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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Genehmigung einer vertraglich geregelten Lieferquote von 18 Millionen Pfund Getreide. Im Kreis wurde auf der Stelle eine Konferenz der drei Kaderebenen einberufen, um das Ganze vorzubereiten. Aber aufgrund der Tatsache, dass die Führung des Gebietskomitees auf der Drei-Kader-Konferenz betonte, der eigentliche Grund für die Nahrungsmittelprobleme in Zhenyuan liege in dem Ärger, den Konterrevolutionäre dort machen würden, musste man dem Schaden durch die Konterrevolution auf den Grund gehen. Anschließend wurde das Nahrungsmittelproblem zu einem wichtigen Hintergrund für den großen Fall einer »konterrevolutionären Clique«.
    Im Juli 1958 entsandte das Gebiet Pingliang eine Arbeitsgruppe in den Kreis Zhenyuan, um die Massen zu einer freien Meinungsäußerung, zu Wandzeitungen und Diskussionen zu mobilisieren, um »die weiße Fahne herauszureißen«, »gegen rechte Tendenzen«, die »Verheimlichung und Abzweigung von Ernteerträgen« und den »Schaden durch den Klassenfeind« vorzugehen, die Wurzeln für die Rückständigkeit von Zhenyuan zu suchen, eine sogenannte politische Revolution durchzuführen und »eine große Revolution zu organisieren«. Kaum waren die Verantwortlichen der Arbeitsgruppe im Kreis Zhenyuan angekommen, als sie auch schon Kreiskomitee und Kreiskomiteemitglieder vollständig entmachteten und die Führungsleute auf Kreisebene zur Arbeit in die ländlichen Gebiete schickten. Gleichzeitig ließen sie die Organe der Öffentlichen Sicherheit, die Staatsanwaltschaften und Volksgerichte ein gemeinsames Büro unterhalten. Die Arbeitsgruppe kritisierte namentlich den Kreisvorsitzenden Xu Guohe, sämtliche politischen Kampagnen seit der Befreiung des Kreises Zhenyuan seien »ausgesprochen halbherzig« gewesen; es hätten sich »nicht wenige politisch unsaubere und konterrevolutionäre Elemente in die Partei eingeschlichen und alle möglichen Führungspositionen ergattert«. Es wurde sogar behauptet, der Kreis Zhenyuan sei »ein großes konterrevolutionäres Basisbataillon«.
    Die Verantwortlichen der Arbeitsgruppe unterzogen Xu Guohe und Zhang Wanshou unter der »Anklage« des »rechtsgerichteten Konservatismus« und des »Regionalismus« Kampfkritiken und verkündeten die Absetzung des Kreisvorsitzenden und seines Stellvertreters. Innerhalb von neun Tagen wurden über 30 Führungskader auf Gemeinde- und Kreisebene kritisiert, über 400 Kader aus den bäuerlichen Genossenschaften verloren ihr Amt.
    Der Verantwortliche der Arbeitsgruppe sagte: »Die Probleme Xu Guohes sind schwerwiegend. Er ist der Auffassung, die Ankaufquoten seien zu hoch, die Lieferquoten zu niedrig, das ist ein politisches Problem.« Xu und Zhang und vielen anderen wurde der Hut des »rechten Opportunismus« und der »Bildung einer rechten, antikommunistischen Clique« aufgesetzt.
    Die Verantwortlichen der Arbeitsgruppe vertraten die Ansicht, dass man den Kadern der Öffentlichen Sicherheit, der Staatsanwaltschaft, der Volksgerichte und der Polizei nicht vertrauen könne, woraufhin sie alle zur Seite treten mussten, selbst ihre Familienangehörigen wurden nicht verschont.
    Wang Long, die Frau von Xu Guohe, war stellvertretende Sekretärin des Kreiskomitees von Zhenyuan und besuchte damals gerade die Parteischule des Provinzkomitees. Sie wurde in den Kreis zurückbeordert, mehrere Monate Kampfkritiken unterzogen und gezwungen, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen.
    Xus Schwiegervater Wang Zihou war ein alter, schon 1936 der Partei beigetretener Kader, er hatte den Kreisverband der Partei in Zhenyuan aufgebaut und war Held und Vorbild im Grenzgebiet von Shaanxi, Gansu und Ningxia; er war damals gerade in der Parteischule des Zentralkomitees. Auch er wurde zu Kampfkritiken zurückgebracht und verlor sein Amt als Kommissar der Geschäftsstelle von Wudu. Xu Guofu, der älteste Bruder von Xu Guohe, und sein zweitältester Bruder Xu Guocai (allesamt einfache Bauern), sein fünftjüngster Bruder Xu Guozhi (Kader und Parteimitglied), seine Schwägerin Li Ximei und andere Familienangehörige wurden Kampfkritiken unterzogen und verhaftet. Xu Guocai starb im Gefängnis. Xu Guohes über 70-jährige Mutter wurde ebenfalls einer Kampfkritik unterzogen, bis sie eine Zeitlang den Verstand verlor. Xus erst sechs Jahre alter Sohn wurde aus dem vom Kreiskomitee zur Verfügung gestellten Haus vertrieben, irrte in den Wintermonaten auf den Straßen herum und wurde von einem gutherzigen Städter namens He Laohan für eine gewisse Zeit in sein Haus

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