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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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weiteren
Seufzen gestand sich Douglas ein, dass er längst in
die Roben gewechselt haben müsste, um für die Ge
neralprobe bereit zu sein. Trotzdem schob er es noch
weiter auf, denn sobald er die Rüstung abgelegt hat
te, war sein altes Leben vorbei und die Veränderung
endgültig.
Vielleicht fürchtete er sich davor … erwachsen zu
werden.
Darüber musste er lächeln. Wahrscheinlich fand
man Milliarden Menschen überall im Imperium, die
von all den Dingen träumten, die sie täten, falls sie
König wären, und er sträubte sich gegen genau diese
Chance. Zuzeiten dachte er ernsthaft, dass es Ironie
war, die das ganze verdammte Universum in Gang
hielt. Er hörte Schritte, die sich ihm von hinten nä
herten, und drehte sich schuldbewusst um. Er wusste,
wer es war, wer es sein musste. Die schwarzen
Samtvorhänge teilten sich unvermittelt, und dort
stand König William und betrachtete seinen Sohn
und Erben mit gerunzelter Stirn. Douglas richtete
sich kerzengerade auf und tat sein Bestes, um einen
königlichen und würdevollen Eindruck zu erwecken,
wohl wissend, dass er damit niemanden täuschte.
König William näherte sich ihm unerbittlich, und
Douglas hielt die Stellung und probierte ein freundli
ches Lächeln, nur der entfernten Chance halber, da
mit wenigstens dieses eine Mal etwas zu erreichen.
Der König blieb vor ihm stehen, musterte ihn von
Kopf bis Fuß, sah, dass er nach wie vor die Gewän
der nicht trug, und bedachte ihn mit finsterer Miene.
Douglas wahrte sein Lächeln. Er wusste einfach,
dass eine weitere Ansprache auf ihn zukam.
»Vor zweihundert Jahren«, sagte König William
gewichtig, »wurden deine Großeltern seligen Ange
denkens, Robert und Konstanze, die ersten konstitu
tionellen Monarchen des Imperiums und lösten die
verkommene, entthronte Imperatorin Löwenstein ab,
verdammt sei die Erinnerung an sie! Zweihundert
Jahre lang dienten erst deine Großeltern und dann
deine Mutter und ich als erste Familie der Mensch
heit, als die Stimme und das Gewissen des Volkes
inmitten derer, die seine Geschicke lenkten. Sehr
bald nun bist du an der Reihe. Und du machst dir
nicht mal die Mühe, dich dem Anlass entsprechend
zu kleiden! Sag mir, dass ich keinen fürchterlichen
Fehler gemacht habe, als ich zu deinen Gunsten zu
rücktrat, Junge!«
»Ich ziehe mich gleich um, Vater«, sagte Douglas
gelassen. »Noch ist genug Zeit.«
»Es ist niemals genug Zeit! Die erste Lektion, die
man als König lernt. Je schneller du deine Aufgaben
erledigst, desto mehr Sachen finden die Leute, um sie
dir vorzulegen. Es ist ein harter Job und ein niemals
endender, und daran erkennst du, dass er wichtig ist.
Daran erkennst du, dass das, was du tust, eine Bedeu
tung hat.«
»Du brauchst nicht zurückzutreten, Vater«, sagte
Douglas vorsichtig. »Du hast noch die Kraft für wei
tere Jahre des Dienstes.«
»Schmeichle mir nicht, Junge. Ich bin hundert
fünfzig Jahre alt, und an manchen Tagen spüre ich
jede verdammte Minute davon. Womöglich habe ich
noch die Kraft für weitere zwanzig Jahre, vielleicht
aber auch nicht. Jedenfalls habe ich vor, die mir
verbleibenden Jahre friedlich im Ruhestand zu ge
nießen. So viel habe ich mir verdient.« Seine Miene
wurde weicher, nur ein ganz klein wenig, und er leg
te Douglas die Hand auf die gepanzerte Schulter.
»Ich habe so lange durchgehalten, wie ich konnte,
und ich habe es dir zuliebe getan, aber jetzt ist Zeit
für mich zu gehen, Douglas. Allerhöchste Zeit.«
Er brach ab, und sein Blick ging auf einmal in
weite Ferne. Douglas wusste, dass sein Vater an den
anderen Sohn zurückdachte, an James – seinen Ältes
ten, der von Kindesbeinen an dazu geschult worden
war, König zu werden, bewundert und verehrt von
aller Welt. Alle sagten, er würde ein großer König
werden, der strahlendste und beste seiner ganzen Li
nie. Alles war arrangiert, damit er zu seinem einund
zwanzigsten Geburtstag den Thron besteigen konnte.
Nur kam er bei einem dummen Verkehrsunfall ums
Leben, und dieses gescheite, charismatische Hirn
wurde quer über die Front eines rasenden Fahrzeugs
verschmiert, das aus dem Nichts aufgetaucht war.
Der andere Fahrer hatte die Schuld. Er war betrun
ken. Als er wieder nüchtern war und erfuhr, was er
getan hatte, weinte er wie ein Kind und nahm sich
das Leben. Zu spät, um irgendjemandem damit zu
nützen.
König und Königin hatten ursprünglich nur diesen
einen Sohn. Der aktuelle Entwicklungsstand der Me
dizin mit der

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