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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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blendend.
    »Gratuliere«, strahlte er uns an, »der Artikel hat gesessen. Und die Berichte danach auch. Ich wäre früher gekommen, aber ich hatte zu tun. Die Idee, in Manila nachzufragen, war genial. Und was ist nun? Ist Ellenbogen schon eingebuchtet? Oder hat er sich nach der Lektüre sofort aus dem Fenster gestürzt?«
    Gerda Jansen starrte ihn an, als sei er eine Erscheinung aus einer anderen Welt.
    »Agnus!«, beschwor ich ihn. »Nicht jetzt! Wir sind nicht zum Feiern aufgelegt! Ellenbogen hat Beate Bartusch entführt!«
    Vor Schreck knallte er die Flasche auf den Tisch.
    »Großer Gott«, rief er, »Beate ist weg, bei ihm? Wie ist das passiert, und wo ist er jetzt?«
    »Wir werden rauskriegen, wo das Schwein sich rumtreibt, und zwar schnell!«, meinte Jansen grimmig und schob seine Frau zur Tür. »Das Taxi steht schon unten, Liebes! Fahr bitte nach Hause und warte auf meine Nachricht. Es wird schon nichts passieren!«
    Müde ging sie in Richtung Tür. Die Rollen in dieser Ehe waren verteilt. Die Frau als Hüterin und Pflegerin des Hauses und der Mann als heroischer Verteidiger des heimischen Herdfeuers und der häuslichen Ordnung. Nicht jedermanns Sache, aber warum nicht? Jeder spielte seine Rolle – so gut, wie er oder sie es konnte!
    Doch ich hatte keine Zeit, die Rollenverteilung in bürgerlichen Ehen zu beklagen. Das hatte ich in meiner Frauengruppe schon vor zehn Jahren getan. Jetzt war Handeln angesagt. Aber Jansen kam mir zuvor.
    »Maria, komm! Lass uns los!«
    Er wurde plötzlich aktiv, zog seine Lederjacke an und hatte einen grimmigen Gesichtsausdruck.
    »Wo willst du denn hin?«
    »Wir fahren zu Ellenbogens Villa. Und fragen seine Frau, wo ihr Mann sich rumtreibt. Wäre doch gelacht, wenn das nichts bringt!«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine Frau mit uns überhaupt nur ein einziges Wort spricht!«
    »Aber wir mit ihr! Also, komm! Die lebt nicht jahrelang mit einem Verbrecher zusammen, ohne was mitzukriegen! Da müsste sie schon blind und verdammt taub sein, die elegante Dame!«
    »Darf ich mit?«, nörgelte Naider. Wir hatten ihn völlig vergessen.
    »Nein«, bollerte Jansen irritiert, »Sie verschwinden und zwar schnell – nehmen Sie's nicht persönlich, aber jetzt ist schnelles Handeln angesagt. Da brauchen wir keine Bremser!«
    Naider lächelte überlegen, wie jemand, der um seine wichtige Nebenrolle in einem Theaterdrama weiß.
    »Ich kenne Frau Ellenbogen. Mich lässt Frau Ellenbogen rein und Sie beide nicht! Also überlegen Sie es sich, ob Sie mich mitnehmen oder nicht.«
    Wir stutzten. Da könnte er recht haben. Mit ihm würden wir vielleicht schneller in die Wohnung gelangen. Ohne Naider waren wir für sie nur die Journalisten, die ihren Mann verfolgten.
    »Naider kann uns wirklich helfen« gab ich zu bedenken.
    Jansen ergab sich in sein Schicksal und nickte.
    »Meinetwegen, aber halten Sie sich an unsere Anweisungen! Dann los!«

Vorsicht! Bissiger Hund!
    Bierstadts Villengegend lag im Süden. Da wohnte Zahnarzt neben Rechtsanwalt und Manager neben Konzernbetriebsratsvorsitzendem. Einzelne, weit auseinanderliegende Häuser im Stil der Jahrhundertwende. Einige im Jugendstil, liebevoll und teuer restauriert. Alte Bäume, Rhododendron-Büsche, englischer Rasen. Gartenmauern aus Naturstein und mit Mauerpfeffer bewachsen. Kieswege und repräsentative Springbrunnen. Verschließbare Gartentore mit Alarmanlagen und Schildern, die vor bissigen Bestien warnten. Wahrscheinlich waren Hunde damit gemeint und nicht die Bewohner.
    Ellenbogens Haus lag am Ende einer Stichstraße. Ruhig und doch verkehrsgünstig zu einer Zubringerstraße in die Innenstadt gelegen. Jugendstilfassade, ein helles Gelb mit weißen Malereien, Frauengesichter mit langen Haaren, die sich stilgerecht um die Fensterrahmen kräuselten. Ein breiter Treppenaufgang lenkte zum geschmiedeten Portal, das kaum zu erkennen war, denn davor lagen noch fünfzig Meter gepflegter Garten. Die gelben und weißen Herbstrosen standen gebändigt in voller Blüte, einige hatten vom Regen braune Flecken, die ihnen einen Anstrich von morbider Vergänglichkeit gaben.
    Laura mochte Rosen so gern, fiel mir plötzlich ein. Besonders die Rosen mit Regenflecken. Weil sie so duften.
    Wilder Wein rankte sich schüchtern an der seitlichen Wandfassade hoch – ein Gärtner hatte ihm die Freiheit gelassen, die in dieser gezähmten Wildnis erlaubt wurde. Er quittierte es mit zu frühem Herbstgelb.
    Das Gartentor war mit einer Sprechanlage ausgestattet.

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