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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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aufgenommen – ein Glücksfall, der ihn überleben ließ.
    In den ländlichen Gebieten unterzog die Arbeitsgruppe eine Unzahl von Basiskadern und Leuten aus dem einfachen Volk einer Kampfkritik unter Phantasieanklagen wie »rechter Konservatismus«, »ideologische Missernte«, »Leugnung des Großen Sprungs nach vorn«, »Geschrei für die reichen und mittleren Bauern«, »Ablehnung der Getreidepolitik« und »Schüren von Unruhe«. Vielen Bauern wurde zu dieser Zeit auch der große Hut einer »kapitalistischen Galionsfigur« aufgesetzt, es wurden gesetzeswidrige Hausdurchsuchungen durchgeführt, die Leute wurden beschimpft, gefesselt und geschlagen. Eine Zeitlang herrschte überall Terror.
    Die Verantwortlichen der Arbeitsgruppe jedoch gaben damit immer noch keine Ruhe, sondern schlugen des Weiteren vor: »Wir brauchen ein paar Millionen Wandzeitungen, um im ganzen Volk eine große Diskussion und eine große Enthüllungsaktion anzustoßen und eine Kampagne zur Demontage der weißen Fahnen zu initiieren!« Sie ordneten an, dass die Kader in den Organisationen und die Angestellten und Arbeiter der Unternehmen pro Mann und Tag einhundert solcher Wandzeitungen zu schreiben hatten; Mittelschüler hatten fünfzig Wandzeitungen pro Tag zu schreiben, wobei sich der Inhalt nicht wiederholen durfte. Anschließend schrieben die Leute Tag und Nacht nur noch Wandzeitungen, und wenn es nichts zu schreiben gab, haben sie sich den Kopf zerbrochen, wie sie die geforderte Anzahl von Wandzeitungen zusammenbringen sollten; manch einer hat die Gelegenheit genutzt, irgendetwas an den Haaren herbeigezogen und damit die guten Leute in eine Falle gelockt.
    Mitte September hat das Kreiskomitee täglich eine Großversammlung abgehalten, auf der die »konterrevolutionären Verbrechen« von Xu und Zhang angeprangert wurden. Anschließend fingen Verhaftungen in großem Stil an. Wie aus dem »Bericht über die zweimonatige Arbeit im Kreis Zhenyuan«, den die Arbeitsgruppe des Gebietskomitees am 2. Oktober verfasste, zu ersehen ist, wurden über 5 Millionen Wandzeitungen geklebt, es wurden über 20000 »rote Fahnen aufgepflanzt« und »weiße Fahnen demontiert«, über 870 Kader aus den Bauerngenossenschaften ihrer Ämter enthoben und über 2000 Personen als »Klassenfeinde« angegriffen. Bis zum 20. Oktober wurden 1096 Personen verhaftet.
    Zur Zeit dieser großen Verhaftungswelle zerfiel der ganze Kreis in fünf Abschnitte. Jeder Abschnitt stellte ein Mitglied für die Arbeitsgruppe oder der Ständige Ausschuss des Kreiskomitees fungierte als Leitung der Arbeitsgruppe. Sie trugen stets bereits abgestempelte Haftbefehle bei sich, die sie zu jeder Zeit ausfüllen und mit denen sie überall Verhaftungen vornehmen konnten. Einmal hörte ein Verantwortlicher der Arbeitsgruppe in einer Avantgarde-Agrargenossenschaft, wie die Massen davon sprachen, dass sie nichts mehr zu essen hätten, und darum baten, ihnen das Rückkaufgetreide zu liefern. Daraufhin gab er seinen Gefolgsleuten die Anordnung, die Namen dieser Leute zu notieren und sofort eine Massenversammlung einzuberufen; auf einen Schlag wurden 48 Personen festgenommen. Unter ihnen war ein Mann, der aus einer Grundbesitzerfamilie stammte und den gleichen Nach- und Vornamen hatte wie ein armer Bauer im Dorf. Als sein Name bei der Massenversammlung ausgerufen wurde, stand zunächst dieser arme Bauer auf, wurde prompt verhaftet und starb bald darauf im Gefängnis.
    Ein anderes Mal fuhr der Verantwortliche der Arbeitsgruppe zusammen mit dem stellvertretenden Sekretär des Kreiskomitees in ein Gebiet mit dem Namen Maqu. In ein paar Tagen wurden über 200 Personen festgenommen, darüberhinaus fesselte man sie aneinander und zerrte sie in langen Reihen zum Kreis.
    Am 22. Oktober kam der erste Sekretär des Kreiskomitees von Gansu Zhang Zhongliang in den Kreis Zhenyuan. Als er einen mündlichen Bericht der Arbeitsgruppe entgegengenommen hatte, gab er überraschend folgende Erklärung ab: »Sofort verhaften und in ein Netz stecken.«
    Am 24. wurde in der Kreishauptstadt der Ausnahmezustand verhängt, überall wurden Maschinengewehre aufgestellt, als sei eine große feindliche Armee im Anmarsch. Xu Guohe, Zhang Wanshou und andere aus dem Kreis wurden verhaftet und mit ihnen 169 Genossenschaftskader.
    Am 31. Oktober gab das Provinzkomitee die Erlaubnis, diese Fälle als »konterrevolutionäre Clique von Xu Guohe und Zhang Wanshou« zu behandeln.
    Im gesamten Kreis wurden von den verhafteten Personen

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