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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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werden mir jetzt sagen, wo Ihr Mann sein könnte! Und zwar ein bisschen plötzlich! Ist er unterwegs zum Flughafen?«
    Sie reagierte noch immer nicht.
    Agnus Naider entwickelte eine blendende Idee. »Vielleicht finden wir im Safe einen Anhaltspunkt«, sagte er und marschierte hin. Der Stahlschrank stand noch immer sperrangelweit auf. Naider wühlte in den Sachen und kam mit einem Heftchen zurück.
    »Hier ist ein Flugplan, sogar die neueste Ausgabe!«
    Ich riss ihm das Ding aus der Hand und blätterte. Ellenbogen hatte drin rumgekritzelt und sich einige Flüge angekreuzt. Ich prüfte die markierten Flugverbindungen.
    »Ich habe hier noch was«, sagte Naider und hielt einen Schlüsselbund hoch, »sieht aus wie der Schlüssel zu einer Wohnung.« Ein schwarzes Ledermäppchen mit den eingestanzten Initialen L und G und zwei Schlüsseln, einen für das Haus und einen für das Büro.
    Mir blieb das Herz stehen, das war Lauras Schlüsselbund. L und G, das hieß Laura Gutweil und nichts anderes.
    »Lauras Schlüssel«, stotterte ich, »er hat es doch getan. So ist er nachts ins Haus gekommen, ohne bemerkt zu werden. Dieser Kerl hat Laura umgebracht, weil sie gewusst hatte, dass er ›Onkel Herbert‹ war. Deshalb hat er sie erstickt.«
    »Kennen Sie diesen Schlüssel?«, fragte ich Frau Ellenbogen. Sie blickte uninteressiert hoch und senkte den Kopf wieder, ohne zu antworten. Die Sache ging sie nichts mehr an. Sie war fertig für heute.
    Ich ging zum Safe und untersuchte nun ebenfalls den Inhalt. Keine weiteren Hinweise auf Laura. Nur der Schlüssel. Merkwürdig, dass ihn Ellenbogen nicht weggeworfen hatte. Mord oder Missbrauch von Kindern – im Strafmaß bestehen da große Unterschiede. Für Mord gibt's lebenslänglich.
    Meine Hände sortierten Pornomaterial, das mich nicht weiter interessierte. Ich hatte zu viel von dem grauenhaften Zeug gesehen. Sollten sich die Behörden damit rumplagen!
    Ich wühlte weiter, niemand hinderte mich daran. Haarschleifen aus Samt, an denen kleine Mädchen sich erfreuen konnten, ein Foto von Beate, wie sie nackt einen überlebensgroßen Teddy im Arm hatte, die Rechnung über den BMW für Beates Vater und ein gebrauchter Kinderslip.
    Das Equipment eines perversen Gewalttäters! Mein Blick fiel auf eine Klarsichtfolie, in der etwas Schwarzes lag. Der falsche dunkle Bart und eine dunkle Perücke aus Naturhaar – der endgültige Beweis, dass Ellenbogen ›Onkel Herbert‹ war.
    In der Klarsichthülle lagen noch einige kleine dunkelgrüne Aufkleber in Kleeblattform.
    »Das also war das Kleeblatt«, murmelte ich, »kein Muttermal, sondern Plastik. Aufgeklebt. Wie einfach! Ein Glücksbringer für die Schweinetaten!«
    Niemand begriff, außer Peter Jansen. Er war hinter mich getreten und hatte auch das Foto von Beate gesehen. Ihm standen die Tränen in den Augen. Er bemühte sich darum, nicht die Fassung zu verlieren. Ihm wurde wohl plötzlich klar, was dieses Kind, dem er so viel Zuneigung schenkte, jahrelang mitmachen musste!
    »Also«, referierte ich, »er hat den Reisepass mitgenommen und viel Geld. Und er hat Flüge markiert. Wenn er schnell weg will, dann fliegt er in Düsseldorf ab. Dass er Beate mitnehmen will, glaube ich nicht. Er hat ja kein Ausweispapier für sie. Sie dient ihm höchstens als Geisel. Also – wann geht heute Abend ein Flugzeug nach Manila, nach Bangkok oder Singapore? Das müssen wir rauskriegen und dann auf gut Glück nach ihm suchen.«
    »Ruf den Flughafen an!«, riet Jansen.
    »Das dauert ewig. Gibt es einen Fernseher hier im Haus? Frau Ellenbogen, nun sagen Sie endlich was!«
    Diesmal reagierte sie. »In der Bibliothek nebenan. Er will nach Manila, dort hat er sich vor drei Jahren ein Haus gekauft. Für den Fall, dass er sich absetzen muss. Falls er erwischt wird.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, verdammt noch mal!«, brüllte ich sie an. »Fliegt er ab Düsseldorf oder nicht? Hat er viel Geld mitgenommen?«
    »Das braucht er nicht. Seit Jahren transferiert er Geld auf die Bank of Manila. Im Safe waren nur etwa 30.000 Mark. Und die sind weg!«
    Wir mussten ihn kriegen. Heute noch. Er war seit etwa drei Stunden auf der Flucht. Die Flüge, die er sich herausgesucht hatte, starteten alle abends. Die Zeit müsste reichen.
    Ich stürzte rüber in die Bibliothek, und schaltete den Fernseher ein. Videotext, Index holen und Flugplan Düsseldorf abfragen. Ich quälte die Fernbedienung. Da, endlich! Garuda Airlines nach Manila. In vier Stunden. Das war der

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