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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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den beiden deutschen Frauen. Wir hatten Glück: Nach Auskunft der lächelnden Blondine befanden sie sich am Privatstrand. Wir spazierten durch eine wunderschön angelegte Parklandschaft, in der tropische Pflanzen ihre Blütenpracht präsentierten. Das Meer blitzte türkis durch die Bäume. Ich dachte an Urlaub und nicht an Mörderfangen.
    »Wie sollen wir die beiden finden?«, maulte Wayne.
    »Ist doch ganz einfach«, meinte ich. »Du gehst an jedem Liegestuhl und jeder Decke vorbei und guckst dir die Mädels an. Natürlich mit der Kamera in der Hand. Und wenn sich zwei nicht fotografieren lassen wollen, dann sind das Stickel und Billerbeck.«
    »Ich würde lieber schwimmen gehen«, seufzte er. »Schau dir das an! Hast du jemals so ein tolles Meer gesehen?«
    Nein, hatte ich nicht. Der St. Pete Beach grenzte in einer sanften Linie an den Golf von Mexiko. Der Sand war weiß und sauber.
    »Sollen wir rechts oder links suchen?«, fragte Wayne.
    »Nach rechts«, entschied ich.
    »Dann los!«
    Nach wenigen Metern hatte ich die Schuhe voller Sand. Ich zog sie aus. Der Sand war warm und feinkörnig. Pöppelbaum machte es mir nach. Er wandte sich wieder den Badegästen zu und verweilte bei den jungen Bikinischönheiten länger als bei beleibteren Damen mittleren Alters.
    »Du nimmst deinen Job ja richtig ernst«, grinste ich.
    Ein junger Afroamerikaner mit einem Bauchladen voller Getränke kam uns entgegen.
    »Have you seen two German ladies?«, fragte ich.
    Er nickte und deutete in die Richtung, in die wir sowieso gehen wollten. »Right hand side.«
    Wayne blieb stehen. »Am besten, du gehst vor den Windschutzhauben entlang und ich bleib dahinter, Grappa«, meinte er. »Für den Fall, dass die beiden sich aus dem Staub machen wollen. Ins Meer werden sie ja kaum flüchten.«
    »Die hauen nicht ab«, prophezeite ich. »Warum sollten sie? Hier kann ihnen nichts passieren.«
    »Vielleicht kriegen sie einen Schock, wenn sie dich erblicken. Besser ist besser.«
    »Meinetwegen. Bist du knipsbereit?«
    »Ein echter Kerl hat seine Waffe immer bereit«, gab er zurück. »Und danach will ich ins Wasser – nur damit das mal klar ist.«
    »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Und jetzt weiter. Dahinten sind sie.«
    »Hallo, Mädels«, grüßte ich lässig. »Alles fit?«
    Klara und Annabell drehten synchron die Köpfe und schauten mich an.
    »Frau Grappa!«, stellte Klara entgeistert fest. »Was machen Sie denn hier?«
    »Fragen stellen und Antworten bekommen. Und Bilder.«
    Ich winkte Wayne hinter dem Windschutz hervor. »Das ist Herr Pöppelbaum, mein Fotograf.«
    Annabell Stickel nahm die große Sonnenbrille ab und musterte uns. »Was wollen Sie von uns?«
    »In Deutschland liegt gegen Sie eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung und Erpressung vor«, kam ich gleich zur Sache.
    »Vielleicht eine Anzeige. Aber kein Haftbefehl.«
    »Wen sollen wir denn entführt haben?«, mischte sich Klara ein. »Sie vielleicht, Frau Grappa?«
    »Genau. Sie haben mich unter Drogen gesetzt und festgehalten.«
    »Ich bitte Sie!« Annabell Stickel spielte Empörung. »Sie haben mich in meiner Wohnung besucht, aber ich mag unangemeldete Besucher nicht. Also schickte ich Sie wieder weg. Welche Begegnungen Sie danach hatten, entzieht sich meiner Kenntnis.«
    »Genau so war es«, stimmte Klara zu. »Haben Sie sonst noch irgendwelche abstrusen Beschuldigungen?«
    »Abstrus wird sicher das Wort des Jahres. Wie wäre es mit der Erpressung von Pitt Brett?«, schlug ich vor. »Die Entführung war getürkt, um die Quote nach oben zu treiben. Sie beide haben das gewusst und sich dieses Wissen vergolden lassen.«
    »Glauben Sie, dass Herr Brett das vor Gericht bestätigen wird?«, lächelte Stickel. »Ich nicht, dann wäre er nämlich ganz schnell und für immer aus dem TV verschwunden.«
    »Ich bin im Sektenzentrum festgehalten worden. Da war dieses Zimmer mit der schlagenden Uhr. Und der geheimnisvolle Garten mit den Statuen und den Regenwaldpflanzen.«
    »Wir können nichts für Ihre wirren Träume, Frau Grappa.«
    Das läuft nicht gut, dachte ich. Pöppelbaum schien das auch so zu sehen, denn sein Gesicht offenbarte Hilflosigkeit.
    Ich musste größere Kanonen auffahren. »Da ist noch was. Und zwar viel mehr als Erpressung und Freiheitsberaubung.«
    »Jetzt sind wir aber neugierig!«
    »Mord!«
    »Mord?«, wiederholte Klara.
    »Und wen, bitte schön, sollen wir ermordet haben?«, rief Stickel belustigt aus. »Ach ja, ich weiß! Meinen Mann.

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