Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Mittleren Süden gewesen, wo ihm Tao Zhu die Sekretariatssekretäre der Reihe nach vorgestellt habe; und der Vorsitzende Mao habe, als er Wu Zhipus gewahr wurde, gesagt: »Ach, hier steckst du!« Wu soll geweint haben.
Ein andermal gab es im Büro für den Mittleren Süden eine Konferenz von ein paar Provinzkadern, und Wu Zhipu soll mit gefalteten Händen von Zimmer zu Zimmer gegangen sein, um Abbitte zu leisten: »Ich habe Schuld auf mich geladen, ich habe vor den Menschen in Henan Schuld auf mich geladen!« [102]
Kapitel 2
Gansu ist kein angenehmer Ort
Die Provinz Gansu liegt im Nordwesten von China, der Osten ist trocken, wasserarm und auch sonst sehr arm; der Westen ist verhältnismäßig reich. In den zwei, drei Jahren nach dem Großen Sprung 1958 kam es hier, ebenso wie in allen anderen Gebieten des Landes, zu einer schweren Hungersnot.
Lügen als Resultat des hohen politischen Drucks
Zhang Zhongliang, der erste Sekretär des Provinzkomitees von Gansu und in den Kriegsjahren Politkommissar bei der Vierten Armee, dirigierte die Arbeit in den Gebieten gerne, wie er zuvor die Truppen dirigiert hatte. Am 9. Februar 1958 erklärte er in der zweiten Versammlung der zweiten Delegiertenkonferenz der KPCh der Provinz Gansu in einem Bericht mit dem Titel »Alle Kräfte anspannen, drei Jahre hart kämpfen für den Großen Sprung in der Landwirtschaft! Und dann noch ein Sprung!«, seit dem im Juni 1957 ausgelösten Kampf gegen Rechtsabweichler und der großen Diskussion, die es seit August in den Fabriken und in den ländlichen Gebieten gebe, habe sich eine Kampagne zur Ausrichtung des Arbeitsstils gebildet, die das gesamte Volk erfasst habe. Provinzweit seien über 9700 Rechtsabweichler ausgehebelt worden, dazu noch eine Reihe von Konterrevolutionären und üblen Elementen.
Zhang Zhongliang gab diese Zahlen im Brustton des Erfolges preis, doch wie viele zerstörte Familien und verwaiste Kinder standen hinter diesen Zahlen! Erneut hatte er mit den Methoden der Ausrichtung des Arbeitsstils die gesamte Provinz auf einheitlichen Kurs Richtung »Großer Sprung nach vorn« gebracht, er selbst hielt das für eine Ruhmestat. Zhang Zhongliang sagte, es sei ein herausragender Erfolg, ein Durchbruch dieser Konferenz, eine antikommunistische Clique mit Sun Diancai, Chen Chengyi und Liang Dajun an der Spitze und ein paar weitere antikommunistische und antisozialistische Elemente entlarvt zu haben. Damit sei das Für und Wider im Richtungskampf geklärt.
Dass auf der relativ hohen Ebene der Provinzführung antikommunistische Cliquen entdeckt wurden, war Anfang 1958 in vielen Provinzen an der Tagesordnung: In Henan war es die Clique um »Pan, Yang und Wang«; in Shandong die um Li Guangwen, Zhao Jianmin und Wang Zhuoru; in Fujian die um Jian Yizhen, Wei Jinshui (1957); in Qinghai die um Zhang Guosheng (1959), in Zhejiang die um »Sha, Yang und Peng« (Sha Wenhan, Yang Siyi, Peng Ruilin), in Anhui die um Li Shinong, Zhang Kaifan und Liu Xiushan.
Zhang Zhongliang zählte in seinem Bericht die »Verbrechen« von »Sun, Chen und Liang« auf: Sie hätten die Meinung vertreten, die Arbeit des Provinzkomitees sei »nicht mehr so gut wie früher«; sie hätten die Tatsache geleugnet, dass 1956 die Getreideproduktion um 2,6 Milliarden Pfund gestiegen sei, sie hätten sich nicht der Ansicht von Yang Rushe vom Provinzkomitee angeschlossen und behauptet, »Qin Shihuangdi, der erste Kaiser von China, hat mit seinen Wasserbauarbeiten das einfache Volk gepeinigt«, und sie hätten den Kapitalismus weitgehend vertuscht. Durch sie ermutigt, hätten nicht wenige Massen im Gebiet von Yinchuan aktiv Privatparzellen bewirtschaftet und viele seien einem kapitalistischen Nebenerwerb nachgegangen und so weiter und so fort.
Zhang Zhongliang sagte: »Das Auftauchen der antikommunistischen Clique von Sun, Liang und Chen in den Reihen unserer Partei spiegelt den Klassen- und den Richtungskampf innerhalb der Partei.« Er betonte, »der wesentliche Widerspruch in unserem Land ist noch immer der zwischen den Klassen des Kapitalismus und des Proletariats«, er kritisierte »die schwer rechtsideologisch belasteten Genossen in der Partei«, die vielen Widersprüche zwischen uns und dem Feind als Widersprüche innerhalb des Volkes selbst zu behandeln.
Er sagte: »In Gansu ist eine grundfalsche Ansicht weit verbreitet, derzufolge Subjektivismus nur im Verlassen der Realität bestehe, während das Zurückbleiben hinter der Realität nicht als
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