbeiten statt. Nach dieser Konferenz hielt Wu Zhipu ein Symposium ab, in dem er die sofortige Begrüßung des Großen Sprungs nach vorn im Bereich der Wasserbaumaßnahmen verlangte. Tan Zhenlin, der erwähnte stellvertretende Staatsratsvorsitzende, hatte sich persönlich zu dem Symposium begeben, um diese Forderung zu unterstützen. Zwischen November und Anfang Dezember veranstaltete der Provinzparteitag eine zweite Sitzung, auf der Wu Zhipu die Lage des Klassenkampfes analysierte, die »schweren rechtsgerichteten Fehler« der Führung des Provinzkomitees kritisierte und vorschlug, den »Großen Sprung im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion« zu organisieren und so die Leitlinien der Entwicklung der nationalen Landwirtschaft zu unterstützen. Tan Zhenlin erschien auch auf dieser Sitzung und hielt eine Rede. Am 7. Dezember verbreitete das Zentralkomitee einen »Kurzen Lagebericht« des Provinzkomitees von Henan, in dem es hieß, die Bevölkerung kämpfe provinzweit gegen die Dürre und pflanze Weizen, und eine Produktionsbewegung für die Wintersaison habe eingesetzt, in deren Mittelpunkt großdimensionierte Wasserbauarbeiten und Düngersammlungen stünden.
    Daraufhin wurde unmittelbar nach Neujahr 1958 eine Konferenz der für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft Verantwortlichen abgehalten. Wu Zhipu organisierte eine Diskussion über den Großen Sprung nach vorn im Bereich der Landwirtschaft für das Jahr 1958 und verlangte eine Erhöhung der Getreideproduktion und eine Erweiterung der bewässerten Flächen. Ende Januar setzte Wu Zhipu den Geist der Versammlung des Zentralkomitees der KPChinas in Nanning um, beschloss, innerhalb von zwei Jahren die Bewässerung des gesamten Ackerbodens zu realisieren, in drei Jahren die »vier Plagen« (Ratten, Wanzen, Fliegen, Moskitos) abzuschaffen, in fünf Jahren die Ziele der Landwirtschaftsplanung bei der Getreideproduktion zu erreichen und ebenfalls innerhalb von fünf Jahren das Analphabetentum zu beseitigen.
    Nach den Worten Wu Zhipus sollte die Provinz Henan »insgesamt 8,8 Milliarden Kubikmeter Erde und Steine verbauen, ihre Wasserspeicherkapazität bei 26,2 Milliarden Kubikmeter […] und die bewässerte Fläche bei 125,46 Millionen Mu liegen«; die verbaute Menge an Steinen und Erde entspreche »der Menge von 48 Panama-Kanälen«. In Wahrheit hat die Provinz Henan trotz der Vergeudung einer gewaltigen Menge an Kapital und Arbeitskraft diese Menge an verbauten Steinen und Erde bei weitem nicht erreicht. Bis Ende der 80er Jahre belief sich die Wasserspeicherkapazität von Henan ebenfalls nur auf 1,5 Milliarden Kubikmeter und in der gesamten Provinz waren nicht mehr als 50 Millionen Mu bewässert.
    1958 gab es zur gleichen Zeit insgesamt neun großdimensionierte Staudammprojekte, deren geplante Gesamtkapazität bei 60 Milliarden Kubikmeter lag. Allein für den Staudamm von Danjiangkou wurden in Henan 30000

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