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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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die sich mit den Versicherungen herumschlagen sollte. Trotzdem verbrachte sie noch immer täglich zwei bis drei Stunden damit, nervtötende Formulare auszufüllen oder am Telefon auf Versicherungsangestellte einzureden, wenn sie sie nicht sogar anschrie. Inzwischen ging sie eine volle Stunde früher in die Kinderklinik, um des Papierkriegs Herr zu werden, aber nichts davon half.
    «Lächerlich», murmelte Bella mit vollem Mund. Sie war Mitte sechzig und, soweit Sara wusste, in ihrem Leben keinen einzigen Tag krank gewesen. Vielleicht sollte man die gesundheitlichen Folgen des Kettenrauchens und Tequilatrinkens bis in die frühen Morgenstunden noch einmal überdenken.
    Cathy stöberte in den Supermarkttüten. «Hast du Salbei bekommen?»
    «Ich glaube schon.» Sara stand auf, um ihr suchen zu helfen, doch Cathy scheuchte sie weg. «Wo ist Tess?», fragte Sara.
    «In der Kirche», antwortete Cathy. Sara wunderte sich über den missbilligenden Ton ihrer Mutter, doch sie fragte nicht weiter. Bella ging es offenbar ähnlich, denn sie sah Sara mit hochgezogenen Brauen an, als sie ihr ein weiteres Stück Orange reichte. Tessa war aus der Gemeinde der Primitive Baptist Church ausgetreten, der Cathy, seit sie Kinder waren, angehörte, und besuchte neuerdings eine kleine Freikirche im Nachbarbezirk. Eigentlich hätte Cathy sich freuen können, dass wenigstenseine ihrer Töchter keine gottlose Heidin war, doch offensichtlich gefiel ihr Tessas Wahl nicht. Wie bei den meisten Dingen in letzter Zeit fragte niemand nach den Gründen.
    Cathy öffnete den Kühlschrank, räumte die Milch um und fragte beiläufig: «Wann bist du gestern Abend heimgekommen?»
    «So um neun», sagte Sara und schälte noch eine Orange.
    «Verdirb dir nicht den Hunger», mahnte Cathy. «Hat Jeffrey seine Möbel schon zu dir gebracht?»
    «Fast al …» Im letzten Moment bremste Sara sich und wurde dunkelrot. Sie schluckte ein paarmal, bevor sie wieder sprechen konnte. «Woher weißt du das?»
    «Ach, Schätzchen», Bella schmunzelte. «Wenn du willst, dass die Leute sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, wohnst du in der falschen Stadt. Genau deshalb habe ich das Land verlassen, sobald ich mir die Fahrkarte leisten konnte.»
    «Besser gesagt, sobald du einen Kerl gefunden hattest, der dir die Fahrkarte kaufen konnte», versetzte Cathy trocken.
    Sara räusperte sich wieder. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Zunge auf die doppelte Größe angeschwollen war. «Weiß Daddy Bescheid?»
    Cathy zog die Brauen hoch. «Was glaubst du?»
    Sara holte Luft und atmete durch die Zähne aus. Jetzt verstand sie, was ihr Vater mit dem Dreck, der kleben bleibt, gemeint hatte. «Ist er wütend?»
    «Ein bisschen», sagte Cathy. «Aber vor allem ist er enttäuscht.»
    Bella schnalzte mit der Zunge. «Kleine Städte, kleinkarierte Köpfe.»
    «Es liegt nicht an der Stadt», widersprach Cathy. «Es liegt an Eddie.»
    Bella lehnte sich zurück, als wollte sie sehr weit ausholen. «Einmal habe ich mit einem Jungen zusammen in wilder Ehegelebt. Ich war gerade nach London gezogen. Er war Schweißer von Beruf, aber seine Hände … er hatte die Hände eines Künstlers. Habe ich euch je erzählt …»
    «Ja, Bella», unterbrach Cathy betont gelangweilt. Bella war ihrer Zeit schon immer voraus gewesen, als Beatnik, als Hippie und als Veganerin. Zu ihrer großen Enttäuschung war es ihr nie gelungen, ihre Familie zu schockieren. Sara hatte den Verdacht, dass ihre Tante vor allem deswegen das Land verlassen hatte, um den Leuten erzählen zu können, sie sei das schwarze Schaf in der Familie. In Grant County kaufte ihr das keiner ab. Großmutter Earnshow, die für das Frauenwahlrecht gekämpft hatte, war stolz auf ihre verwegene Tochter, und Big Daddy gab vor allen mit seinem «kleinen Wirbelwind» an. Nur ein einziges Mal war es Bella gelungen, in ihrer Familie so etwas wie Aufsehen zu erregen, und zwar, als sie verkündete, sie würde einen Börsenmakler namens Colt heiraten und in einen Vorort ziehen. Glücklicherweise hatte die Beziehung nur ein Jahr gehalten.
    Sara spürte, wie ihre Mutter sie mit Blicken durchbohrte. Als sie es nicht mehr aushielt, fragte sie: «Was ist denn?»
    «Ich verstehe nicht, warum du ihn nicht einfach heiratest.»
    Sara drehte an dem Ring, den sie am Finger trug. Jeffrey hatte seinerzeit an der Auburn University Football gespielt, und sie trug seinen Mannschaftsring am Mittelfinger wie ein verliebter Teenager.
    «Dein Vater kann ihn nicht

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