Graf Dracula auf Schreckenstein
geboten?“
„Ge... ks... gestorben“, antwortete Mauersäge schlagfertig und zwinkerte den nächststehenden Rittern und Mädchen zu. „Man ist fertig für heute. Darf ich Sie zu einem... ks... Sherry verführen?“
„Mit dem größten Vergnügen!“ flötete die Horn und folgte ihm in die Burg. Harro trottete hinterher.
Sophie sah ihnen nach: „Könnt ihr uns den nicht öfter mal leihen? Er ist einfach der beste Dompteur für den alten Besen.“
„Genau.“ Ingrid nickte. „Diese Talentprobe hat er noch immer bestanden.“
Ein starkes Stück
Linda saß im Burghof auf ihrem Klappstuhl und wurde von der Maskenbildnerin zurechtgemacht. Sie zog an ihrer Zigarette, warf sie in die Konservendose, die neben ihr stand und sagte: „Kinderchen, heut könnt ihr was erleben!“
„Spielen wir schon mit?“ fragte Bettina. Ganz Rosenfels war herübergekommen. Vermutlich auf Mauersäges Fürsprache. „Was solltet ihr denn spielen?“ fragte Linda dagegen.
„Die Rollen, für die wir gestern Probeaufnahmen gemacht haben!“ erklärte Fritz.
„Probeaufnahmen?“ wundert sich Linda. „Davon ist mir nichts bekannt.“
Für die Ritter besagte das nichts. Zu deutlich waren die Anzeichen, daß ein wichtiges Ereignis bevorstand. Vom Sportplatz kam Silvia, das Stuntgirl, herüber, Linda bis auf ihr blondes Haar zum Verwechseln ähnlich. Die schwarze Perücke krönte noch einen Holzkopf auf dem Schminkkoffer der Maskenbildnerin. Wieder wurden auf dem Dach des Nord-flügels Ziegel ausgehängt und eine Kamera eingerichtet. Ebenso auf dem Stahlgerüst im Burghof, die dritte stand unten im Hof, und eine vierte wurde auf dem Dach des Klassenzimmertrakts neben dem Burgfried aufgestellt. Dort oben stand Känguruh mit den Kameramännern, Wa und den beiden Frauen und fuchtelte mit den Armen wie ein Verkehrspolizist. „Gibt’s heute was Aufregendes?“ fragte Pummel das Stuntgirl.
Das Mädchen sah ihn groß an: „Wieso?“
„Weil Sie da sind.“
Ehe sie antworten konnte, rief Känguruh vom Burgfried herunter: „Linda und Silvia please!“
„Yes!“ antwortete die Schauspielerin, warf auch die nächste Zigarette in die Konservendose, Silvia holte sich die schwarze Perücke und folgte Linda zu der Einstiegsleiter in den Turm.
Ein Kreischen der Mädchen lenkte die Aufmerksamkeit zur Toreinfahrt. Aus dem Dunkel trat, mit halb ausgebreiteten Schwingen und vorstehenden Zähnen, Dracula, der Vampir — ein Anblick, um Gänsehaut zu bekommen. Nicht zuletzt deswegen, weil ihm ein zweiter, in Größe und Aussehen nicht zu unterscheidender folgte.
„Der doppelte Kinosaurier!“ alberte Mücke. Die beiden Vampire folgten den beiden Lindas in den Turm.
„Was sagst du, was das zu bedeuten hat?“ wandte sich Ottokar an Sophie.
Sie zog die Schultern hoch. „Mich interessiert eigentlich viel mehr, wie die Probeaufnahmen geworden sind.“
„Da mußt du dich noch gedulden“, meinte Sonja, die in der Nähe stand. „Mein Vater sagt, was an einem Tag gedreht worden ist, wird am nächsten Morgen kopiert und erst gegen Abend fertig. Manchmal erst am übernächsten.“
Dieter trat dazu: „Sie drehen auf dem Burgfried!“ sagte er. „Kommt mit rauf in den Eßsaal, da sehen wir besser.“
Nahezu alle Ritter und Rosenfelserinnen folgten ihm und drängten sich an die Fenster des Eßsaals. Dampfwalze blieb im Hof. Nur möglichst weit weg von den Gänsen! dachte er. Ihr Gelächter hallte ihm noch in den Ohren.
„Ist das jetzt Linda oder die andere?“ Beatrix deutete zum Burgfried hinüber, wo eine schwarzhaarige Frau im roten Kleid an die Zinnen trat und hinunterschaute. Einer der Vampirmänner tauchte hinter ihr auf und legte ihr die Hände um den Hals. Sie schrie.
„Das ist Linda!“ sagte Stephan.
„Nun wird mir einiges klar“, meinte Mini-Ritter Eberhard, zwei Fenster weiter. „Das ist der Anschluß an unseren Auftritt.“
„Gib nicht so an!“ rügte Ingrid.
Aber der Mini-Ritter ließ sich nicht beirren. „Als wir da am Stolleneingang gelegen sind, ist erst die Linda reingehuscht und dann der Kinosaurier. Und wohin führt der Stollen? In den Burgfried, und da hat er sie jetzt erwischt.“
„Sehr gut kombiniert!“ Gießkanne strahlte, wie ein Vater, wenn sein Sohn der Beste ist. „Die Regie-Assistentin hat mich mal ins Buch schauen lassen.“
Wenn die so nett ist, muß ich auch mit ihr reden! dachte sich Eugen.
Eberhards scharfsinnige Folgerung verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Wa bat um Ruhe
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