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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Pressemitteilung der Polizei schon ausgedruckt auf meinem Schreibtisch.
    Zu meinem Erstaunen hatte ein Hinweis von Robert Fuchs zum Täter geführt. Eine Beziehungstat. Jemand hatte sich in Monika verliebt und war abgewiesen worden. Eine einfache und glatte Sache.
    Mir erschien das zu simpel. Komplizierte Rätsel haben selten einfache Lösungen. Aber ich musste die offiziellen Fakten erst einmal verarbeiten. Den Artikel würde ich später schreiben.
    Erst mal brauchte ich einen Kaffee.
    Die Eifersucht hatte meine Nacht zu einer anstrengenden Angelegenheit gemacht. Immer wieder hatte ich mir Clara und Kleist bei intimen Handlungen vorgestellt. Meine Gefühle und mein Verstand waren in einen aussichtslosen Kampf verstrickt.
    Ich hatte bisher keinerlei Beweis dafür, dass Kleist mehr als Kollegialität für die von ihrem Mann verlassene Frau Billerbeck empfand. Aber ich hatte in Kleists Vorzimmer ihren Blick gesehen und am Telefon ihre Stimme gehört. Sie suchte verzweifelt einen Nachfolger für ihren Gatten und einen neuen Ernährer für ihre Brut. Naturgesetz. Und da kam ihr der leitende Hauptkommissar der Bierstädter Kriminalpolizei gerade richtig.
    »Grappa, was machst du denn für ein Gesicht?« Simon Harras war in die Kaffeeküche gekommen – in der Hand einen leeren Becher.
    »Ich hab schlecht geschlafen«, gab ich zu. »Und dieser Laden hier geht mir auf die Nerven. Seit Peter weg ist, komme ich nicht mehr gern zur Arbeit.«
    »Da bist du nicht allein«, entgegnete er. »Wurbelchen ist auch fertig. Sie ist gerade heulend rausgerannt.«
    »Warum das denn?«
    »Schnack hat ihr einen Brief geschrieben und ihr die Leserbriefseite aufs Auge gedrückt.«
    »Bitte?« Die Leserbriefe hatten bisher die Sekretärinnen bearbeitet.
    Harras nahm die Kanne und schüttete seinen Becher voll. »Du hast richtig gehört. Das Ganze heißt jetzt Leserforum und soll plötzlich ganz wichtig sein. Dazu gehört auch die Online-Bearbeitung der Briefe.«
    »Wurbelchen hasst Computer wie die Pest!«
    »Eben«, stimmte Harras zu. »Damit hat er sie richtig am Wickel. Der weiß, wie man Leute kaputt macht.«
    »Die Zuweisung einer neuen Arbeit ist mitbestimmungspflichtig«, meinte ich. »Sie soll sich dagegen wehren und den Redakteursausschuss informieren.«
    »Die Kultur macht sie weiter – zumindest das, was Schnack davon übrig gelassen hat«, wusste Harras. »Sie bekommt also keine neue Arbeit, sondern eine zusätzliche.«
    »Trotzdem. Schnack will sie doch nur piesacken, weil sie den Presserat wegen Bärchen Bibers Kofferlüge einschalten will. Ich werde ihr jedenfalls beistehen.«
    Harras grinste schief. »Du willst Wurbelchen helfen? Übernimm dich nicht. Sie hat eben behauptet, dass Schnack sie nur quält, weil er sich nicht an dich herantraut.«
    »Die arme Frau«, seufzte ich. »Warum kapiert sie es nicht, wenn man mal auf ihrer Seite ist?«
    »Ich muss los, Grappa«, verabschiedete sich Harras. »Interview bei Trainer Mopp im Vorfeld der Europa-Liga.«
     
    Wurbel-Simonis fehlte in der Redaktionskonferenz. Schnack teilte allen mit, dass er den Leserbriefen unserer Kunden künftig mehr Gewicht in der Zeitung geben wolle.
    »Auch kritische Stimmen sollen abgedruckt werden«, erklärte er. »Ganz im Sinne des Grundgesetzes. Eine Zensur findet nicht statt. Ich möchte unter unseren Leserinnen und Lesern eine lebhafte Diskussion in Gang bringen – auch über unsere journalistische Arbeit. Wir wollen ja nicht im Elfenbeinturm agieren. Die Kollegin Wurbel-Simonis wird sich in dieses Thema einarbeiten.«
    »Sie ist wohl schon dabei, oder wo ist sie?«, fragte ich.
    Schnack sah mich säuerlich an. »Sie fühlte sich unwohl und hat einen Arzt aufgesucht. Falls sie aus gesundheitlichen Gründen ausfällt, würde ich Sie bitten, das Leserforum vertretungsweise zu betreuen, Kollegin Grappa.«
    Du Arsch, dachte ich. »Mache ich doch glatt, Herr Schnack.« Mein süßes Lächeln hätte einen Diabetiker spontan dahingerafft. »Aber zuerst schreibe ich über den Mord an Monika Weber. Der scheint nämlich aufgeklärt.«
    Er runzelte mal wieder die Stirn. »Wir wollten doch die Blut-Themen etwas dämpfen in unserem Familienblatt, Frau Grappa.«
    »Unsere Leser sind es aber gewohnt, über lokale Ereignisse informiert zu werden. Ich jedenfalls möchte nicht, dass sie abwandern zur Revolverpresse«, entgegnete ich.
    »Na gut, dann plane ich sechzig Zeilen ein«, kündigte Schnack zögernd an. »Aber wenn Frau Wurbel sich nicht meldet, kümmern Sie

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