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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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was das bedeutet, wissen wir noch nicht.«
    »Soll ich das in meinem Artikel auch andeuten?«, fragte ich.
    »Das überlasse ich dir.«

Pendeln hilft nicht immer

    In der Redaktion saßen Margarete Wurbel-Simonis, Sarah, Stella und Susi am Besuchertisch. Die Kulturredakteurin hatte die Augen geschlossen und den rechten Arm ausgestreckt. Am Zeigefinger baumelte ein dünner Strick, an dessen Ende ein schweres Lot befestigt war.
    »Ich hab die Frage jetzt«, sagte Sarah, »du kannst loslegen.«

    Wurbelchen schloss die Augen. Die Sekretärinnen sahen gebannt auf das Pendel.
    »Was geht denn hier ab?«, fragte ich.
    »Wurbelchen pendelt Sarahs Date aus«, flüsterte Stella.
    »Pendeln?«
    »So geht das nicht. Ich kann mich nicht konzentrieren!«, blaffte mich die Wurbel an. »Wie soll ich meine Schwingungen auf das Pendel übertragen? Mein Chakra ist gestört.«
    »Chakra? Pendeln?«
    »Erklär’s der Grappa mal«, meinte Stella. »Die will dann bestimmt auch.«
    »Nee, lasst mal ruhig. Dieser Bildungsurlaub hat ja wohl voll durchgeschlagen«, murmelte ich. »Ich pendle lieber meinen Artikel aus. Bis später, die Damen!«
    Es war noch Zeit bis zur Konferenz. Gelegenheit, bei Peter Jansen vorbeizuschauen. Der Kaffee lief gerade durch.
    »Draußen ist was los«, meinte ich. »Die Wurbel pendelt.«
    »Ich weiß«, seufzte mein Chef. »Schon seit drei Tagen. Sie hat am Wochenende an einem Kurs Pendeln und Tarot für Anfänger teilgenommen. Seitdem unsere drei aus dem Sekretariat wissen, dass jeder Mensch eine Aura hat und damit auch sie, schauen sie die Welt mit ganz anderen Augen an.«
    »Es gibt Neuigkeiten vom Internat des Todes. Hast du ein Ohr dafür?«
    Er hatte und genehmigte mir vierzig Zeilen.
    Im Großraumbüro herrschte nun wieder Ruhe. Wurbel-Simonis hatte ausgependelt.
    »Und? Was ist mit deinem Date, Sarah?«, fragte ich.
    »Alles Mist, Grappa«, muffelte sie. »Der Typ will nur das eine von mir.«
    »Das hat das Pendel dir mitgeteilt?«
    »Ja. Das Pendel hat Nein gesagt«, antwortete sie.
    »Und wie war die Frage?«
    »Ist Rolf der Richtige fürs Leben?«
    »Welcher Rolf?«, wollte ich wissen.
    »Grappa! Der Typ, mit dem ich mich treffen wollte. Hab ihn im Single-Chat kennengelernt. Aber das Pendel warnt mich.«
    Ich kratzte mich am Kopf. »Suchst du denn den Mann fürs Leben, Sarah? Willst du dir wirklich einen Rolf aus dem Chat ans Bein binden? Neulich hast du mir noch erzählt, dass dir das Alleinsein so viel Freude macht.«
    »Ja, schon.« Sarah überlegte. »Du hast das auch schon mal behauptet, Grappa. Aber so richtig hältst du dich nicht dran.«
    »Man soll seine Prinzipien immer nur so hoch hängen, dass man noch drunter durchkann. Hast du die Post schon gesichtet?«
    »Alles, was für dich ist, liegt auf deinem Schreibtisch«, antwortete Sarah. »Und jetzt schreib ich dem Rolf eine Mail und mach das Date klar.«

     
    Schulmord-Waffe stammt aus Diebstahl – Übte Mörder im Internat? – Wo war Lerchenmüller?

    Ein Exklusivbericht unserer Polizeireporterin Maria Grappa.

    Neueste Enthüllungen über den Massenmord im Nobelinternat Schloss Waldenstein. Die Bierstädter Kripo konnte die Maschinenpistole, mit der sechzehn junge Menschen niedergemetzelt wurden, eindeutig identifizieren: Sie stammt aus einem Einbruch in ein Polizeiausbildungszentrum im Süden Deutschlands. Die Täter: eine albanische Bande. Die Spur der Waffen führt ins Ruhrgebiet – hier soll ein Teil der Beute illegal verkauft worden sein.

    Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, gibt es eine Verbindung zwischen der überlebenden Lehrerin und der Mordwaffe. Die 36-jährige Pädagogin Lara L., die Deutsch und Philosophie unterrichtet, ist mit einem ehemaligen Polizeischüler des Ausbildungszentrums bekannt. Die Ermittlungsbehörden prüfen nun, ob der Mann den Tätern einen Tipp gegeben hat.

    Die Spurensicherung der Polizei hat im Schießstand der Schule Patronenhülsen gefunden, die aus der Mordwaffe abgeschossen wurden. Hat der Mörder hier mit der Maschinenpistole trainiert, bevor er die 16 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 tötete?

    Nach wie vor ist unklar, welche Rolle Internatsdirektor Dr. Lerchenmüller am Tag des Massakers spielte. Er informierte zwar die Polizei und seine Lehrerkollegen über die Bedrohung, verließ das Gebäude aber selbst sehr spät. Die Polizei geht nun der Frage nach, ob der Internatsdirektor Zeit hatte, die Situation in dem Kursraum persönlich zu überprüfen.

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