Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Luft hat noch keinem geschadet. Könnten die Damen die kriegsähnlichen Handlungen vorübergehend einstellen? Die Hühnerbrüstchen sind à point. «
    Clara und ich setzten uns gegenüber und hatten uns so gegenseitig voll im Blick.
    »Ich hol das Essen«, kündigte Kleist an, blieb aber neben dem Tisch stehen.
    »Soll ich dir helfen, Friedel?«, schnatterte Clara.
    Friedel. Ein fettes Grinsen machte sich in meinem Gesicht breit.
    »Ich schaff das schon«, sagte er. »Kann ich euch wirklich allein lassen?«
    »Aber natürlich … Friedel«, versicherte ich. »Der Abend hat doch erst angefangen.«
    Zögernd verließ er uns. Gelegenheit, die Claims abzustecken.
    »Woher kennen Sie beide sich?«, fragte Clara.
    »Von der Arbeit. Und Sie und Friedel?«
    »Auch von der Arbeit.« Clara hob die Augenbrauen.
    »Aha. Und jetzt suchen Sie wieder welche, wie ich hörte«, sagte ich.
    »Genau. Ich bin alleinerziehend und habe zwei Söhne.«
    »Was ist mit den Vätern der Kinder?«, fragte ich. »Auf der Flucht?«
    »So ähnlich. Es ist aber nur einer. Er hat mich mit einer …«, ihr Blick fixierte mich, »… älteren Frau betrogen.«
    »Vielleicht wollte er sich mal vernünftig unterhalten«, mutmaßte ich.
    »Kann ich mir nicht denken«, entgegnete Clara. »Reden war nie sein Ding.«
    »Ältere Frauen haben eben was. Fragen Sie Friedel mal«, schlug ich vor.
    »Bei Gelegenheit«, versprach sie.
    »Schön, dass ihr so guter Stimmung seid.« Kleist stand in der Tür – in der Hand ein Tablett. Er stellte den dampfenden Reis und die Kasserolle mit dem Fleisch auf den Tisch.
    »Das Gemüse kommt gleich.« Weg war er wieder.
    »Und jetzt wollen Sie in Bierstadt bleiben?«, machte ich weiter.
    »Wenn ich hier eine Arbeit finde, ja«, meinte sie. »Friedel will mir helfen. Aus dem Polizeijob bin ich seit sechzehn Jahren raus. Ich muss wieder ganz unten anfangen, meint Friedel.«
    Friedel hilft. Friedel meint. Sie ging mir auf die Nerven. Wie sollte ich diesen Abend überstehen? Und in welchem Zustand würde ich am Ende sein? Ich trank das Glas aus und schenkte sofort nach. Alkohol ist eben doch eine Lösung, dachte ich – wenngleich manchmal eine finale.
    »Ich wäre den Damen sehr verbunden, wenn sie mich bei meinem korrekten Vornamen nennen würden.« Kleist stellte die Schüssel mit dem Gemüse auf den Tisch. »Aus der Friedel-Phase bin ich raus, Clara. Und Maria sollte sich diesen Namen gar nicht erst angewöhnen. Und jetzt guten Appetit.«
    »Ja, Friedel, wie du möchtest.« Clara zog einen Flunsch. Kleists strafendem Blick wich sie aus.
    Die Hühnerbrust war zart gebraten, perfekt gewürzt und mit Salbeiblättern bedeckt. Die Soße war ein Genuss.
    »Lecker«, meinte ich. »Besonders die Soße.«
    »Die ist von mir«, krähte Clara. »Fettreduziert. Ich muss auf meine Figur achten. Ich komme langsam in das Alter, in dem …« Sie schaute an mir hinunter.
    Unwillkürlich zog ich den Bauch ein und setzte mich auf. Blöde Kuh, dachte ich. Noch ein Glas Wein und ich filetiere dich.
    »Jede Frau hat halt ihre Reize«, lächelte ich. »Die einen haben Übergewicht und die anderen sind doof. Und wissen Sie, Clara, was der Witz dabei ist? Die einen können abnehmen, die anderen bleiben aber lebenslang doof. Welches Schicksal ist nun schlimmer?«
    »Ich persönlich finde die Kombination von Intelligenz und runden Formen aufregend«, brachte sich Kleist ein und griff nach meiner Hand. »So wie bei Maria.«
    Ich war perplex.
    Clara starrte auf unsere Hände, sah erst mich und dann ihn an. Sie schien zu verstehen.
    »Du hast deinen Geschmack geändert, Friedel. Oh. Entschuldige. Friedemann«, stellte sie fest. Sie blickte auf meine Taille. »Ich möchte noch etwas von der Soße. Und könnten wir sie noch etwas verfeinern? Vielleicht mit Butter?«
    Kleist warf ihr einen stirnrunzligen Blick zu, holte aber brav die Butterdose, aus der Clara sich großzügig bediente.
    Der weitere Abend verlief halbwegs harmonisch. Der Wein hatte mich müde gemacht und meine Aggressionen zurückgedrängt. Dennoch war ich weiterhin wachsam.
    Irgendwann rief Kleist ein Taxi. Als es da war, brachte er mich nach unten. »Sie schläft auf dem Sofa, Maria«, erklärte er zärtlich. »Da ist nichts und da wird nichts sein. Und wenn du ihr das nächste Mal begegnest, dann lass die Messer zu Hause, okay?«

Sprengbombe im Elfenbeinturm
    Schnack war auf hundertachtzig. Harras warnte mich telefonisch vor.
    »Ich dachte, der ist auf dem christlichen

Weitere Kostenlose Bücher