Grappa Und Die Seelenfaenger
auf. Es war gruselig. Ich wandte mich ab.
Mir war übel und vor meinen Augen formierte sich ein Sternenregen. Im Eingangsbereich des Hauses stand ein Sessel. Ich ließ mich hineinfallen. Die Hammergeräusche, die aus dem Garten zu mir herüberschallten, waren wie kleine Donnerschläge. Dann war mit einem Mal Ruhe.
»Wo ist Dr. Kleist?«, schrie eine Stimme.
Wer gräbt, der findet
»Leichenfund im Haus der Erleuchteten«, teilte ich Pöppelbaum kurz mit. »Komm sofort hierher. Und wundere dich nicht: Ich bin schon da.«
Wayne knurrte ein überraschtes »Okay« und legte auf.
Für alle Fälle nahm ich die Digi-Kamera aus meiner Handtasche und lief zu einem Fenster im ersten Stock, von dem aus ich den Garten fotografieren konnte. Der Zugang selbst war versperrt worden. Die Kriminaltechniker warteten auf den Rechtsmediziner.
Ich knipste einfach drauflos – darauf hoffend, dass ein gutes Fotoprogramm einiges aus den Bildern würde herausholen können.
Ich konnte Kleist sehen. Er stand – flankiert von anderen Beamten – vor einer ausgehobenen Grube und schaute hinein. Leichenfund. Mich schauderte. Wer war der Mensch, der hier begraben lag? Wie war er umgekommen und wer hatte ihn in dem Garten verscharrt?
Mein Handy machte sich bemerkbar. Es war eine SMS von Pöppelbaum. Er war eingetroffen. Ich ging nach unten und winkte ihn herein.
»Ein Kollege«, erklärte ich dem Polizisten am Eingang. Tatsächlich ließ er Wayne durch, ohne seine Anwesenheit zu hinterfragen.
»Geradeaus geht es zum Garten«, erklärte ich. »Dort wurde die Leiche gefunden.«
»Und? Wer ist es?«
»Keine Ahnung.«
»Wie kommt es, dass du hier bist?«, fragte er.
»Wir haben doch gestern über den Garten gesprochen – der mit den Steinskulpturen und den wilden Pflanzen. Das hier könnte er sein. Obwohl …«
»Obwohl?«
»In meinen Drogenträumen sah er anders aus.«
Der Rechtsmediziner stürzte an uns vorbei in den Garten. Als die Polizisten zurücktraten und den Blick aufs Gelände freigaben, fotografierte Wayne dezent. Danach verzog er sich in die erste Etage. Ich hatte ihm gesagt, von wo aus er einen guten Überblick hatte.
Ich blieb in der Lobby sitzen.
»Maria, da bist du ja.« Kleist stand vor mir.
»Habt ihr das Baby gefunden?«
»Ja. Es liegt wohl schon sehr lange dort.«
»Wo ist Brett?«
»Den habe ich nach Hause geschickt. Er hat tatsächlich zugegeben, dass er seine Entführung selbst getürkt hat – zusammen mit Fuchs. Wegen der Quote. Wie gestört ihr Medienmenschen doch seid!«
»He, nicht alle sind so«, widersprach ich empört. »Was wirst du jetzt tun?«
»Ich werde Brett ein Verfahren wegen Vortäuschung einer Straftat anhängen«, antwortete der Hauptkommissar grimmig. »Es ist eine Frechheit, uns dermaßen anzulügen und den Polizeiapparat in Gang zu setzen. Aber etwas Interessantes habe ich doch noch von Brett erfahren. Stickel und Klara wussten von der Inszenierung und haben ihn damit erpresst. Er hat gezahlt.«
»Die beiden wussten, dass die Entführung eine Lüge war?«
»Allerdings. Klara hat zufällig die Tür zum Juryraum geöffnet, als Brett und die Entführer damit beschäftigt waren, die beiden Mitjuroren zu verschnüren. Sie hat mit ihrem Handy ein Foto gemacht. Dieses Foto hat sich das Duo mit fünfzigtausend Euro aus Bretts Privatschatulle vergolden lassen.«
»Das ist eine schöne Geschichte fürs Tageblatt« , schwärmte ich.
»Ich glaube nicht, dass Brett dir die Story auch so erzählen wird«, sagte Kleist voraus. »Und wir haben Stillschweigen vereinbart – bis die Erpresser gefasst sind.«
»Na gut, die Leiche ist ja auch eine wichtige Geschichte«, seufzte ich.
Die Tür zum Garten öffnete sich und zwei Männer trugen einen kleinen Alusarg durch die Lobby.
Das Bild ging mir unter die Haut.
Schon manche Schlacht geschlagen
Mein Krankenschein interessierte mich nicht mehr. In der Redaktion fasste ich kurz zusammen, was passiert war.
LEICHENFUND IM SEKTENZENTRUM
Grauenhafter Fund im Garten der Kirche der Erleuchteten: Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei die Leiche eines Kindes. Das Baby war im Innenhof des Gebäudes vergraben. Zurzeit gibt es keinerlei Anhaltspunkte zur Identität des Kindes. Unklar ist auch noch, wie es gestorben ist und ob ein Verbrechen vorliegt. Wir berichten nach
Auch Schnack war erschüttert. Das sprach für ihn.
»Wir hatten einen schlechten Start, Frau Grappa«, meinte er und krabbelte sich mal wieder an seinem
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