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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Menjoubärtchen. »Aber wie sagte der Oberbürgermeister neulich zu mir? Frau Grappa ist ein echtes Schlachtross.«
    »Schön, dass Sie diesen Begriff jetzt richtig interpretieren«, lächelte ich. »Wenn ich mich schon mit einem Pferd vergleichen lassen muss, dann mit einem, das schon manche Schlacht geschlagen hat, und nicht mit einem, das bald zum Schlachter muss.«
    »Ich schätze Ihren sprachlichen Feinsinn«, sülzte er.
    Feinsinn hatte mir noch niemand vorgeworfen und ich überlegte, ob ich das als Beleidigung werten musste.
     
    Abends kämpfte ich mit einer Flasche Riesling von der Mosel gegen die Reste des Ecstasys an. Immer, wenn ich die Augen schloss und sich ein Drogenflash ankündigte, leerte ich ein Glas Wein. Und kippte zwei Gläser Mineralwasser hinterher.
    In der Nacht erschienen mir Engelsputten, die vor Pitt Brett Lady in Red schnulzten. Sein Spruch dazu: Im Recall würdet ihr so lange überleben wie ein gebrauchter Tampon im Piranha-Becken schoss mich schließlich ins Nirwana.
    Im Morgengrauen war es mit dem Schlaf vorbei. Um fünf Uhr war ich hellwach, kochte Kaffee und verzog mich in den Garten. Die Luft war angenehm frisch und unverbraucht. In der Ferne dröhnten Motorengeräusche und Martinshörner. Vermutlich Rettungswagen, die eines der drei Krankenhäuser ansteuerten, die sich in der Nähe meines Hauses befanden.

Florida gegen Bayreuth
    Die Radionachrichten und die Frühmagazine der TV-Sender berichteten groß über den Leichenfund. Natürlich wurden der Mord an Fuchs und Bretts Entführung in diesem Zusammenhang auch erwähnt. Kühne Mutmaßungen wurden geäußert. Gab es noch mehr skelettierte Leichen bei den Erleuchteten? War die Sekte am Mädchenhandel mit Osteuropa und der Dritten Welt beteiligt? Wurden Kinder gar bei satanischen Ritualen geopfert? War Brett entführt worden, weil er – durch eine geschändete WSDS-Kandidatin aufmerksam gemacht – von den Verbrechen wusste?
    In der Redaktion fragten mir die Kollegen ein Loch in den Bauch.
    »Warst du auch in diesem Garten gefangen, wo die Knochen lagen, Grappa?«, fragte Stella.
    »Klar. Grappa wartete dort auf ihren Abflug in den Nahen Osten – als Hauptfrau des Sultans von Abu Dhabi«, scherzte Harras. »Aber ein tapferer Hauptkommissar von altem Adel kam auf seinem Schimmel angaloppiert und rettete unsere Grappa.«
    »In echt?«, staunte Stella.
    »Nachdem unser Herr Schnack mich für kleines Geld an den Sultan verkauft hatte«, spann ich die Geschichte weiter. »Damit er sein Bärchen Biber endlich groß rausbringen kann.«
    »Was habe ich gemacht?«, fragte eine bekannte Stimme in unserem Rücken.
    »Guten Morgen, Herr Schnack. Ich … ich erzählte den Kollegen gerade einen meiner wirren Träume«, stotterte ich. »Aber der Arzt meint, das geht vorüber.«
    »Das hoffe ich doch –, wenn Sie von mir träumen«, meinte Schnack trocken. »Würden die Damen und Herren mir bitte in die Konferenz folgen?«
    Als wir komplett waren, fragte Schnack nach Neuigkeiten im Mordfall Fuchs und sah mich dabei an.
    »Es gibt eine Spur nach Florida«, erklärte ich frech, denn ich erinnerte mich an die Reiseunterlagen in Stickels Wohnung. »Bettina Weber dürfte sowieso dort sein. Und vermutlich sind auch Annabell Stickel und Klara Billerbeck dahin gereist. Wo sollten sie sonst sein, wenn nicht im Hauptquartier der Kirche der Erleuchteten? Sven Billerbeck ist eine Art Sekten-Obermufti und …«
    »Wer ist Sven Billerbeck?«, unterbrach mich Schnack. Ich erklärte ihm die Verbindung zu Klara, ihren beiden Söhnen und Bettina Weber.
    »Da soll noch einer durchblicken«, meinte Schnack. »Wie gehen Sie weiter vor?«
    »Für den Durchblick haben Sie ja mich. Und ich muss nach Florida – genauer gesagt nach Clearwater. In die Höhle des Löwen.«
    »Wie bitte?«
    »Dienstreise«, sagte ich bestimmend. »Zusammen mit Herrn Pöppelbaum. Damit die Geschichte schön rund wird. Eine Woche werden wir schon brauchen.«
    Die Kollegen hielten den Atem an. Schnack war blass geworden. Bärchen Biber bekam Schluckauf und Wurbel-Simonis kicherte neckisch.
    »Wann fliegen Sie?«, hörte ich Schnack sagen.
    Wayne und ich staunten uns kurz an – damit hatte keiner von uns gerechnet.
    »Übermorgen«, gab ich trocken zurück.
    »Das ist ja mal wieder interessant«, meldete sich Margarete Wurbel-Simonis. »Mein Dienstreiseantrag zu den Bayreuther Festspielen wird jedes Jahr abgelehnt. Früher von Herrn Jansen und jetzt auch von Ihnen, Herr Dr. Schnack.«
    »Die

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