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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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schüttelte den Kopf, als könnte sie dadurch die Erinnerungen aus ihrem Kopf verbannen. »Draußen schrien Holly und Jenny. Ich konnte ihre Stimmen unterscheiden, wusste, wer schrie. Ich habe sie beide so geliebt. Sie waren alles für mich. Ich war die große Schwester von Holly und habe ihr nicht geholfen.« Sie schüttelte ihren Kopf stärker. »Kleider wurden zerrissen, dazwischen Schreie und Knurren. Etwas fiel zu Boden und zerbrach wie eine Explosion.« Megs Stimme wurde immer leiser, bis sie nur noch die Lippen bewegte. Ihr Blick hielt Demi gefangen. »Dann wurde es still. Ich hörte, wie die Tiere durch die Korridore des Waisenhauses liefen, hörte zufriedenes Grunzen. Dann waren sie verschwunden. Zurück blieb der bestialische Gestank.«
Ihr Gesicht erschlaffte. Plötzlich saß wieder die Puppe vor Demi, die sie mit aufgemalten Augen anstarrte. Die Tränen waren versiegt, ihre Haut so blass wie die einer Toten. Sie schien nicht mehr zu atmen.
Demi befreite ihre Hände aus Megs Umklammerung und legte sie auf die feuchten Wangen des Mädchens. Selbst ihr Gesicht schien kalt wie Eis zu sein.
Megs Lippen begannen zu beben. Ihre Augen blickten sich unstet um, als sähe sie das Zimmer zum ersten Mal. Dann fanden sie Demi. Ihre Blicke trafen sich und erneut füllten sich die Augen des Mädchens mit Tränen.
»Holly und Jenny waren alles, was ich hatte. Ich habe sie nie wieder gesehen. Die Monster haben sie mitgenommen.«
Plötzlich wurde das Gesicht des Mädchens ernst. Ihr Blick ging an Demi vorbei, als blickte sie zurück in die Vergangenheit. »Ich habe drei Tage gewartet. Dann bin ich losgelaufen, weg vom Waisenhaus, weg aus Cromwell, auf die Straße, bis ich ans Meer kam. Ich bin gelaufen, immer weiter. Und Holly und Jenny waren bei mir. Ihre Schreie waren in mir, in meinem Kopf, bei jedem Schritt den ich tat.«
Ihr Blick klärte sich und sie sah Demi an. »Sie sind immer noch hier.« Sie legte ihren Finger an ihre Stirn. »So wie deine Mutter.«
Die beiden Mädchen sahen sich lange an, schweigend, während das Licht vor dem Fenster allmählich seine graue Farbe verlor. Im Haus war es still und auch in den Köpfen der Mädchen verklangen langsam die Schreie.
»Wie heißt du?«, fragte Demi irgendwann leise und lächelte.
»Erin«, flüsterte Meg.
Dann sank Demi in ihre Arme. Sie hielten sich gegenseitig fest, bis auch der letzte Schrei verklungen war.
XI
Joshua führte Wulf in die ehemalige Arztpraxis der Stadt. Die Luft in den Räumen war abgestanden und stank nach Abfall und alten medizinischen Flüssigkeiten. Die Fensterläden waren geschlossen, so dass ein farbloses Zwielicht im Haus herrschte. Ohne zu zögern ging Joshua auf eine verborgen liegende Tür am Ende des Korridors zu. Eine steile Steintreppe führte in den Keller des Gebäudes.
Wulf bemerkte, dass bereits Licht brannte. Er stieg hinter Joshua die ausgetretenen Stufen in die Tiefe hinab, wobei er sich an einem schlichten, rostigen Geländer festhielt. Der Geruch von Staub und alten Kartons stieg ihm in die Nase, und noch etwas anderes, das er zunächst nicht einordnen konnte. Als sie den Grund des Kellers erreichten, wusste er, woran ihn der sanfte Geruch erinnerte: Desinfektionsmittel, Formaldehyd und Fäulnis.
Sie gingen durch einen breiten Gang, dessen Wände und Boden aus nacktem Beton bestanden. Kisten mit leeren Flaschen und Konserven säumten den Weg. In einem der Räume, dessen Tür offen stand, stapelten sich verstaubte Küchengeräte und alte Pfannen und Töpfe. Nackte Glühbirnen in Käfigen hingen von der Decke und spendeten ein kränkliches Licht. Ihre Schritte hallten dumpf in der engen Steinröhre wider.
Joshua ging zielstrebig auf eine Tür am Ende des Ganges zu. Durch ein Sichtfenster drang heller Schein in den nur spärlich beleuchteten Gang. Jemand bewegte sich hinter dem Fenster.
Joshua öffnete die Tür und trat ein. Als Wulf ihm folgte, erkannte er Shoemaker, der gerade damit beschäftigt war, einen Metalltisch zu reinigen. Der beißende Geruch von Desinfektionsmitteln hing in der Luft. Wulf blieb im Türrahmen stehen und betrachtete mit ungläubigen Augen den Raum, der sich ihm bot.
Die Wände waren mit weißen Kacheln gefliest, in der Mitte des Betonbodens befand sich ein Abfluss. An einer Wand stand ein Regal, in dem mehrere Flaschen und Einmachgläser aufgereiht waren. Gegenüber dem Regal befand sich ein Tisch mit mehreren chirurgischen Instrumenten, sowie Spritzen, Verbandsmull und weiteren Gläsern mit

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