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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Menge vorwerfen«, entgegnete ich. »Aber warum sollten sie ihre Anhänger erwürgen? Lebendig sind die doch viel nützlicher.«
    »Es klingelt gerade«, sagte Weber. »Bleiben Sie bitte dran. Ich geh eben zur Tür. Bin gleich wieder da.«
    Ich hörte Schritte, Stimmen und Weber zurückkommen.
    »Das war der Postbote. Er hat mir einen Brief gebracht. Einschreiben. Ohne Absender. Moment.«
    Er legte den Hörer aus der Hand. Papier raschelte. Dann war er wieder dran.
    »Ein Brief von Monika«, sagte er tonlos. »Monika hat mir geschrieben.«
    Mir wurde eiskalt. »Machen Sie jetzt nichts. Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich komme sofort zu Ihnen.«
     
    Jetzt kam Spannung in die Geschichte und ich hatte die Nase vorn. Natürlich musste Weber die Polizei informieren, aber erst nachdem ich den Brief gelesen hatte. Ich gab meinem Cabrio die Sporen und kümmerte mich nicht um die Geschwindigkeitsbeschränkungen.
    Weber öffnete, grau im Gesicht und mit verzweifeltem Ausdruck in den Augen. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer. Er hatte die Rollos halb heruntergelassen. Das Licht war schummrig.
    »Darf ich den Brief lesen?«
    »Er liegt auf dem Tisch.«
    Ich nahm ihn und setzte mich.
     
    Lieber Vater!
 Mach dir keine Sorgen. Es geht mir gut. Ich habe meinen Garten gefunden und er ist hier, in der Kirche. Ich bin angekommen im Paradies und werde den Weg weitergehen bis zur völligen Befreiung meiner unsterblichen Seele.
 Weißt du, wie es ist, nicht mehr zu zweifeln, sondern sicher zu sein, dass du das Richtige tust? Weißt du, wie schön es ist, gleichgesinnte Brüder und Schwestern an deiner Seite zu wissen, die diesen Weg zum Licht bereits gegangen sind?
 Du bist einsam, Vater. Seit Mutters Tod ist deine Seele versteinert.
 Ich soll dich von Bettina grüßen. Sie hat den hellen Weg vor mir erkannt und die Brücke zur Freiheit überschritten. Ich werde auch dahin kommen. Der Garten ist der Ort, in dem andere frühere Zweifler und ich eine Weile verbringen werden, um rein und offen zu werden. Wenn ich mein Ziel erreicht habe, melde ich mich wieder. Bis dann … Such nicht nach mir. Ich liebe dich – trotz allem.
 Deine Tochter Monika
     
    »Von was für einem Garten schreibt sie?«, wunderte ich mich.
    Weber zuckte die Schultern. »Woher soll ich das wissen?«
    »Wir müssen Bettina erreichen. Und die Polizei muss von diesem Brief erfahren. Soll ich Sie ins Präsidium fahren?«
    Weber stimmte zu. Während er seine Jacke holte, fotografierte ich Monikas Brief. Ein Garten, in dem Zweifler wieder auf den erleuchteten Weg gebracht wurden. Das hörte sich interessant an.
    »Helfen Sie mir, Frau Grappa?«, fragte Weber während der Fahrt. Er machte einen völlig überforderten Eindruck.
    »Die Polizei ist für Monikas Tod zuständig«, versuchte ich, ihn zu stärken. »Ich habe nicht so viele Möglichkeiten. Ich kann nur berichten. Jetzt liegt ein Kapitalverbrechen vor. Da ist die Kripo gefragt und die macht ihre Arbeit in der Regel recht ordentlich.«
    »Ich will Bettina da rausholen. Sie soll begreifen, was für Leuten sie auf den Leim gegangen ist. Und Sie sind doch die Öffentlichkeit, Sie müssen mir helfen.«
    »Sie überschätzen mich, Herr Weber.« Ich bog auf den Parkplatz des Präsidiums ein. »Über die Kirche der Erleuchteten ist in den letzten Jahren sehr viel Kritisches geschrieben worden. Bettina kennt das sicher alles. Und die Sekte ist keine verbotene Organisation – das wissen Sie doch.«
    Der Mann an der Pforte des Präsidiums winkte uns durch, ich war oft genug hier gewesen.
    In Kleists Vorzimmer mussten wir warten. Immerhin war er anwesend. Seine Sekretärin bot uns einen Kaffee an, da wurden wir schon vorgelassen.
    »Hallo«, sagte ich. »Sorry, dass wir hier so reinplatzen. Herr Weber hat einen Brief von seiner Tochter Monika bekommen.«
    »Hallo, Maria! Herr Weber, wir sehen uns ja schnell wieder!« Kleist deutete auf die Stühle der Sitzgruppe.
    Weber reichte ihm den Brief. Seine Hände zitterten.
    Kleist las den Brief zwei Mal durch und überlegte eine Weile. »Sie schien glücklich zu sein«, stellte er dann fest. »Und sie hatte Pläne. Auch wenn sie mit dieser Sekte zusammenhängen. Man kann niemandem vorschreiben, wie er seine Glückseligkeit sucht.«
    »Die Kirche muss mit ihrem Tod zu tun haben«, sagte ich. »Sie war bis zuletzt dort und gefangen. In diesem Garten. Das steht doch alles in dem Brief!«
    »Von Gefangenschaft steht da gar nichts. Die junge Frau hat sich sehr wohl gefühlt in ihrer Umgebung,

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