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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Ischade
Wahnsinn im Blut
    C. J. Cherryh
    »Herrin …« sagte Stilcho stockend. Im Haus am Fluß blieb der tote Stiefsohn unsicher an der Tür zum hinteren Gemach stehen. Ischade saß im Sessel am Kamin. Sie hatte die Hände um die schwarzbedeckten Knie verschränkt und blickte in die tanzenden Flammen. Sie warfen ihr Licht auf das Gesicht der Frau und auf die Farben- und Leuchtpracht der malerisch verstreuten Stoffe und Kleinodien, die das Haus zu einem schreienden Basar machten.
    Und Ischade saß als feuerumrahmte Dunkelheit mitten drin. Der Wind blies durch den Schornstein; das Feuer antwortete mit betäubendem Zischen; und so drohend loderten die Kerzen auf, daß Stilcho zurückzuckte. Doch sogleich wich er aufs neue zurück, in die andere Richtung diesmal, denn er war gegen jemand geprallt und spürte eine harte Hand auf der Schulter.
    Er drehte sich um und starrte ungewollt direkt in Haughts dunkle Nisiaugen. Sein Mund verkrampfte sich, seine Kehle war wie gelähmt, Haughts Griff brannte, betäubte ihn. Für ihn gab es keinen Laut mehr auf der Welt als das Tosen des Feuers, und er sah nur noch Haught, der warnend einen Finger auf die Lippen drückte und ihn stumm rückwärts in das Gewirr von Seidentüchern und Vorhängen und Schatten der viel zu kleinen Kammer zerrte, die er mit Haught teilen mußte.
    In dieser Enge packte Haught ihn an beiden Schultern und drückte seinen Rücken an die Wand, gegen die glatte Seide des Behangs. Haught bannte seinen Blick wie die Schlange den eines Kaninchens.
    »Laß mich los!« quetschte Stilcho hervor, zwischen Kiefer, die zur Leblosigkeit unbegrabenen Fleisches und Gebeins zu erstarren versuchten, die sie ohne IHREN Einfluß längst wären. Kein Schmerz, keine Qual. Nur eine grauenvolle Kälte, als hätte sich etwas Undurchdringliches zwischen ihn und sein Lebenslicht geschoben. »L-laß mich l-los … Sie hat ge-gesagt, d-du …«, du sollst mich nicht mit Zauber berühren …, aber das brachten die Kiefer nicht mehr hervor. Es gab nur diese Augen!
    »Hörst du es?« fragte ihn Haught. »Spürst du es, Toter? Sie hat Sorgen. Sie tilgt ihre Magie. Seelen flattern heute nacht zur Hölle zurück. Spürst du, wie deine entgleitet?«
    »N-nimm d-die Hände von mir!«
    Haught hörte gar nicht darauf. »Sie hat dich heute abend vergessen. Ich nicht. Ich halte dich, Stilcho. Ich! Und ich kann dich abhäuten wie eine Zwiebel. Oder deine klägliche Seele retten. Spürst du es jetzt?«
    »Isch … «
    Haughts Griff – der seiner Hände und der seines Geistes – verstärkte sich. Die Lähmung wuchs, und Haughts Stimme sank immer tiefer, so daß sie gar kein Laut mehr war, nur das Glitzern der Winterkälte, das Stöbern von Schneeflocken im Nachtwind.
    Die Königin des Todes ist entthront. Die Kraft ist frei heute nacht. Ihre Fragmente segeln im Wind, wirbeln durch die Luft, sinken auf die Erde.
    Sie vernichtet die Toten.
    Sie entmachtet die Mächtigen.
    Stilcho schauderte, sein lebendes Auge weitete sich, das tote sah Abgründe.
    Er taumelte am Rand und klammerte sich mit Händen kalt wie Ton an Haught als seine letzte und einzige Hoffnung.
    Da ist etwas Leuchtendes, und ich sehe es, toter Mann.
    Es winkt den Mächtigen mit unwiderstehlicher Verlockung.
    Und sie wagt nicht, danach zu greifen.
    Der Staub strahlt und schimmert und senkt sich auf alles, und sie wagt es nicht, diese Kraft einzusammeln. Sie versiegelt die Zugänge. Sie vernichtet sie mit Feuer.
    Nisibisikraft. Sie verabscheut sie und ersehnt sie.
    Ich bin ein Nisi, toter Mann. Und ich werde dieses Ding bekommen. Sie ist blind und taub für mich – sie weiß nicht, was wir sagen, kann es nicht hören. Das ist meine Macht! Und ich brauche nur noch eines.
    Die Dinge werden sich ändern, Stilcho! Überlege, zu wem du hältst. Denk darüber nach, was aus dir wird, wenn sie dich vergißt!
    Da sah Stilcho ganz deutlich, was Haught wollte. Das Bild einer leuchtenden Kugel erschien vor seinem inneren Auge, einer Kugel, die sich drehte, die schimmerte. Lust war Teil von ihr, ebenso wie Licht. Sie war pure Kraft. Sie war gefährlich, gefährlich wie eine wirbelnde Klinge, gefährlich wie ein ungebändigter Moloch. Dieses scheinende, wirbelnde Ding war von einer summenden Ordnung, die wie ein Puls schlug, der alle Höllentore und alle Schöpfung im Einklang mit sich hielt, dem Pochen eines lebenden Herzens gleich, das die allerwinzigste Unvollkommenheit in ihrer Bewegung war. Wäre sie vollkommen, gäbe es nichts.
    Das Universum

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