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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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erholsamen Urlaub.«
    Er war noch keine dreißig, dunkel und groß, eine Spur zu mager, sah aber überdurchschnittlich gut aus. Die braunen Augen waren von langen Wimpern eingezäunt, das Kinn war ein bisschen zu lang, der Mund zu rund und zu klein, die Mundwinkel trugen jenen arroganten Zug, der in der Jugend hinreißend wirkt, im Alter jedoch Menschenverachtung und bösartigen Zynismus widerspiegelt. Sein Leben würde ihm nichts schenken. Und die Menschen darin auch nicht.
    »Was liegt an?«, zickte ich. Ich spürte die Unmutsfalte zwischen meinen Augenbrauen.
    »Herr Jansen meinte, dass Sie mir vielleicht Tipps geben könnten, wie ich an den Kopf der Autoschieberbande herankomme«, stammelte er.
    »Sie sind doch der Überflieger mit der großen Klappe«, erwiderte ich grob.
    »Ich dachte nur ...« Boris Thaler stockte und setzte den ›Bin-ich-nicht-ein-braver-Junge?‹-Blick auf.
    »Hören Sie mal zu, junger Mann«, dozierte ich. »In diesem Beruf ist jeder des anderen Konkurrenten. Jede Story, die ich schreibe, können Sie nicht verderben. Und die Sachen, an denen Sie dran sind, sind für mich tabu. So einfach ist das.«
    »Ich dachte, es gäbe so etwas wie Kollegialität«, widersprach Boris Thaler. »Immerhin haben Sie mehr Erfahrung als ich. Ich habe alle Ihre Geschichten der letzten Jahre gelesen und ich finde sie außergewöhnlich gut.«
    Nicht schlecht, dachte ich anerkennend, der clevere Junge hat immerhin begriffen, dass ich für Schmeicheleien ziemlich anfällig bin. Und diesmal war es ein ›Du-wirst-mir-doch-wohl-nicht-widerstehen-können?‹-Blick, der mich traf.
    »Natürlich sind meine Storys genial«, gab ich unumwunden zu. »Und jetzt sagen Sie mir einen Grund, warum ich Sie an meiner Genialität teilhaben lassen sollte? Ich kann Sie noch nicht mal gut leiden.«
    Thaler schwieg.
    »War sonst noch was?«, fragte ich.
    »Schade«, sagte er hart. »Ich kann Sie übrigens auch nicht ausstehen. Sie sind unkollegial und arrogant und haben noch nicht begriffen, dass Ihre Zeit längst abgelaufen ist.«
    Seine Augen hatten noch eine weitere Variante drauf: den ›Komm-mir-nicht-so-du-dämliche-Ziege‹-Blick.
    Ich revanchierte mich mit einem müden ›Nerv-mich-nicht-du-Schnösel‹-Gucker.
    »Prima«, strahlte ich dann. »Jetzt sind die Fronten wenigstens geklärt. Einen schönen Tag noch! Und machen Sie die Tür zu – aber von außen.«

Was soll man tun? Das Feuer im Innern erhalten, das Salz der Erde in sich tragen, geduldig – und doch wie ungeduldig – warten, warten auf die Stunde, da irgendwer kommt und sich niederlässt – da bleibt – was weiß ich?
    Erdnah und vital
    »Was hast du mit dem armen Jungen gemacht?«, fragte Jansen, als wir eine Stunde später das Mittagessen beim Italiener nebenan einnahmen.
    »Nicht der Rede wert«, murmelte ich und drehte die Pfeffermühle über meinem Carpaccio. »Ich mag nur keine Männer, die so eitel sind, dass sie kaum laufen können.«
    »Alles nur Unsicherheit«, wandte Jansen ein. »Er versucht in diesem Beruf Fuß zu fassen. So warst du in dem Alter auch.«
    »War ich nicht«, widersprach ich. »Ich habe meine Kohle nicht für rahmengenähte Schuhe und Designerjeans ausgegeben, sondern für Greenpeace und die Rettung von Nordseerobben. Außerdem – willst du mir das Essen verderben?«
    »Okay«, gab er nach. »Was wirst du heute tun?«
    »Nicht viel. Ich habe meine Post durchgesehen und ...« Ich stockte, dachte an die beiden Toten in der Provence. »... ich bin auf eine interessante Meldung gestoßen. Sie handelte von zwei Touristen, die in der Provence ums Leben kamen. Theodor Kolatschke und Isadora Neumann. Er hat sie erschossen und dann sich selbst.«
    »Was interessiert dich daran?« Jansen schob das Pizzabrot in den Mund, das er zuvor mit Mascarpone-Kräutercreme bestrichen hatte. Eine irre leckere Angelegenheit.
    »Ich habe die Schüsse gehört«, erzählte ich, »irgendwann früh morgens. Die beiden hatten das Ferienhaus gegenüber von meinem gemietet. Komisch, nicht?«
    »So ein Zufall«, wunderte sich auch Jansen.
    »Weißt du mehr über die Sache?«
    Der Kellner brachte Perlhuhn-Brust an Ruccola-Salat und goss den Pinot grigio nach.
    »Nö«, kaute Jansen. »Die Sache hat Thaler recherchiert. Frag ihn.«
    »Auch das noch«, stöhnte ich. »Bevor ich den frage, recherchiere ich die Sache lieber von Anfang an selbst. Weißt du wenigstens, was die beiden so gemacht haben?«
    »Er war Antiquitätenhändler – soviel ich weiß. Kein Trödel,

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