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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Neugier.
    »Warum lebt er hier so allein? Wo ist seine Familie?«, fragte ich.
    Als Kondis übersetzt hatte, erzählte der alte Mann. Seine Stimme war leise und verfiel in den gleichbleibenden Singsang professioneller Geschichtenerzähler.
    »Sein einziger Sohn ist nach Amerika gegangen und lebt dort mit seiner Familie. Die beiden sehen sich nicht oft. Der Vater wollte nicht in einem fremden Land sterben und blieb hier. Jetzt ist er über achtzig Jahre alt, kann sich noch immer allein versorgen und braucht keine Hilfe. Seine Frau ist vor 30 Jahren gestorben.«
    »Unterstützt sein Sohn ihn wenigstens? Warum lebt er so ärmlich?«
    »Er ist nicht arm, sondern wohlhabend. Er hat ein eigenes Haus, einen Esel, eine Herde von Ziegen und Schafen und baut sein Gemüse selbst an. Aus der Schafsmilch macht er Joghurt, aus der Ziegenmilch stellt er Käse her, den er im Dorf verkauft. Auf dem Berg hat er seine Bienenkörbe stehen. Er ist frei. Warum also sollte er arm sein?«
    Ich verstand. Der Alte war aufgestanden und brachte uns zwei Plastiknäpfe mit fettem, gelbem Joghurt, in dem Blechlöffel standen. Dazu reichte er bernsteinfarbenen Honig. Die Mischung aus säuerlicher Milch und würziger Süße war köstlich. Zuletzt reichte der Alte Fladenbrot, bestreut mit Sesamkörnern.
    »Warum isst er nichts?«, wollte ich wissen.
    »Er wartet erst, bis seine Gäste satt und zufrieden sind.«
    »Eine nette Geste. Müssen wir uns nicht revanchieren? Sollen wir ihm etwas Geld geben?«
    »Wenn du ihn beleidigen willst, dann tu das. Wir sind nicht in Deutschland, wo jeder eine Gegenleistung erwartet, wenn er jemandem einen Gefallen tut. Schmeckt es dir?«
    »Es ist wunderbar. Ich habe mir mein Touristenverhalten noch immer nicht abgewöhnt, nicht wahr?«
    »Das macht nichts. Du hast ja mich. Jetzt müssen wir aber los, sonst kommen wir nie in Epidauros an.«
    Kondis bedankte sich, und der Alte brachte uns zu unserem Auto zurück. Er blieb an der Straße stehen und winkte uns nach.
    Argos nahte; die zyklopischen Mauern der Burg strahlten dunkle Hitze aus. Die Straße schraubte sich in Serpentinen in die Höhe, der Wind peitschte Oregano und kleine Aprikosenbäume, die schief zum Osten standen. Ihre Früchte waren klein und hart und von gelbroter Farbe.
    Wir stiegen über einen Hügel zu der meterdicken Mauer aus mykenischer Zeit. Die Burg war aus hellem Stein, fränkisch und leichtfüßig. Der starke Wind machte eine Unterhaltung unmöglich. Wir standen eine Weile und schauten. Nur für eine Weile ließ ich meinen Hut los, da wurde er ergriffen und taumelte hinab ins Tal. Kondis wollte hinterher, doch ich hielt ihn zurück. Er war aus Stroh und würde überhaupt nicht auffallen im gelben Gesträuch.
    Die Landschaft verfinsterte sich, Wolken ballten sich zu Türmen zusammen und wurden wieder auseinandergeblasen. In der Ferne blaute das Wasser des Argolischen Golfes.
    Mir war kalt vom Wind, ich deutete an, zum Auto gehen wollen. Epidaurus war nicht mehr weit.

Der Vorteil einer klassischen Akustik
    Der Parkplatz war riesig groß und gerüstet für die Hochsaison und ihre Busflotten. Das Ausgrabungsgelände erstreckte sich über eine große Fläche. »Wie sollen wir ihn hier finden?«, fragte ich.
    »Nur der Zufall kann uns helfen«, sagte Kondis, »und eine gute Portion Glück. Wenn wir ihn nicht entdecken, bist du wenigstens mal in Epidaurus gewesen und hast dir das schönste griechische Theater angesehen, das es auf der Welt gibt.«
    Wir ließen das kleine Museum links liegen und liefen den Weg zum Theater hinauf. Schattige Pinien halfen die Temperatur zu ertragen.
    Das Theater lag vor uns. Es war steil in die Höhe gebaut und hatte Platz für 14.000 Menschen. Die Sitzreihen waren aus Kalkstein. Die Orchestra war rund. Ich blickte gegen die Sonne zu den Sitzen hoch. Überall kletterten Besucher herum, um die berühmte Akustik zu überprüfen. Die Reiseleiter blieben in der Mitte des Orchestra-Kreises stehen, zerrissen ein Stückchen Papier oder ließen einen Groschen fallen. Manche flüsterten irgendetwas in ihrer Sprache. Es war so gut zu hören, als sei das Rund mit hochempfindlichen Mikrofonen und Boxen beschallt worden.
    Plötzlich hörten wir Gesang. Ein dicker Mann mit kurzen Hosen und einer amerikanischen Baseball-Mütze schmetterte ein Lied. Es hörte sich nach russischer Volksseele an. Er hatte den warmen Tenor einer Don-Kosaken-Stimme, die im oberen Bereich leicht quetschig wird. Wir setzen uns in die vordere Sitzreihe und

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