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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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sein sollen. Er hätte gewusst, was
er damit anfangen sollte.
Die weite, offene Fläche der großen Halle war um
rahmt von turmhohen Wänden aus warmen und
leuchtenden Hölzern von hundert Planeten aus dem
ganzen Imperium, und sie trugen eine gewölbte De
cke aus ineinander greifenden Balken, die praktisch
ein Kunstwerk darstellte. Sogar die bunten Mosaiken
des weiten Bodens bestanden aus Tausenden und
Abertausenden von winzigen Holzplättchen, ge
wachst und poliert und geglättet, bis sie von innen
heraus zu leuchten schienen. Dieser neue Hof war
direkt im Zentrum der Parade der Endlosen als be
wusstes Gegenstück zum unmenschlich kalten Me
tall- und Marmorhof errichtet worden, in dem die
heute abgesetzte Imperatorin Löwenstein geherrscht
hatte und der in seinem tiefen, unterirdischen Bunker
schon lange verlassen stand. Der heutige Hof sollte
menschenfreundlicher wirken und menschlichere
Monarchen beherbergen, um das warme, offenherzi
ge Königspaar seligen Angedenkens widerzuspie
geln, König Robert und Königin Konstanze.
Douglas blickte zu ihren riesigen, idealisierten
Abbildern hinüber, die von Buntglasfenstern am ge
genüberliegenden Ende der Halle herableuchteten. Er
versuchte, irgendeine Verbindung zu ihnen zu erspü
ren oder zu finden, aber es war schwierig. Beide wa
ren schon zur Geburt von James lange tot gewesen.
Douglas’ Blick wanderte über die Bilder der übrigen
Buntglasfenster, die Ikonen des Imperiums, wie sie
heftig im Licht des späten Nachmittags flammten,
das in schimmernden Balken durch das Glas fiel. Sie
wirkten mehr wie Heilige und Engel als wie Helden
des alten Imperiums. Alle waren sie schon lange da
hingegangen, aber alle Welt kannte weiterhin ihre
Namen: Owen Todtsteltzer; Hazel D’Ark; Jakob Oh
nesorg; Ruby Reise. Douglas spürte, wie es ihm die
Brust einschnürte, während er innerlich die alten
ruhmreichen Namen rezitierte. Er hatte das Gefühl,
er sollte vor diesen Bildern knien, einfach deshalb,
weil er sich in ihrer Gegenwart befand. Was bedeute
te eigentlich die Königswürde, verglichen mit dem,
was diese Menschen verkörpert und was sie getan
hatten? Und doch, einst waren es wirkliche Männer
und Frauen gewesen, ehe man sie von Helden in Le
genden umwandelte – ehe man mit einem Federstrich
beseitigte, was sie an menschlichen Unvollkommen
heiten besessen haben mochten, die rauen Kanten
glättete, ihre menschliche Natur vergaß, damit sie
umso leichter anzubeten waren.
Douglas empfand Schuldgefühle bei diesem Ge
danken, aber im Gegensatz zu vielen wusste er etwas
von der Wahrheit. Ganz zu Anfang ihrer Regent
schaft ließen sich König Robert und Königin Kon
stanze vom Parlament überreden und unterschrieben
ein Dekret, das die Vernichtung aller Aufnahmen
von den Helden der Menschheit in Aktion anordnete.
Kein Fetzen, nicht eine einzige zeitgenössische Auf
zeichnung dessen, was die gesegneten Helden wäh
rend der Rebellion tatsächlich vollbrachten, blieb
erhalten. Nicht ein einziges Interview überlebte,
nicht ein einziges Holobild. Noch die letzte Nach
richtenmeldung und der letzte Augenzeugenbericht
wurden aus den Archiven und Museen und Nachrich
tensendern getragen und gelöscht oder verbrannt. Es
war schon ein hartes Stück Arbeit, ein goldenes Zeit
alter zu begründen. Die Menschheit benötigte Le
genden als Inspirationsquelle, benötigte perfekte
Männer und Frauen, die sie anbeten und verehren
konnte. Fakten hätten dabei nur gestört.
Und die größte Legende von allen hatte sich um
Owen Todtsteltzer gebildet, den Lord von Virimon
de, der Reichtum und Macht und Prestige aufgege
ben hatte, um gegen das Böse zu kämpfen, das von
Löwenstein ausging. Der gute Mann, der die Not der
Menschheit sah und den Blick nicht abzuwenden
vermochte. Der größte Krieger seiner Zeit, dem es
irgendwie gelang, die Menschheit mit einer Hand vor
der Ausrottung durch die Neugeschaffenen draußen
in den dunklen, dunklen Räumen des Randes zu ret
ten. Und der niemals heimkehrte, um den Dank und
die Segenswünsche eines dankbaren Imperiums ent
gegenzunehmen. Niemand wusste, was aus Owen
Todtsteltzer geworden war. Mühelos wechselte er
aus der Geschichte in die Legende, und obwohl kein
Jahr verging, in dem er nicht irgendwo gesichtet
wurde, wie er in aller Stille Gutes tat, die Kranken
heilte oder irgendein kleines Wunder wirkte, glaub
ten die meisten Leute lieber daran, dass er irgendwo
schlief, sich ausruhte und seine Kraft für

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