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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Warum bist du so?«
    »Vermutlich eine missglückte Sozialisation. Meinst du, ich muss auf die Couch eines Psychiaters?«
    »Beim Zeus, nein! Du brauchst nur den richtigen Partner. Ich wüsste jemanden.«
    »Du bist ein Romantiker!« Ich setzte einen Kuss auf seine Stirn. »In deinem schönen Kopf geht ziemlich viel durcheinander. Sag mir lieber, warum dieses Land so schön ist?«
    »Die Landschaft brüstet sich nicht, hält keine prahlerischen Reden – so hat ein griechischer Dichter einmal gesagt. Schau sie dir an mit sorgloser Einfachheit, dann weißt du, dass das Glück vor dir steht.«
    Wir hatten nicht bemerkt, dass wir beobachtet wurden. Ein alter Mann und ein Esel standen an unserem Wagen und betrachteten ihn mit Interesse.
    Kondis sprang auf und begrüßte den Alten. Ich folgte in einigem Abstand, riss unterwegs ein Feigenblatt ab und verrieb es zwischen den Fingern. Feigen haben einen unverkennbaren Geruch, der manchmal ein ganzes Tal füllen kann.
    Kondis redete den Mann freundlich an und nahm seine Hand. Dem Verlauf des Gespräches nach erläuterte Kondis unsere missliche Lage. Ich trat zu den beiden hin. »Jassas!«, grüßte ich.
    Der Alte nickte. Er war hager, seine Haut war verbrannt wie die Oberflächen der steppenartigen Wiesen. Seine Lippen waren nach innen gezogen, nur noch gehalten von zwei Eckzähnen, die beim Sprechen hervorlugten. Sie waren bräunlich und abgemahlen wie bei wiederkäuenden Rindern. Der Esel war graubraun und hatte klare, sanfte Augen. Die langen Ohren waren ständig in Bewegung, um die Fliegen zu verscheuchen.
    Die beiden Männer beratschlagten, wie der Wagen aus dem Loch zu befreien wäre. Dann schienen sie sich geeinigt zu haben. Der Alte band seinen Esel an die Stoßstange des Mietwagens und schlurfte langsam ins Gebüsch.
    »Was macht er?«, fragte ich.
    »Er holt altes Holz, mit dem wir das Loch auffüllen können. Und er hat angeboten, uns ein Essen zu kochen. Er wohnt ein paar hundert Meter weiter in einer Hütte.«
    »Und? Hast du zugesagt?«
    »Nein, noch nicht. Ich wusste nicht, ob es dir recht ist. Er lebt allein. Es kann sein, dass seine Hütte nicht deinen hygienischen Vorstellungen entspricht.«
    Ich begann Holzstücke und kleine Zweige aufzulesen. »Gastfreundschaft ist etwas Schönes. Natürlich nehmen wir seine Einladung an. Mein Magen knurrt sowieso schon, und Durst habe ich auch.«
    Wenig später kam der Mann zurück, die Arme voller Holzstücke. Die beiden Männer legten sie vor die Vorderreifen, ich setzte mich ins Auto und startete. Mit viel Geheul und Mühe hob sich der Wagen aus dem Loch. Die Reifen waren in Ordnung, nur die Kupplung stank. Ich fuhr den Wagen an den Straßenrand, und wir stiegen den Weg zur Hütte des Alten hinauf. Der Esel kannte den Weg, denn er trottete voran, das Seil hinter sich her schleifend.
    Das Haus war aus rohem Stein und hatte die gelbliche Farbe der Landschaft. Wir traten durch die schwere Holztür. Es war fast dunkel, die Augen brauchten einige Momente, um sich zu gewöhnen. Im Inneren war ein gemauerter Kamin der Mittelpunkt des einzigen Raumes. In die Wand waren Stöcke eingemauert, an denen die Kleider des Mannes hingen. Ein schmales Bett mit alten, wollenen Decken war in den hinteren Teil des Raumes geschoben worden, direkt unter das einzige Fenster, dessen Glas fast blind war.
    Der Alte holte aus dem Dunkel einer Ecke zwei Holzschemel, dreibeinig mit einer runden Scheibe als Sitzfläche. Er selbst stieß mit den Füßen einen roten Plastikstuhl durch den Raum und ließ sich darauf nieder.
    »Sogar in dieser Wildnis verfolgen uns diese hässlichen Plastikstühle«, staunte ich, »ganz Griechenland scheint von ihnen überschwemmt.«
    »Sie sind billig und unverwüstlich, haben Armlehnen, und man sitzt auf ihnen relativ bequem«, verteidigte Kondis die Dinger.
    »Und ein gutes Geschäft für den Hersteller, weil es Förderungsmittel von der Europäischen Union gab … ich habe nichts von dem vergessen, was du mir über diese Ausgeburten der Hässlichkeit erzählt hast«, lachte ich.
    Die beiden Männer setzten ihr Palaver fort. »Er will wissen, wie du unser Land findest«, erklärte Kondis.
    »Sag ihm, dass ich ihn beneide, weil er ein Grieche ist mit einem wunderbaren Land und einer alten Geschichte. Und sag ihm, dass ich mich für die Einladung bedanke.«
    Kondis übersetzte, und der Alte sah mich zum ersten Mal richtig an. In seinen Augen, die von tiefen Falten umgeben waren, entdeckte ich abgeklärte

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