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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schritt stehen und Tander blinzelte, sichtlich überrascht, ihn zu dieser ungewohnt frühen
Stunde zu sehen. Aber er überwand seine Überraschung
schnell. Noch bevor sich Dulac eine passende Ausrede
zurechtlegen konnte, um auf der Stelle wieder zu verschwinden, erschien der gewohnte miesepetrige Ausdruck
auf seinem Gesicht und er winkte heftig mit der Hand.
    »Es wurde auch Zeit, dass du kommst«, knurrte er.
»Was stehst du schon wieder herum und hältst Maulaffen
feil?
    Glaubst du, die Arbeit erledigt sich von selbst?« Er legte
den Kopf schräg und seine Augen wurden schmal. »Was
tust du hier? Man hat dich doch nicht etwa entlassen, weil
du zu faul warst?«
    »Dagda hat mir den Nachmittag freigegeben«, antwortete Dulac, wobei er das mir übermäßig betonte. Aber das
ignorierte Tander natürlich.
    »Wahrscheinlich hat er den Anblick deiner Faulheit
nicht mehr ertragen«, knurrte er. »Komm mir nicht eines
Tages und erzähle, dass du deine Arbeit verloren hast. Ich
kann keinen gebrauchen, der nicht seinen Teil beisteuert.
Wenn du deine Anstellung verlierst, werfe ich dich raus,
ob nun der König selbst seine schützende Hand über dich
hält oder nicht. Und jetzt mach, dass du in die Küche
kommst. Wir haben Gäste, die für Unterkunft und Kost
bezahlen – im Gegensatz zu gewissen anderen.«
    Dulac antwortete vorsichtshalber gar nicht. Was hätte er
auch sagen sollen? Ganz egal was, Tander hätte es nur
zum Anlass für eine neuerliche Schimpfkanonade genommen.
    Er wollte gerade weitergehen, als er eine Bewegung im
Haus hinter Tander bemerkte. Eine schlanke, dunkelhaarige junge Frau war hinter dem Schankwirt erschienen. Sie
stand zu tief im Schatten des Hausflures, als dass Dulac
sie genau erkennen konnte, aber er hatte einen deutlichen
Eindruck von dunklen, sehr aufmerksamen Augen, die ihn
mit unverblümter Neugier musterten, und großer Schönheit.
    Tander wandte den Kopf und schien leicht zu erschrekken, als er sah, wer hinter ihm aufgetaucht war. Hastig
fuhr er wieder zu Dulac herum und schrie ihn nun wirklich
an: »Scher dich weg! Was stehst du noch hier herum?«
Deutlich leiser und zu der Gestalt hinter sich gewandt fuhr
er fort: »Bitte verzeiht die Unverschämtheit des Burschen.
Ich werde ihn züchtigen.«
    »Nein!«, sagte die junge Frau. Sie klang ein wenig erschrocken. Mit einem raschen Schritt trat sie vollends aus
dem Haus und ins helle Sonnenlicht.
    Ihr Anblick verschlug Dulac den Atem.
Das Erste, was er begriff, war, dass er sich kräftig verschätzt hatte, was ihr Alter anging. Sie war keine junge
Frau, sondern ein Mädchen, das bestenfalls so alt sein
konnte wie er, vermutlich aber jünger. Trotzdem hatte er
niemals ein schöneres Gesicht erblickt. Sie hatte schwarzes, lockiges Haar, das ungebändigt bis weit über ihre
Schultern fiel, und Augen in der gleichen Farbe, die direkt
    bis auf den Grund seiner Seele zu blicken schienen.
»Ich möchte nicht, dass er bestraft wird«, sagte sie.
»Aber er hat Euch angestarrt, Herrin!«, sagte Tander.
»Ich würde eher sagen bewundert«, antwortete das Mädchen. »Welche Frau wüsste es nicht zu schätzen, von einem feschen jungen Burschen bewundert zu werden –
auch wenn die meisten es nicht zugeben würden. Wie ist
dein Name?«
    »Du…lac«, stotterte Dulac, der schier fassungslos war,
dass diese elfengleiche Erscheinung tatsächlich das Wort
an ihn richtete.
    »Dulac? Ein ungewöhnlicher Name – aber er gefällt mir.
Irgendwie passt er zu dir, finde ich. Habe ich richtig gehört? Du arbeitest auf Burg Camelot?«
    Dulac nickte. Er brachte keinen Ton heraus.
»Das war ein wenig übertrieben, edle Gwinneth«, beeilte
sich Tander zu versichern. »Er ist nur Küchenjunge. Außer
der Speisekammer und der Jauchegrube hat er noch nicht
viel von Camelot gesehen.« Während er sprach, schien er
immer weiter in sich zusammenzuschrumpfen – was ihn
aber nicht daran hinderte, Dulac einen Blick zuzuwerfen,
der mehr als klar machte, dass die Sache damit noch nicht
ausgestanden war. »Glaubt ihm nicht alles. Er ist ein Kind
und Kinder schneiden gerne auf.«
»Ich denke, er ist so alt wie ich, mindestens«, antwortete
Gwinneth spöttisch. Tander schrumpfte noch ein Stück
weiter in sich zusammen. »Und mit dem, was er von Camelot gesehen hat, kennt er mehr von König Artus’ Burg
als ich.« Sie wandte sich direkt an Dulac. »Hast du den
König schon einmal gesehen?«
»Ich serviere ihm täglich sein Essen«,

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