Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
zu haben.
»Delta-Echo-Triple-Bravo«, flehte der Flughafenmensch neben uns. »Bitte melden, bitte melden! Over.«
Die Antwort blieb aus. »Der Funkverkehr ist unterbrochen«, meinte er dann.
Die Löschzüge der Flughafenfeuerwehr fuhren an und platzierten sich an den Rand der Landebahn, flankiert von Notarzt- und Polizeiwagen.
Alle warteten auf eine Katastrophe. Die Zeit schien Pause zu machen.
Die Cessna flog eine enge Schleife und peilte die Landebahn an.
»Vorschriftsmäßig«, murmelte der Mann im Tower. »Er landet. Nicht zu fassen. Gleich setzt sie auf. Wie auf Butter.«
Ein paar Augenblicke später berührten die beiden Räder des Fahrgestells den Boden. Die Maschine rollte langsam auf der Landebahn aus.
Die allgemeine Erstarrung war vorbei. Mit großem Tatütata setzte sich die Feuerwehrflotte in Bewegung. Die Polizeiautos flitzten voran. Brinkhoff und ich spurteten hinter dem Flughafenmitarbeiter die Wendeltreppe hinunter.
Wir waren angekommen, die Cessna stand. Die Polizisten sprangen aus den Fahrzeugen, suchten hinter ihnen Deckung – die Waffen im Anschlag.
Das weiße Flugzeug mit den schwarzen Buchstaben D-E BBB schien abzuwarten, was passierte. Schließlich öffnete sich langsam die Schiebetür, Thilo May trat ins Licht. Er war noch ziemlich wackelig auf den Beinen. Er klinkte die Treppe aus und kletterte hinab.
»Wo ist Rotberg?«, schrie ihn Brinkhoff an.
May reagierte nicht, benahm sich aber nicht so wie einer, in dessen Rücken jemand mit einer Knarre lauert. In der Cessna blieb alles ruhig.
»Er ist da drin«, murmelte May, als er sich auf unserer Höhe befand. Er war bleich, das Haar verschwitzt, unter der Nase klebte ein wenig getrocknetes Blut. Sonst schien er in Ordnung zu sein. Zwei Sanitäter henkelten ihn unter und schleppten ihn Richtung Notarztwagen.
Ich löste mich von der Menge und stürzte ins Flugzeug. Solo lag tot im Sitz. Er hatte sich eine Pistole unters Kinn gehalten und abgedrückt. Alles war voll Blut. Es war schrecklich. Teile des Kopfes waren nicht mehr zu erkennen. Doch die Augen waren geöffnet, sie schauten in die Ferne, durchs Fenster, in den klarblauen Himmel, der nirgendwo endete.
»Mach's gut, Bruder!«, flüsterte ich. »Du bist zwar ein Mörder, doch du hast die Liebe gekannt und weißt, was Treue ist. Das ist mehr, als viele von sich behaupten können.«
Heimkehr
Zwei Stunden später konnte der Flugverkehr wieder normal ablaufen. Die Polizei hatte die Cessna wegschleppen lassen, zwecks Spurensicherung. Für Solos Leiche wurde eine Obduktion angeordnet. Mamoud Tabibi wurde wegen des Verdachts des Mordes an James Kossmann vorläufig festgenommen. Und ich brütete über meinem Artikel und feilte an jeder Formulierung. Mein Inneres war noch immer aufgewühlt. Es war gut, dass wenigstens May davongekommen war, auch wenn Solos Racheplan dadurch einen Schönheitsfehler hatte.
Der Flughafenchef war cleverer, als Solo angenommen hatte. Trotz seiner Todesangst kam May auf die Idee, Solo zu täuschen, um sein Leben zu retten. Er behauptete, keinen Treibstoff mehr zu haben und spiegelte Solo vor, dass der Absturz in ein paar Minuten bevorstünde. Er ließ die Maschine absacken und setzte den SOS-Ruf ab. Solo hatte May geglaubt.
Es war Mittag. Jansen hatte Pizza kommen lassen, doch ich konnte keinen Bissen herunterkriegen. Der Anblick im Cockpit hatte mir den Appetit für ein paar Stunden verdorben.
Tod im blauen Sommerhimmel: Mörder aus Liebe richtet sich selbst . Eine passende Überschrift. Ich hatte sie gerade über meinen Artikel getippt, als die Tür aufging.
Ein überaus ansehnlicher, braun gebrannter junger Mann stand dort. Es handelte sich bestimmt um eine Halluzination, die mein armes strapaziertes Hirn gerade geboren hatte.
Die Fata Morgana sprach: »Hallo, Grappa! Da bin ich wieder.«
»Nik! Du bist das?«, hörte ich mich etwas dümmlich fragen.
»Wie schön, dass du mich noch erkennst«, meinte er. »Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?«
»Klar freue ich mich«, behauptete ich. »Ich bin nur erstaunt, habe noch nicht mit dir gerechnet.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich heute wiederkomme. Hast du's vergessen?«
Ich hatte es wirklich vergessen.
»Was ist los mit dir? Du siehst grässlich aus.«
»Danke«, sagte ich eingeschnappt. »Du verstehst dich wirklich auf Komplimente. Wie habe ich es nur wochenlang ohne dich aushalten können?«
»Männerbesuch gab's doch genug in deiner Wohnung«, erinnerte sich Nik. Ich hatte
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