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Graf Dracula auf Schreckenstein

Graf Dracula auf Schreckenstein

Titel: Graf Dracula auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Lehrern. Macht doch viel mehr Spaß, wenn man sich aufeinander verlassen kann, wa?“
    Für den Aufnahmeleiter schien das jedoch so unwahrscheinlich zu sein, daß selbst ihm keine Antwort darauf einfiel.
    Auf Schreckenstein mußte jeder umlernen. Daß die vier Minis zwei Stunden zuvor noch als arme Würstchen im Eßsaal gelegen hatten, ahnten die Filmleute nicht. Kein Ritter hätte darüber ein Wort verloren. Wer sich gegen die Gemeinschaft stellte, wurde sanft oder unsanft an seine Pflichten erinnert. Schadenfreude, hämisches Gelächter, schlechte Nachrede gab es nicht. Die Sache war erledigt und vergessen.
    „Noch zehn Mann rein!“ rief Wa durch den Torbogen hinaus.
    Die meisten Ritter hatten sich hinter die Kamera gestellt, um die Szene gut zu sehen. Ralph, Rolf, Dolf, Wolf, Olf folgten dem Aufruf und auch die Gartenzwerge. Endlich hob sich die Brücke. Wa rief weitere Ritter herein, bis sie sich genau so schnell hob, wie Känguruh sich das vorstellte. Jetzt kamen die Darsteller dazu und führten unter Aldos Anleitung die letzten Paraden aus.
    „Hoch!“ rief Wa — Ritter und Filmleute zogen an den Seilen, was sie konnten, die Brücke hob sich, samt einem der Fechter. Der andere blieb draußen stehen.
    „Okay“, rief Känguruh. „Jetzt wir drehen das. Und bitte ziehen noch schneller.“
    Da die Szene nicht im Burghof, sondern draußen aufgenommen wurde, wurden keine Scheinwerfer benötigt. Es genügten einige Sonnenblenden, große Rechtecke mit Silberfolie beklebt, die das Sonnenlicht so hell widerspiegelten, daß die Ritter sich wunderten, wie die Schauspieler dabei die Augen offenhalten konnten.
    Der Rex und Känguruh gingen hinaus zur Kamera, Wa, der den Einsatz geben sollte, stand im äußeren Torbogen in der Ecke vor der Lehrergarage, gut sichtbar für die Zugmannschaften, nicht aber für die Kamera. Beide Schauspieler standen auf der Brücke bereit und wieder begann das nun schon vertraute Ritual: „Bitte Ruhe —bitte Ton...“
    Die Ritter in den Zugmannschaften holten schon Luft, die Männer vom Film nahmen letzte Schlucke aus ihren Bierflaschen.
    „Stop!“ rief Känguruh. Die Regie-Assistentin zeigte ihm das Drehbuch. „No“, sagte Känguruh laut. „Nicht gut. Wir brauchen eine Wort, das man sagt, wenn eine Streit zwischen zwei Männer ist vorbei.
    „Erledigt und vergessen“, rief Mücke, der seitlich hinter der Kamera stand. Nach kurzem Palaver, an dem sich auch der Rex beteiligte, wurde die Formulierung angenommen.
    „Jetzt schreibst du auch schon am Drehbuch mit“, sagte Rolle, der Sportlehrer.
    „Mücke lachte. „Ist ja wahr! Da muß ich mich nachher gleich melden wegen dem Honorar!“
    „Bitte Ruhe —bitte Ton...“
    Diesmal lief das Ritual ohne Unterbrechung ab. Känguruh sagte ,Action’, die Schauspieler kreuzten ihre Klingen, zuerst auf der Brücke, dann wich der eine zurück. Hinter dem Torbogen winkte Wa. Die Mannschaften an den Seilen zogen so an, daß die Brücke förmlich in die Höhe schnellte. Der Schauspieler fiel nach vorn, kippte mit dem Oberkörper über die Kante, hielt sich aber fest, während sein Degen nach hinten hinunterrutschte. Draußen stockte allen der Atem. Keiner hatte die Geistesgegenwart, zu warnen. Gleich würde die Zugbrücke wie eine Mausefalle zuschnappen und den Schauspieler einklemmen, wenn nicht gar ihm das Rückgrat brechen.
    Da — ein Knirschen! Einen halben Meter vor dem Anschlag gegen den Torbogen blieb die Brücke knarzend stehen. Der Schauspieler, der offenbar gar nicht wußte, in welcher Gefahr er geschwebt hatte, hielt sich fest und preßte etwas auf französisch hervor, das wohl soviel heißen sollte, wie: erledigt und vergessen. Der andere wiederholte dasselbe auf englisch.
    „Cut!“ (sprich: kat) rief Känguruh, was soviel heißt wie: Hier wird der Film geschnitten, hier endet diese Szene.
    Und mit dem erleichterten Aufatmen aller kam auch die Zugbrücke wieder herunter.
    „Mann!“ sagte Strehlau, der sich als Pianist nicht am Seilziehen beteiligt hatte. „Ich dachte, die machen halbe-halbe aus dem.“
    Erregt gingen Känguruh, die beiden Frauen und der Kameramann auf den Schauspieler zu.
    Im Torbogen erschien der flachsblonde Schopf von Wa. Er bückte sich, hob einen kurzen Balken auf und verkündete: „Den hab ich dazwischengesteckt. Gerade noch rechtzeitig, wa? Ich dachte mir gleich, bei so’n ollen Gemäuer weiß man nie!“
    „Umbau!“ rief einer, und Stab und Technik zogen wieder in den Burghof. Dort wurden nun

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