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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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unterschiedlicher Beschriftung. Was Wulfs Aufmerksamkeit jedoch am meisten in Anspruch nahm, war der Tisch aus glänzendem Metall, den Shoemaker gerade mit einem Lappen reinigte. Im Fußbereich, sowie dort wo sich Hände und Kopf eines Menschen befinden mochten, waren lederne Riemen mit der Aluminiumplatte des Tisches verbunden. Rund um die Liegefläche liefen tiefe Rinnen und mündeten in einer Art Abfluss, der sich genau über dem Ausguss im Boden des Raumes befand. Ein Tisch, wie er bei einer Autopsie verwendet wurde …
Wulfs Blick wechselte von Joshua zu Shoemaker, der ihn unbehaglich ansah.
»Joshua, wieso bringst du ihn hierher?«
Der alte Doktor wischte sich seine Hände an einer grünen Schürze ab, die er um die Hüfte gebunden trug. Den Lappen hatte er achtlos auf den Tisch geworfen.
»Beruhige dich, Howard«, beschwichtigte Joshua mit gefasster Stimme und hob die Hände. »Ich finde, wenn Jim Teil unserer Gemeinschaft werden soll, hat er ein Recht darauf zu erfahren, was wir hier tun.«
Shoemaker knetete seine Hände und blickte unsicher zu Boden.
»Ich weiß nicht«, murmelte er schließlich und wandte sich ab, um zu einem kleinen Schreibtisch neben dem Regal mit den Gläsern zu gehen. Wulf sah, dass ein aufgeschlagenes Buch darauf lag, wie es Ärzte für ihre Patientenberichte benutzten. Eine dampfende Tasse Kaffee stand daneben.
»Jim hat mich nach den Infizierten hinter dem Wall gefragt.« Joshua zuckte mit den Schultern, als versuchte er zu erklären, wieso er seinen Wagen im Halteverbot abgestellt hatte. »Er wird Teil unserer Gruppe sein. Warum sollte er nicht die Wahrheit erfahren?«
Shoemaker fuhr herum. Für einige Sekunden verlor er seine gefasste Haltung. Er starrte Joshua mit großen Augen an und gestikulierte in die Luft, ehe er antwortete: »Keiner von den anderen weiß etwas!« Seine Stimme klang nervös und schrill. »Es ist besser für alle!«
»Howard.« Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Joshua verwandelte sich so lange in einen Soldaten zurück, wie er benötigte, um den Arzt zum Schweigen zu bringen und gleichzeitig zu beruhigen. »Ich glaube, wir können unserem Freund hier vertrauen. Deshalb möchte ich ihm zeigen, was wir hier versuchen.«
Shoemaker wandte sich erneut dem Schreibtisch zu und ließ sich schwer atmend auf einem simplen Holzstuhl davor nieder, der unter seinem Gewicht ächzte. Er murmelte etwas Unverständliches.
»Kommen Sie, Jim«, wandte sich Joshua an Wulf. »Ich bin mir sicher, Sie haben auf ihrer Reise schon einiges erlebt. So wird das hier keinen großen Schock für Sie darstellen.«
Wulf stand immer noch in der Tür. Das grelle Licht dreier Neonröhren blendete ihn, der Geruch des Desinfektionsmittels trieb ihm Tränen in die Augen. Die Situation erschien ihm wie die surreale Szene eines abstrakten Gemäldes. Diese beiden Männer, deren Fähigkeiten und Haltung er bisher bewunderte, hatten sich plötzlich in zwei völlig Fremde verwandelt. Unsicher ging er zu Joshua, der ihm einladend eine Hand entgegenstreckte.
Erst jetzt bemerkte er eine weitere Tür aus Metall, die neben dem Tisch mit den Instrumenten in die Wand eingelassen war. In Augenhöhe befand sich ein Sichtfenster. Wulfs Blick wechselte unstet zwischen Joshua und der Tür hin und her.
»Bevor ich Ihnen erklären kann, was wir hier tun, werfen Sie einen Blick durch das Glas.«
Joshua trat zur Seite. Das Metall der Tür glänzte im grellen Licht und reflektierte ihre Schatten wie dunkle Wellen. Widerwillig trat Wulf vor die Tür, blickte durch die Scheibe … und erstarrte. Mit einem heiseren Keuchen wich er einen Schritt zurück und starrte Joshua fassungslos an.
»Ist das …?«, flüsterte er und wischte sich kalten Schweiß von der Stirn, obwohl es in dem Raum sehr kühl war.
Stevenson nickte ernst und beobachtete ihn. »Sehen Sie genauer hin.«
Wulf schüttelte den Kopf. Dennoch trat er erneut an das Sichtfenster, einer inneren abartigen Neugierde folgend. Shoemaker hatte sich zwischenzeitlich zu ihnen gesellt und stand nun hinter Joshua.
Wulf starrte durch das mit gelbem und schwarzem Sekret verunreinigten Glas. Diesmal wich er nicht zurück. Das Atmen fiel ihm schwer, als er beide Hände seitlich gegen das Glas legte, um die Spiegelung der Neonröhren auf der kleinen Scheibe ausblenden zu können. Dann sah er in all seiner gottlosen Grausamkeit, was sich in dem kleinen Raum jenseits der Metalltür befand.
Durch die Schlieren auf dem Glas erkannte er eine ausgemergelte Gestalt, die

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