Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
los.«
    Wir warteten noch, bis die ersten Tropfen fielen, und gingen dann ins Haus. Die Küchentür ließen wir offen – so konnten wir den Regen beobachten, wie er auf die Pflanzen fiel und uns an der frischen Luft erfreuen.
    »Hörst du sie schreien?«, fragte Kleist.
    »Wen?«
    »Die Büsche, Stauden und Blumen. Sie freuen sich, dass sie endlich Wasser bekommen.«

Nix mit Meer!
    Ich schaute mir den Sektenpalast im Internet an: ein mächtiges, weißes Gebäude, aber tatsächlich mit einem sakralen Charakter. 1926 als Hotel eröffnet, kaufte die Sekte das Gebäude später und baute es zu ihrem Zentrum um. Zweihundert Gästezimmer auf fast 25.000 Quadratmetern Wohnfläche.
    In einer Reportage las ich:
     
    Im ehemaligen Piratenschlupfwinkel Clearwater an Floridas Westküste beherrschen Erleuchtete das Straßenbild. Denn Clearwater ist ihre Stadt. Von hunderttausend Einwohnern der Stadt gehören heute angeblich schon sechstausend zur Sekte. Hinzu kommen Sektentouristen aus aller Welt. Sie pilgern zu dem ehemaligen Luxushotel und zahlen Tausende von Dollars für Kurse, die ihnen höhere Weihen und eine Karriere in der Sekte versprechen. Denn Fort Harrison ist ihr religiöses Zentrum. Wer sich nähert, wird beobachtet. Der Sicherheitsdienst der Sekte ist immer im Dienst. Selbst ernannte Sheriffs melden jede Feindbewegung über Funk sofort an die Zentrale.
     
    Eine verdeckte Recherche im Sektenzentrum kam also eher nicht infrage. Pöppelbaum schaute vorbei und wir besprachen den Ablauf der Reise.
    »Also brauch ich gar keine Badehose einzupacken«, maulte er. »Hat das Hotel wenigstens Meerblick?«
    »Nein. Das Motel hat den Namen Economy Inn. Du ahnst, was das bedeutet?«
    »Verstehe! Staubiges Ding mitten in der Stadt mit Blick auf eine Tankstelle«, muffelte Wayne. »Da hat sich Schnack echt in Unkosten gestürzt.«
    »Das Meer kannst du vom Flugzeug aus sehen«, entgegnete ich. »Oder von einer der zahlreichen Brücken, die die sogenannten Bays miteinander verbinden. Das muss reichen.«
    »Du bist eine verdammte Spaßbremse, Grappa!«
    »Dafür mieten wir uns ein Cabrio«, versprach ich. »Dann kannst du das Meer riechen, wenn wir dran vorbeifahren.«
    Am Abend schaute ich mir die einschlägigen Prominentenfernsehmagazine an. Die Vorbereitungen für die nächste WSDS-Show liefen auf Hochtouren. Ein Magazin brachte ein langes Interview mit dem Pop-Titanen, der über seine Entführung nicht mehr sprechen mochte.
    »Ich bin froh, dass ich alles gut überstanden habe, und möchte nicht mehr daran erinnert werden.«
    Ich grinste. Irgendwann würde Kleist ihn daran erinnern, und dann würde es einen neuen Skandal in den Boulevardblättern geben.
    Bald ging ich ins Bett. Die Nacht würde kurz sein, der Flug dafür lang. Von Düsseldorf nach Tampa dauerte er zehn Stunden mit Zwischenstopp in Atlanta.

Rübezahl und Rumpelstilzchen
    Wir parkten mein Auto in einem Flughafenparkhaus. Beim Einchecken entdeckte ich einen alten Bekannten.
    »Guck mal, da ist Egon Hold«, machte ich Pöppelbaum aufmerksam. »Der Mann fürs Grobe bei den Erleuchteten.«
    »Der bekommt bestimmt eine Nachschulung in Feinmotorik in Fort Harrison« , meinte Wayne. »Darf der uns sehen?«
    »Das ist ziemlich egal. In den Sektenpalast kommen wir sowieso nicht rein. Der ist besser abgesichert als Fort Knox. «
    Prompt drehte sich Hold, der zwanzig Meter vor uns entfernt in der Reihe stand, zu uns um. Zuerst machte er ein verblüfftes Gesicht, dann grinste er fett.
    »Fotografier den«, bat ich Wayne.
    »Warum?«
    »Weil man nie wissen kann, wozu man so was mal braucht. Und es verunsichert ihn.«
    Pöppelbaum startete seine Kamera und richtete das Objektiv auf Hold. Doch der war keineswegs verunsichert, sondern posierte noch.
    »Der hat Selbstbewusstsein ohne Ende«, wunderte sich der Bluthund. »Er hat wohl mehr als einen Kurs bei den Erleuchteten intus. Irgendwas machen die ja doch richtig.«
    »Ich finde eine gesunde Selbsteinschätzung angebrachter«, entgegnete ich. »Was nützt es dir, dich für Rübezahl zu halten, wenn alle anderen wissen, dass du Rumpelstilzchen bist?«
    »Soll ich mich jetzt für Rumpelstilzchen halten, oder was, Grappa?« Wayne tat eingeschnappt.
    Wir waren an der Reihe. Zwei kleine Koffer aufs Band und ab in den Warteraum. Florida, wir kommen!

Ein Mustang in Knallrot
    Die Hitze traf mich ins Gesicht wie ein heißer Waschlappen.
    »Boah«, meinte auch Pöppelbaum, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Er

Weitere Kostenlose Bücher