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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Provinzkomitee eine Bestätigung dieses Berichtes durch das Zentralkomitee zuschicken. [106]   In Wirklichkeit herrschte außerordentlicher Getreidemangel, in dessen Folge die Menschen in großer Zahl verhungerten. Die von Zhang Zhongliang vorgebrachten Ideen zur Ausweitung des politischen Kampfes innerhalb der Partei produzierten ein Unrecht nach dem anderen. Spätere Untersuchungen haben gezeigt, dass diese »Fälle« ausnahmslos erfunden waren.
    Zhang Zhongliangs Ideen in diesem Bereich kamen allerdings nicht nur von ihm selbst. Nach 1959 hatten Führungsleute des Zentralkomitees wie Zhu De, Chen Yun, Deng Xiaoping und Tan Zhenlin Gansu besucht und an ihrer Unterstützung der Arbeit in Gansu festgehalten. Als das Provinzkomitee Leute zur KPCh schickte, um über den Kampf gegen rechte Tendenzen zu berichten, sagte Deng Xiaoping: »Warum kommt es in Gansu so oft zu so bitteren innerparteilichen Kämpfen? Weil der Sprung nach vorn in Gansu besonders groß ist und die rückständigen Kräfte besonders stark.« [107]   Die Kritik an Huo Weide wurde auch vom Zentralkomitee der KPCh genehmigt.

Die konterrevolutionäre Clique von Xu Guohe
und Zhang Wanshou
    In der Nummer 4 der Zeitschrift Bainianchao [Strömungen eines Jahrhunderts] von 1999 erschien ein vom »Büro für Parteigeschichte des Kreises Zhenyuan« verfasster Artikel mit dem Titel »Die Justizirrtümer während des ›Großes Sprungs nach vorn‹ in Zhenyuan«, aus dem ich hier in Auszügen zitiere.
    Der Kreis Zhenyuan bildete einen Teil des revolutionären Stützpunktgebietes im Grenzgebiet von Shaanxi, Gansu und Ningxia und war nach 1949 dem Gebiet Pingliang unterstellt. Seit der staatliche Getreidean- und rückverkauf durchgeführt wurde, wurden hier Jahr für Jahr zu hohe Ankaufquoten erstellt. 1954 belief sich die Ankaufquote auf 30,5 Prozent der Gesamtproduktion; in diesem Jahr betrug die Menge der zurückgekauften Nahrungsmittelgetreide 27,1 Prozent.
    1955 sank die Produktion aufgrund von Naturkatastrophen, doch die Ankaufquoten blieben bei 22,9 Prozent; im gleichen Jahr belief sich die Rückverkaufquote auf 106,3 Prozent.
    1956 waren die Ernteerträge relativ gut, aber nach Erfüllung der Ankaufquoten belief sich die Rückverkaufquote weiterhin auf 43,6 Prozent.
    1957 kamen zu der großen Dürre noch Frost, Hagel und Ungeziefer, die Produktion von Nahrungsmittelgetreide sank um 40 bis 50 Prozent auf nur 82 Pfund pro Mu.
    Aus Angst, den Verlust nach oben zu melden, gab man im Kreis Phantasiezahlen von 115 Pfund pro Mu an und berechnete auf dieser Grundlage natürlich auch die Ankaufquoten – mit dem Resultat, dass in diesem Jahr die Rückverkaufquote bei 130,3 Prozent lag.
    1958 wurde, da der Großteil der Arbeitskräfte für die Stahl- und Eisenschmelze und für große Wasserbauprojekte abgezogen worden war, die Ernte nicht eingebracht. In diesem Jahr lag die Rückverkaufquote immer noch bei 75,6 Prozent des aufgekauften Getreides.
    Infolge der Jahr für Jahr überhöhten Ankaufquoten hatten die Bauernfamilien keinerlei Reserven mehr, und es entstanden Versorgungslücken zwischen den Ernten. Den Bauern blieb nichts anderes übrig, als wahllos nach Nahrungsersatzstoffen zu suchen. Man aß unter anderem Schneckenkleestiele, Kartoffelkraut, Baumwollsamen, Reis- und Weizenspreu. Wassersucht, Vergiftungen und Todesfälle waren an der Tagesordnung. Die Kreisregierung entsandte Kader in die Dörfer, um zum einen die Selbstversorgung der Massen zu organisieren und zum anderen nach oben über die Lage in den Katastrophengebieten zu berichten. Der Kreisvorsitzende Xu Guohe und sein Stellvertreter Zhang Wanshou haben zusätzlich in eigenem Namen einen Bericht an die Führungsorgane von Provinz und Region geschrieben. Provinz- und Gebietsführung und die Verantwortlichen in den zuständigen Behörden erschienen mehrfach im Kreis Zhenyuan, um die Lage zu sondieren und sich ein Bild zu machen. Im Januar 1958 hat der stellvertretende Kommissar der Präfektur Pingliang He Yuqing nach einem Besuch in Zhenyuan, wo er die Arbeit inspizierte, beschlossen, die Einspeicherung des noch nicht aufgekauften Getreides zu stoppen, um die Gemüter der Menschen zu beruhigen. Außerdem kritisierte er die abenteuerliche Praxis gefälschter Berichte, was einen sehr guten Effekt hatte.
    Am 14. Mai 1958 kamen über 20 Kader nach Zhenyuan, um die Lage zu untersuchen und sich ein Bild zu machen. Anschließend wandten sie sich an das Provinzkomitee mit der Bitte um

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