Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graf Dracula auf Schreckenstein

Graf Dracula auf Schreckenstein

Titel: Graf Dracula auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
Sie! Ich bin ein Gegner jeder Art von Umweltverschmutzung. Doch es gibt Ausnahmen, wa? Im Karneval werfen die Leute Luftschlangen. Wenn in Amerika ein Hochzeitspaar aus der Kirche kommt, werfen Freunde und Bekannte Reiskörner — das soll Glück bringen. Manche Leute sind ja abergläubisch, wa? Nachher wird dann zusammengekehrt. Künstler brauchen bei der Arbeit Anregung oder Beruhigung — dann rauchen sie, wa? Mit Zigarette können sie sich einfach besser konzentrieren.“
    „Und wenn sie sie wegwerfen, reißt die Konzentration dann ab?“ fragte Mücke todernst.
    „Nee. Det merken die gar nicht. Deswegen is det auch keine Umweltverschmutzung, wa?“ sagte Wa.
    Mücke kritzelte zu Ende und verbeugte sich steif: „Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.“
    Känguruh entging ihm. Der war mit Ottokar, Stephan, dem Rex und den beiden Frauen schon auf der Treppe zur Folterkammer.
    „Sie sollen hinter zum Sportplatz kommen. Aldo ist da!“ sagte ein Mann zu Wa.
    „Ach du Schreck“, sagte der und nahm Mücke am Arm. „Komm mit! Aldo ist genau der Typ für dich. Oberprimstens!“ Aldo, so erfuhr der emsige Redakteur unterwegs, war der Spinner, der gestern im Hof herumgefuchtelt hatte. Ehemals Ballettänzer, war er bei der Filmgesellschaft als Fechtmeister engagiert. Er studierte mit den beiden Schauspielern eine Fechtszene ein.
    „Die müssen die Schlagfolge auswendig lernen, wie Text, wa? Sonst kann das leicht ins Auge gehen“, meinte der Aufnahmeleiter.
    Drüben auf dem Weitsprunganlauf klirrten die Degen. Aldo sagte die Schläge und Paraden an, korrigierte, kritisierte lautstark in französisch, englisch und italienisch durcheinander.
    „Eine Sache für Männer mit Kondition!“ sagte Mücke anerkennend.
    Wa grinste: „Das kommt noch besser, wa? Warte mal, bis unsere ,Stuntmen’ (sprich: stantmän) da sind!“
    Zufällig kannte Mücke das englische Wort, das Artisten bezeichnet, die Schauspieler in gefährlichen Szenen sozusagen „vertreten“. Ein Schrei. Einer der Schauspieler hatte falsch pariert und hielt sich den Oberarm. Mücke, mit Reporternase, nützte die Pause, war schon bei Aldo und fragte ihn, ob Künstler bei der Arbeit Zigaretten wegwerfen müßten — dadurch könne unter Umständen ein Waldbrand entstehen.
    Aldo überlegte und antwortete in holprigem Deutsch: „Eine Künstler darfe alles. Ohne alles darfe — keine Kunst. Capito?“
    In hohem Bogen warf er seine Zigarette weg. Dampfwalze trat sie aus, hob sie auf und schaute zu der Schauspielerin hinüber, die vor ihrem Garderobewagen auf einem Klappstuhl saß und Andi und Klaus zusah, die vor ihr auf den Knien den Rasen nach Kippen absuchten.
    „Ihr seid ja gründlicher als jede Raumpflegerin, Kinderchen!“ lobte sie. Darauf ließen sich die beiden zu ihren Füßen nieder und zwinkerten Mücke entgegen, der herüberkam, um auch sie für die Schulzeitung zu interviewen. Sie sahen aus, als hätten sie etwas vor.
    Nach Mückes erster Frage lachte die Schauspielerin schrill auf: „Ist ja süß, Kinderchen! Na wartet mal, bis ihr selber raucht. Dann reden wir darüber. Zur Konzentration brauche ich die Dinger jedenfalls nicht. Wenn manche Kollegen so unbegabt sind, daß sie sich daran festhalten müssen, ist das ihr Problem.“
    Mücke mißfiel ihr hämischer Unterton. So würde kein Ritter über andere sprechen, dachte er, sagte aber nichts, sondern beeilte sich, in die Folterkammer zu kommen.
    Nach ausführlicher Inspektion der Streckbank — Ottokar hatte sich einspannen lassen, um zu zeigen wie sie funktioniert — führte Stephan gerade Paule vor. Er trat auf die Leiste zwischen den Steinfliesen. Knarzend kam der Knochenmann mit der Sense aus dem Kasten.
    Känguruh, an den steinernen Richtertisch gelehnt, strahlte: „Wonderful! Wonderful! Wir hier drehen. Der Skelett wird gut sein für unsere Linda. Wenn sie erschreckt, dann sie spielt mit mehr Natürlichkeit.“
    Linda hieß sie also! Mücke notierte sich auch diese ungünstige Aussage über eine nichtanwesende Person. Dann stellte er Känguruh seine Frage: „Müssen Künstler rauchen, damit sie gut sind?“
    Känguruh lächelte und sagte, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen: „Sie nicht müssen rauchen, sie nicht müssen Alkohol trinken. Sie nur müssen sein gut.“
    Das Scriptgirl wurde geschickt, den Oberbeleuchter und den ersten Kameramann zu holen. Die Folterszene sollte umgehend gedreht werden. Hier konnten die Ritter nicht zuschauen; nur Ottokar durfte dabeisein, weil

Weitere Kostenlose Bücher