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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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den Tag
aufsparte, an dem er aufs Neue aufgerufen würde, in
einer Stunde der größten Not für das Imperium als
Held und Retter tätig zu werden. Überall im Imperi
um traf man Standbilder und Schreine von ihm an,
und sogar nach all diesen Jahren legten Menschen
dort noch täglich frische Blumen nieder. Neben den
beiden großen goldenen Thronsitzen des Hofes, die
dem König und der Königin vorbehalten waren,
stand dort noch ein dritter Thron, schlicht und
schmucklos und ein Stück abseits – nur für den Fall,
dass Owen jemals zurückkehrte.
Die Buntglasfenster des Hofes porträtierten noch
weitere idealisierte Gestalten: natürlich Stevie Blue,
die Espermärtyrerin und Heilige, umhüllt von hell
blauen Flammen, die sie selbst erzeugte. Die nur so
kurz gelebt und dabei so hell gebrannt hatte. (Natür
lich fand man kein derartiges Porträt von Diana Ver
tue. Nicht mal die offizielle Mythenproduktion hatte
die rauen Kanten von Johana Wahn glätten können.
Sie war seit fast hundert Jahren tot, und die Mächti
gen fürchteten immer noch, sie könnte eines Tages
ein Comeback feiern. ) Die größte Ikone von allen,
die überall auf den Fenstern des Hofes auftauchte
und verehrt und angebetet wurde, war die einzige
echte Heilige des Imperiums, die Heilige Beatrice.
Stärker respektiert und, wichtiger noch, mehr geliebt
als irgendein armer verdammter Held.
Douglas dachte gern, dass Owen damit einver
standen gewesen wäre.
Er seufzte leise und hörte jetzt, ganz in eigenen
Gedanken versunken, dem Vater kaum noch zu.
Douglas war intelligent und zynisch genug, um die
politischen Gründe und Imperative hinter der Erzeu
gung solcher Legenden zu erblicken, aber trotzdem
… waren das einst echte Männer und Frauen, und sie
hatten ein Imperium gestürzt. Ihm stockte der Atem
im Hals, als er sich überlegte, wie das gewesen sein
musste – im Zuge der großen Rebellion gegen ein
solch klares und eindeutiges Übel zu kämpfen und
dies in Gesellschaft solcher Menschen zu tun. Alles
und jeder wirkte heute … so viel kleiner. Ein Teil
von Douglas sehnte sich danach zu wissen, was für
ein Gefühl es gewesen sein musste, in einem Krieg
mitzukämpfen, während Riesen über die Welten
schritten …
Douglas war stolz darauf, ein Paragon gewesen zu
sein, den guten Kampf gefochten und die Menschen
verteidigt zu haben. Aber trotz all seiner guten Taten,
aller Menschenleben, die er gerettet, und aller Dinge,
die er vollbracht hatte, würde niemand jemals ein
Bild von ihm in einem Buntglasfenster erschaffen
oder einen speziellen Thron für seine Rückkehr be
reithalten. Er war ein Paragon und hatte seine Arbeit
getan. Das musste reichen.
Die Königswürde war im Grunde ein Schritt ab
wärts, soweit es ihn anbetraf. Dieser riesige und
glanzvolle Hof diente nur der Show, nur zeremoniel
len Anlässen und der Art von hohlem Prunk, den die
Menschen immer noch liebten. Die Macht lag beim
Parlament, wie es natürlich auch gut und richtig war.
Der König hatte dort auch seinen Platz, jedoch nur
als Parlamentspräsident, der den Debatten vorsaß,
eine unparteiliche Stimme beisteuerte und damit dem
Parlament half, zu Entscheidungen zu gelangen. Wie
es natürlich gut und richtig war. Die Abgeordneten
repräsentierten die Welten des Imperiums, wobei je
der Planet einen einzelnen Sitz hatte; die Abgeordne
ten waren es, die die Stimme der Menschheit verkör
perten und deren Willen zum Ausdruck brachten.
Meistens. Niemals wieder würde man jedoch einem
einzelnen Mann oder einer einzelnen Frau gestatten,
die Herrschaft über die Menschheit auszuüben. Nicht
nach Löwenstein.
Douglas war es recht so. Wirklich. Nur … falls er
schon König sein musste, wünschte er sich, dass es
von irgendeiner Bedeutung war.
Auf der verzweifelten Suche nach etwas, was ihn
ablenkte, ließ Douglas den Blick hinüberschweifen
zu den Hunderten Menschen, die kreuz und quer
durch den Saal hasteten, bis seine Augen über einen
kleinen stämmigen Mann stolperten, der in einem
schimmernden weißen Gewand steckte und eine ho
he, mit Edelsteinen überkrustete Mitra trug; und jetzt
musste Douglas lächeln. Schön zu wissen, dass noch
jemand bei Hofe weilte, der dies noch weniger gern
tat als Douglas. Die Tradition verlangte (und man
findet nichts Unnachgiebigeres als eine ganz schön
neu geprägte Tradition), dass der neue König vom
Patriarchen der imperialen Staatsreligion gekrönt
wurde, der Kirche des

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