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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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Jane in den letzten Tagen erzählt hatte. Orte, die sie, als die Welt noch in Ordnung gewesen war, geliebt und wo sie mit ihren Freunden gespielt hatte. Er erinnerte sich an jedes ihrer Worte und wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher, als noch einmal ihre helle, weiche Stimme hören zu können.
Er fuhr zu Mary Janes Elternhaus, das nach einem Brand in den ersten Tagen der Katastrophe nur noch eine geschwärzte Ruine war. Mary Jane hatte ihm einmal gezeigt, wo sich ihr Zimmer befand. Er spielte mit dem Gedanken, dass sie sich vielleicht dorthin zurückziehen wollte, auch wenn die Wände von Ruß geschwärzt waren und zerschmolzenes Plastik und verkohlte Bretter den Boden bedeckten. Doch auch hier konnte er das Mädchen nicht antreffen.
Daryll war zwischen seiner Sorge um seine Freundin und der kalten Furcht vor den Kreaturen der Stadt hin und hergerissen. Er hatte sich noch nie so lange allein außerhalb des Schulgebäudes aufgehalten. Doch was war, wenn Mary Jane seine Hilfe benötigte?
Sein Verstand sagte ihm zwar mit keifender Stimme, dass sie längst tot war oder sich in irgendeinen Garten oder den nahen Wald zurückgezogen hatte, so wie es Tiere taten, wenn sie den nahenden Tod erwarteten. Doch Daryll versuchte alles, um diese Stimme in seinem Kopf zu ignorieren. Er fuhr planlos durch die Stadt, durchsuchte noch einmal das Wohnhaus des Mädchens, suchte sie auf dem Spielplatz, an dem sie gestern noch angehalten hatten, fuhr zu ›Tenberries‹ zurück und landete schließlich ohne sein Zutun wieder auf dem Schulhof. Erst dort stieg er keuchend vom Fahrrad und ließ seinen Blick über die stillen Häuser der Stadt wandern. Die Stimme, die ihn malträtierte, wurde leiser, verwandelte sich in ein resignierendes Murmeln und erstarb schließlich.
Ein kühler Wind war aufgekommen und trocknete den kalten Schweiß auf seiner Stirn. Mary Jane war fort. Das hatte er jetzt verstanden. Sie war irgendwo in Devon. In irgendeinem Haus, einem dunklen Keller oder einem Schuppen, in dessen finstere Ecke sie sich kauerte. Und sie wollte nicht, dass Daryll sie fand.
Die Stadt erschien ihm plötzlich noch fremder als in den Tagen zuvor. Alles Vertraute, das ihm Mary Jane geschenkt hatte, war verschwunden. Die Farben, das Lachen, es gab nichts mehr. Sie hatte alles mitgenommen. Diese Straßen, die Häuser mit ihren roten Dächern und schwarzen Kaminen; das waren nicht mehr seine Straßen, seine Häuser. Er war kein Kind mehr, das wusste er seit jenem Nachmittag, als er vor dem Supermarkt der scheußlichen Kreatur gegenüber gestanden hatte. Und jetzt, mit Mary Jane, waren auch seine Erinnerungen an seine Kindheit verschwunden, so kostbar sie ihm auch erschienen.
Devon hatte ihm alles genommen und einen Jungen zurückgelassen, der nicht mehr wusste, an was er glauben sollte, oder an was er sich festhalten konnte.
V
Und so saß er jetzt, vier Tage nachdem Mary Jane verschwunden war, auf dem Steinpfeiler des Eingangstores zum Schulhof und starrte auf den grauen Asphalt der Straße.
Das Papierstück lag noch immer an derselben Stelle, wo die beiden Vögel es fallen gelassen hatten. Darylls Blick heftete sich darauf, als könne er durch bloße Einbildungskraft das Papier in seine kleine Freundin verwandeln.
Mit seinen Fingern grub er weitere Steinchen aus dem porösen Pfeiler und warf sie nach dem Fetzen.
Seine Gedanken verließen jene grausamen Tage, die ihm Mary Jane nahmen, und blieben am gestrigen Nachmittag hängen, als er glaubte, den Motor eines Autos zu hören.
VI
Er lag auf der Matratze im Klassenzimmer und blätterte lustlos in einem von Mary Janes Lieblingsbüchern.
Für einen wahnwitzigen Augenblick hatte er den Gedanken gesponnen, sie wäre mit einem kurzgeschlossenen Wagen zu ihm zurückgekommen. Eine Eingebung, die so unwahrscheinlich war und ihn doch mit einer brennenden Hoffnung erfüllte.
Doch der Motorenlärm erstarb schnell wieder, und nach einigen Minuten des Nachdenkens war sich Daryll sicher, dass seine überstrapazierten Nerven begannen, ihm Streiche zu spielen.
Er hatte sich wieder dem Buch gewidmet, nicht ohne weiterhin in die Stille hinein zu lauschen, als plötzlich ein Schuss das Schweigen der Stadt unterbrach.
Daryll war aufgesprungen. Selbst als er sich bereits im Schulflur befand, konnte er noch den Nachhall des Schusses hören. Er bildete sich sogar ein, den scharfen Geruch von Kordit in der grauen Luft riechen zu können.
Als er nach draußen auf den Schulhof rannte, war in der Ferne wieder das

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