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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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sondern Hochklassiges. Gibst du mir mal das Salz?«
    Ich reichte ihm das Gewürz. »Und sie?«
    »Keine Ahnung. Seine Lebensgefährtin vermutlich.«
    »Warum haben die sich wohl umgebracht?«, sinnierte ich. »Die Provence war so schön, so warm und sanft, so voller Licht und Leichtigkeit. Eine Landschaft zum Leben und nicht zum Sterben. Ich verstehe das nicht.«
    »Grappa! Die Sache hat dich ja richtig mitgenommen.«
    »Du hast Recht.«
    »Warst du mit den Leuten befreundet?«
    »Nein. Ich habe nie ein Wort mit ihnen gesprochen. Ich habe sie nur beobachtet. Frag mich nicht, warum ich das getan habe – ich weiß es selbst nicht.«
    Nachdenklich stocherte ich in dem Ruccola-Salat herum, er schmeckte plötzlich bitter. Ich schob den Teller weg.
    Wir schwiegen eine Weile. Ich trank den Wein, stellte das Glas anschließend auf den Tisch zurück. Es war ein völlig anderes Geräusch als der Klang des Kelches auf dem Steintisch vor wenigen Tagen, irgendwie zivilisierter und distanzierter, nicht so erdnah, warm und vital.
    »Geht es dir gut?« Jansen hatte die Verwandlung, die sich in mir vollzogen hatte, beobachtet.
    »Kein Grund zur Sorge«, beruhigte ich ihn. »Ich brauche nur ein bisschen Zeit, um mich wieder zu fangen. Hier ist alles so anders. Vertraut und doch fremd.«
    »Lass dir Zeit«, sagte Jansen warm. »War sonst noch was Wichtiges in deiner Post?«
    »Ja«, grinste ich. »Ein Leser will eine so genannte liaison dangereuse mit mir eingehen.«
    »Was will er?«
    »Das heißt soviel wie eine ›gefährliche Beziehung‹«, erklärte ich.
    »Gefährlich? Ist doch genau das Richtige für dich.«
    »Er behauptet, dass sein Schwanz 22,5 Zentimeter lang ist.«
    Jansen verschluckte sich an dem Wein und begann zu husten. Ich klopfte ihm auf den Rücken.
    »Du erlebst Sachen!«, keuchte er dann. »Ich hoffe, du hast den Brief gleich weggeworfen.«
    »Nicht sofort«, gestand ich und grinste. »Erst hab ich mein Lineal aus der Schublade genommen.«
    »Grappa!«

Unter manchen Umständen ist es besser, der Besiegte zu sein als der Sieger, zum Beispiel lieber Prometheus als Jupiter.
    Überlebensmesser
    Um Zeit zu sparen, beschloss ich, meine Abneigung gegenüber Boris Thaler zu überwinden. Ich klopfte an seine Zimmertür, trat sofort ein und ertappte ihn dabei, wie er gebannt in einen Handspiegel schaute.
    »Wenn Sie weiter so gucken, werden Sie sich noch selbst schwängern«, warnte ich gutherzig.
    »Ich habe einen Mitesser auf der Nase«, klagte er.
    »Sie sollten sich krankschreiben lassen«, riet ich. »Oder legen Sie sich unter die Guillotine, dann ist der Pickel auch weg.«
    »Sehr witzig.« Er schaffte es tatsächlich, sich ein müdes Grinsen herauszuschrauben.
    »Was führt Sie zu mir, Frau Grappa?«, näselte er. »Ich nehme an, dass Sie sich bei mir entschuldigen wollen.«
    »Darauf würde ich nicht wetten.«
    »Was ist es dann?«
    Thaler steckte den Handspiegel in ein schwarzes Täschchen zurück. Ich erblickte darin Kamm, Haargel und ein besseres Herrenparfum.
    Verkehrte Welt, dachte ich, in meinem Kosmetiktäschchen gaben sich nur ein einzelner Lippenstift und ein Schweizer Überlebensmesser ein Stelldichein.
    »Tragödie in der Provence« , zitierte ich. »Der Artikel ist doch von Ihnen. Sagt Jansen jedenfalls.«
    »Wollen Sie einen Apfel?«, fragte Thaler und reichte mir die Frucht.
    »Lieber nicht«, wehrte ich ab. »So hat's im Paradies auch angefangen. Und das Ergebnis kennen wir ja.«
    »Was wollen Sie über den Fall wissen?« Endlich wurde er geschäftsmäßig.
    Ich sah mich in seinem Büro um. An der Wand hing ein Kalender mit PS-starken Sportwagen, ein Filmposter, das eine gestylte Blondine zeigte, und ein Foto von Egon Erwin Kisch, dem Altmeister des Reportage-Journalismus. Ein kleines Wunder, dass Thaler den überhaupt kannte.
    Wahrscheinlich wirft er mit Pfeilen auf ihn, dachte ich, konnte aber trotz genauen Hinsehens keine Löcher erkennen.
    »Wer waren die beiden?«
    »Kolatschke besaß eine Reihe von Antiquitätenläden, seine Lebensgefährtin fungierte als Geschäftsführerin.«
    »Warum haben die beiden das getan? Finanzielle Probleme? Partnerschaftskrise?«
    »Keine Ahnung.« Boris Thalers Schultern zuckten in der Joop-Jacke. »Ist das wichtig?«
    »Vielleicht.«
    »Warum?«, fragte er ohne Verständnis.
    »Mich interessieren solche Tragödien. Ich habe was übrig für Menschen und ihre Schicksale – aber das ist Ihnen wohl fremd, was?«
    »Unterschätzen Sie mich nicht«, unterlief er meine

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