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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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aber Esterhuysen scherte sich nicht um gute Manieren. „Ich bin sehr ungehalten, junger Mann.“ Seine Stimme war frostig. „Sie haben mich um mein Vergnügen gebracht.“
    Alfie sagte nichts. Er dachte fieberhaft nach. Sie standen an der Stelle des Kreuzweges, an der ein großer Findling lag, in den ein Steinmetz die Worte Jesus wird begraben gemeißelt hatte. War jetzt auch seine Zeit gekommen? Würde Esterhuysen ihn plattgewalzt unter dem Findling zur letzten Ruhe betten?
    „Das war nicht meine Absicht“, antwortete Alfie schließlich, um Zeit zu gewinnen.
    „Wissen Sie, die Welt ist ein Dorf“, fuhr Esterhuysen fort. An diesem Tag trug er einen beigefarbenen Cordanzug mit dunkelbraunem Rolli darunter, dazu mahagonifarbene Halbstiefel. Alfie wünschte sich, irgendwann einmal so viel Stilgefühl zu haben wie Esterhuysen. Ja, dessen Eleganz, Selbstsicherheit und Esprit hätte er zu gern auch besessen. Nur dessen mörderische Triebe nicht, versteht sich.
    „Jahrelang habe ich von meinem getreuen Rudi eine Leiche nach der anderen im hiesigen Wildsee versenken lassen – und dann muss ich eines Tages bei einer Kontrollinspektion feststellen, dass es in Seefeld vor ehemaligen Kollegen nur so wimmelt. Das geht natürlich nicht, das verstehen Sie doch, oder?“
    Alfie nickte. Er trug an diesem Tag wieder die von Jeff Bridges geliehene Windjacke. Auf seine neue Stoffhose – die alte war ja eingelaufen – und die coolen Turnschuhe war er bis gerade eben noch mächtig stolz gewesen, aber jetzt fand er, dass er neben einer so männlich-virilen Erscheinung wie Esterhuysen aussah wie ein nerdiger Schuljunge. „Das geht nicht, da haben Sie recht“, sagte er, ohne sich zu erinnern, worum es eigentlich gerade ging. Er war mit modischen Belangen beschäftigt. Und mit der Frage, wie er aus dieser Situation heil herauskommen konnte.
    „Wissen Sie, wir Auftragsmörder sehen die Welt doch mit anderen Augen.“
    Sollte Alfie sich freuen, dass Esterhuysen ihn durch das wir in diesen illustren Kreis eingeschlossen hatte?
    „Ich musste jederzeit damit rechnen, dass einem dieser grenzdebilen Greise etwas auffallen würde und sie meinen Entsorgungssee an die Behörden melden würden. Das konnte ich nicht zulassen. Darum wollte ich sie flächendeckend ausradieren.“ Er lächelte. „Ich sah diesem Projekt vorfreudig entgegen, obwohl es unentgeltlich erfolgte. Mein Beruf ist ja schließlich auch mein Hobby.“
    Alfie nickte. „Sie sind aber nicht debil. Sie sind alle noch ganz gut beieinander.“
    Esterhuysen wedelte mit der SIG Sauer. „Irrelevant.“ Er setzte sich auf den Findling. „Und dann kommt mir plötzlich diese Erbsache dazwischen. Ich wusste gar nicht, dass Jonathan eigentlich Matze Gänswein heißt. Mit dem Namen hätte ich mich natürlich auch umbenannt. Anfangs dachte ich noch, es handle sich um einen Glücksfall, ich könnte dem Erben das Waldschlössl abkaufen und dann als neuer Eigentümer für einen ‚bedauerlichen Gasunfall‘ oder etwas in der Art sorgen.“ Er schnaubte. „Aber nein, der Erbe ...“, er bedachte Alfie mit missvergnügtem Blick, „... sträubt sich. Und sorgt für eine Verkettung von Umständen, die die ahnungslosen Grenzdebilen misstrauisch macht und zu den Waffen greifen lässt. Enorm ärgerlich, um es mal so zu sagen. Ich habe meine ganze Truppe verloren. Wer nicht tot ist, sitzt im Knast. Wenn ich ganz ehrlich sein darf, bin ich mit dieser Situation unzufrieden.“
    Alfie nickte neuerlich. Das wäre er an Esterhuysens Stelle auch gewesen.
    Andererseits hätte er an Esterhuysens Stelle auch schon längst den Abzug gedrückt. Man plauderte nicht mit seinen Opfern. Das gab ihnen nur Gelegenheit, ihr Überleben zu planen. Wobei da bei Alfie keine Gefahr bestand. Er war immer ganz im Hier und Jetzt, und das Gleich-Danach hatte keine Chance, Eingang in seine Denkprozesse zu finden.
    „Ich werde mich wohl aus dem aktiven Geschäft zurückziehen“, fuhr Esterhuysen fort. „Aber Sie verstehen sicher, dass es nunmehr eine Frage der Ehre ist, das ganze Waldschlössl-Pack auszulöschen, nicht wahr? Mit Ihnen fange ich an, obwohl Sie mir durchaus sympathisch sind. Das darf ich doch sagen, oder?“
    Alfie nickte nicht. Irgendwann war selbst für ihn der Punkt gekommen, an dem das Mitgefühl mit seinem Mörder endete.
    „Also schön, bringen wir es hinter uns: Erschießen Sie mich!“, sagte Alfie und kam sich dabei ungeheuer männlich vor. Wie Clint Eastwood. Im Angesicht des Todes nicht mit

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