Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

zwangseingekauft, den Massen blieb nichts. Sie hatten gerade die Ernte eingebracht und sie hungerten. Aber sie glaubten fest daran, dass die Kommunistische Partei niemanden verhungern lassen würde, und hofften, dass die übergeordneten Behörden das Getreide zurückschicken würden. Aber das Getreide ging und kam nicht wieder! Deshalb kann man in gewissem Sinn sagen, dass die Organisationsform der Volkskommunen die gesellschaftliche Ursache für die Ereignisse von Xinyang ist.«

Henan war das Banner des Großen Sprungs
nach vorn
    Die Ereignisse von Xinyang waren keine Einzelfälle. Die Probleme von Henan waren ein Problem der gesamten Provinz. Es gibt die Ansicht, dass es ohne Leute wie »Pan, Yang und Wang« nicht zu den Ereignissen von Xinyang gekommen wäre. Und diese Ansicht hat ein gewisse Berechtigung. [76]  
    Die Fälle »Pan, Yang und Wang«
    1958 kam es in Henan zu gewichtigen politischen Ereignissen, die das ganze Land erschütterten, und zwar die Entlarvung der »rechten, gegen die Partei gerichteten Clique von Pan, Yang und Wang«. »Pan, Yang und Wang« waren die drei führenden Köpfe des Provinzkomitees von Henan. Pan, das war Pan Fusheng, der erste Sekretär des Provinzkomitees von Henan und Politkommissar des Militärbezirks der Provinz in Personalunion; Yang war Yang Jue, seines Zeichens Sekretär des Provinzkomiteesekretariats; und Wang war Wang Tingdong, der stellvertretende Generalsekretär des Provinzkomitees von Henan. Ihre Entlarvung ging von Wu Zhipu aus, damals erster Sekretär des Provinzkomitees von Henan.
    Wu Zhipu wurde im März 1906 in einer Bauernfamilie im Kreis Qi in Henan geboren. Im Sommer 1920 bestand er die Aufnahmeprüfung für die Bauernschule seines Kreises, 1924 für die zweite Provinz-Mittelschule von Kaifeng. Im März 1925 trat er der kommunistischen Jugendliga, der Jugendorganisation der KPCh, bei und im Dezember des gleichen Jahres der KPCh selbst.
    Im Februar 1926 wurde er von der Organisation, wie die Partei noch heute genannt wird, zum Studium ins Trainingslager der Bauernbewegung nach Kanton geschickt, wo er unter anderem an dem von Mao Zedong geleiteten Unterricht der Bauernbewegung teilnahm. Kurz vor seinem Abschluss ging er mit Mao Zedong nach Haifeng und in andere Gebiete, um die unter anderem von Peng Bai geleitete Bauernbewegung zu besuchen und zu studieren.
    Wu Zhipus Verehrung für Mao Zedong nahm noch zu. Wie Mao Zedong selbst hatte auch er eine Vorliebe für alte Bücher. Wenn er auf dem Land unterwegs war, hatte er immer eine Bücherkiste dabei und las, wann immer die Zeit es erlaubte. Yang Jue erzählte, dass Wu Zhipu während einer Konferenz in Beijing in der Einkaufsstraße Liulichang in einem Antiquariat über 300 Yuan für ein altes Buch ausgegeben habe, aus dem er dann, zurück im Hotel, mit großem Vergnügen vorgelesen habe.
    Zwischen dem 6. Juni und dem 1. Juli 1958 wurde in Henan die 9. KP-Vollversammlung der Provinz abgehalten. Auf dieser Versammlung wurden acht Vergehen der »rechten Opportunisten« Pan, Yang und Wang aufgelistet:
Ablehnung des Klassenkampfs, Ablehnung der Doppelstrategie des ZK, Begründung einer »Theorie zur Vernichtung des Klassenkampfes«
Angriff auf die Kooperationen, Leugnung der Überlegenheit der Kooperationen, Propagierung einer »Theorie der Überlegenheit der Kleinbauernwirtschaft«
Angriff auf die Getreideankaufs- und -rückverkaufspolitik und Versuch ihrer Abschaffung, Ablehnung und Verurteilung der Autarkiepolitik
Zusammenarbeit mit rechten Gruppierungen der bürgerlichen Klasse, zügellose Angriffe auf die Partei
unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Rechtsabweichler kompromisslose Behinderung und Zerstörung des Kampfes gegen Rechtsabweichler
Verbreitung und Entwicklung kapitalistischer Leitbilder
Täuschung des Zentralkomitees und Widerstand gegen den richtigen Weg des ZK (was vor allem die Tatsache meinte, dass Pan Fusheng auf einer Konferenz in Qingdao im Juli 1957 Mao Zedong über die wirkliche Lage in Henan in Kenntnis setzte)
Bildung einer gegen die Partei gerichteten Clique, Komplott zur Zerschlagung der Partei.

    Einen Monat früher hatte das Zentralkomitee der KPCh auf der 2. Plenartagung der 8. Vollversammlung die Kritik an Pan, Yang, Wang und einigen anderen Personen aus der Welt der Kunst und der Politik zugelassen. Auf der Versammlung selbst betonte Wu Zhipu: »Der rechte Opportunismus ist gegenwärtig die größte innerparteiliche Gefahr.« Die Speerspitze zeigte damals im Wesentlichen auf