Grappa 14 - Grappa im Netz
wohnt gegenüber.
»Was? Die kleine Rote mit den vier weißen Pfötchen?«
Drei. Sie hat nur drei weiße Füßchen.
»Und? Hast du schon einen Plan, wie du ihr den Hof machen willst?«
Ich muss raus hier, antwortete der Kater, wenigstens für ein paar Stunden am Tag.
Ich seufzte. Er schien noch nicht richtig begriffen zu haben, was sein entmannter Zustand im Alltagstest bedeutete.
»Komm mal auf meinen Arm, Löwe«, sagte ich und hob ihn hoch. »Ich muss dir was sagen.«
Mach nicht so ein Theater, schnurrte er, ich weiß, was du mir sagen willst. Dass ich kein richtiger Mann mehr bin.
»Genau!« Ich war erleichtert.
Erinnerst du dich an meinen letzten Ausflug?, fragte er.
»Natürlich. Eine Woche nach deiner Operation bist du vom Balkon gesprungen und kamst erst nach acht Stunden wieder.«
Ich habe meine Katertour durch die Gegend gedreht. Und dabei etwas festgestellt.
»Und was, bitte?«
Die Mädels mögen mich noch immer.
»Tja, Pech, das nutzt ihnen aber nichts mehr«, sagte ich. »Die können noch so baggern – bei dir bleibt die Hose tot.«
Eben nicht!, behauptete der Löwe.
»Ach, was! Angeber!«
Ich stand nie auf flüchtig-wilden Sex, gab er vor.
»Dann wärst du aber der erste Mann, der so was ablehnt. Und nun sag schon! Was war am Tag deines Verschwindens?«
Es geht doch noch. Du hast mich zu spät zu diesem Verbrecher gebracht.
»Du willst mir weismachen, dass du immer noch die nötige Standhaftigkeit mitbringst?«
Du bist mal wieder wenig dezent! Eberhard sprang von meinem Arm. Aber wenn du es genau wissen willst: Ich lege mich auf den Rücken und lass mich verwöhnen.
Der Kater war mal wieder drollig.
»Das ist typisch Mann. Sich bedienen lassen. Also gut! Wie wollen wir den Auslauf regeln?«
Madonna verlässt gegen zehn Uhr morgens die Wohnung und verschwindet Richtung Wald.
»Madonna? Hübscher Name. Geschmack hast du ja«, konstatierte ich. »Na, dann: Ich lasse dich morgens raus, bevor ich zur Arbeit fahre. Und wie soll es dann weitergehen? Du weißt, dass ich abends manchmal erst spät nach Hause komme. Ich kann dir ja schlecht einen Schlüssel umhängen.«
Ich lasse mir was einfallen. Und jetzt habe ich Hunger.
Nachdem ich des Katers Schüssel ordentlich gefüllt hatte, nahm ich den Wein und setzte mich an den PC. Mein privater Mail-Account meldete zahlreiche Posteingänge.
Mein Buchversender bestätigte die Verschickung der von mir bestellten CDs und Bücher, und mein neuer Schwarm, der Stramme Hengst, hatte mir einen Text und eine angehängte Datei gemailt. Er hatte sie Mein bestes Stück betitelt.
»O je«, seufzte ich. Ich hatte eine leise Ahnung, was mich erwarten würde. Die anderen E-Mails enthielten Bewerbungen für die Astro-Single-Show. Der Aufruf im Internet zeigte erste Erfolge.
Eberhard sprang auf den Schreibtisch und rollte sich neben dem PC zusammen. Er hatte sich angewöhnt, mir beim abendlichen Chatten zuzusehen. Ich kraulte ihn hinter den Öhrchen. »Satt geworden, Löwe?«
Er schloss die Augen halb und räkelte sich.
»Schade, dass es diese Partnervermittlungen nicht für zu spät kastrierte Kater gibt«, sinnierte ich. »Aber – es wäre ja auch schwer für dich, mit deinen kleinen, dicken Pfötchen die Tasten zu treffen.«
Wieso? Ich würde dir alles diktieren!
»Was? Du würdest mich zu deiner Tippse machen, du Frechdachs?«
Klar. Was schreibt das Pferd?
»Nicht viel – nur dass ich mir das angehängte Foto anschauen soll.«
Das will ich auch sehen!
Der Kater erhob sich und starrte auf den Monitor. Ich nahm noch einen Schluck Wein und öffnete das Dokument.
»Mannomann!«, entfuhr es mir.
Auch Eberhard guckte wie versteinert. Dann wurden seine Opalaugen schmal.
»Neidisch?«, fragte ich grinsend.
Du glaubst doch nicht, dass die Virilität des Mannes in dieser Gegend sitzt?
»Eigentlich schon«, gab ich zu.
Der Kater warf den Kopf in den Nacken und sprang vom Tisch, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Auch gut, endlich hatte ich meine Ruhe.
Ich schaute nach den nächsten Mails. Drei Männer waren unter den Bewerbern.
Zunächst öffneten sich die Anhänge mit den Fotos und ich verstand mal wieder den Satz, dass das Grauen verschiedene Gesichter haben kann.
Der erste nannte sich Mann ohne Hirn, was ja eigentlich auf eine gesunde Selbsteinschätzung schließen ließ. Sein Motto lautete:
Lass uns spielen auf dem Instrument unserer Gefühle – und wünschen, dass wir eins werden mit der Musik, die daraus entsteht. Klick mich an,
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