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Graues Land (German Edition)

Graues Land (German Edition)

Titel: Graues Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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komme, umso lauter wird die Stimme. Bis die Welt aus einem Kreischen und Keifen besteht.
    Als ich die Tür erreiche und in das graue Licht des Schlafzimmers blicke, wird meine Welt schlagartig wieder still. Der rote Nebel vor meinen Augen wird zu Dunkelheit.
    Ich spüre Schmerzen, als ich schreie. Ein Reißen in meinem Hals. Doch die Welt bleibt still.
    Mit dem letzten verzweifelten Aufbäumen meines Verstandes tauchen die wenigen Bilder, die ich durch den blutroten Vorhang habe erhaschen können, wie kichernde Dämonen aus meinem Unterbewusstsein auf.
    Blut, das an den Wänden hinabrinnt und ein bizarres Gemälde hinterlässt.
    Der Gestank von Fleisch und Erbrochenem.
    Die Opferstätte der Shoggothen , auf der sich die Überreste meiner Sarah befinden.
    Dort, wo ich sie zurückgelassen hatte und ihr ein letztes Mal `Ich liebe Dich´ gesagt habe.
    Dort, wo uns Humphrey besucht hat.
    Dann verlöscht auch der letzte Funken in mir, und ich falle in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
    IV
    Barry erscheint vor mir.
    Sein Gesicht ist eine entstellte Maske. Seine Augen Gruben aus Tränen, Zorn und Niedergang.
    Er schüttelt mich.
    Er schlägt mich.
    Mein Kopf wirbelt zur Seite.
    Als ich ihn wieder ansehe, verbirgt sich die scheußliche Maske hinter einem kaum zu durchdringenden, roten Vorhang. Verzerrte Lippen brüllen mir Worte zu. Wieder ein Schlag. Kalte, feuchte Finger, die durch mein Haar streichen.
    Dann verschwindet der Schatten.
    Keine Berührung mehr.
    Keine Worte.
    Nur noch blutrote, stinkende Stille.
    Alles geht so schnell.
    Die Welt rast ihrem Ende entgegen.

Harv
    Warum muss ich erwachen?
    Warum kann ich nicht tiefer und tiefer in die Leere des Vergessens hinabtauchen, meine Erinnerungen und meinen Verstand in den Ruinen dieser schrecklichen Welt zurücklassen?
    Vielleicht will der Tod mich nicht.
    Widerwillig steige ich aus dem Nichts hinauf, zurück in die Schmerzen von Sterben und Niedergang.
    Der Sturm ist vorüber.
    Der Regen hat aufgehört.
    Die erstickende Stille der Toten hat sich über das Haus gelegt.
    Es ist Nacht.
    Die Dunkelheit um mich herum scheint beständig näher zu rücken, als würde sich eine riesige Bestie an mich heranschleichen. Der Gestank von Blut, Fleisch und Getier raubt mir den Atem.
    Ich übergebe mich, doch nur bittere Galle spritzt zwischen meinen Lippen hervor.
    Die Stille des Hauses versucht mich niederzudrücken.
    In welchem Zimmer ich bin, kann ich nicht sagen. Ich lehne gegen die Wand, kauere auf dem Boden, während sich die Nacht an mich schmiegt, als fürchte sie jene Kreaturen, die ihr Schoß geboren hat.
    Mit einem Lächeln gebe ich mich der schwarzen Mutter hin, steige wieder hinab in die Leere des Vergessens.
    Um mich herum stürzt die Stille zusammen.
    Etwas schlägt gegen die Bretter vor den Fenstern. Schritte, die sich behäbig durch die Finsternis bewegen. Von Zimmer zu Zimmer. Das helle Tack Tack Tack von Krallen auf dem Boden. Keuchen.
    Etwas springt fauchend die Treppe hinauf. Die mittlere Stufe knarrt unter dem Gewicht von sehnigen Muskeln und feuchtem Fell. Der entsetzliche Gestank von Tieren brandet wie die Wellen eines dunklen Meeres über mir zusammen.
    Ich versuche zu weinen.
    Ein klägliches Schluchzen tropft aus meiner Kehle. Doch meine Augen brennen lediglich und besitzen keine Tränen mehr. Deshalb beginne ich zu lachen. Jenes irre Kichern, das die Grenze zwischen Leben und Tod teilt.
    Humphrey ist gekommen um mich zu holen, ist das letzte, was ich in diesem Leben denke.
    Die Welt hat sich weitergedreht.
    Und jetzt bleibt sie für immer stehen ...
    ... und wird still und finster ...

Epilog
    Daryll schlägt die Augen auf und sieht sich im grauen Zwielicht um. Verschlafen reibt er sich die Augen, setzt sich auf und greift nach der Taschenlampe, die neben der Matratze auf dem Boden liegt.
    Er leuchtet durch das leere Klassenzimmer. Ein Ritual, das er sich in den letzten zwei Wochen zu Eigen gemacht hat. Der zitternde Lichtstrahl vermag ihn nicht vollständig von seinen nächtlichen Alpträumen zu befreien. Doch er fühlt sich besser, als er sieht, dass er immer noch alleine ist.
    Er gähnt, streckt sich und zieht seine Hose an. Die Taschenlampe schiebt er in die Hosentasche, seine Waffe in den Bund über dem linken Bein. Dann tritt er in den verwaisten Schulflur hinaus.
    Daryll blickt sich nach allen Seiten um, doch er kann nur dieses graue Zwielicht erkennen, das gelegentlich vom helleren Grau der Oberlichter unterbrochen wird und sich wie Nebel durch das

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