Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
Vom Netzwerk:
ich wollte. Mein ganzes Leben wünschte ich
mir verzweifelt, die Liebe wäre real, aber für mich
war sie das nie. Egal mit wem ich zusammen war.
Ich denke, ich bin vielleicht gar nicht fähig zu lieben.
Ich habe es ersatzweise mit Sex probiert, aber auch
das habe ich nicht als real empfunden. Leidenschaften sind mir von jeher fremd. Mein Leben lang schon
möchte ich wissen … was jeder andere Mann weiß.
Wenigstens ein einziges Mal fühlen, was jeder andere fühlt. Und es gelang mir nie. Stets war ich mit mir
allein. Und wenn ich also Liebe nicht haben kann,
dann bleibt mir nur der Hass, dann bleibt mir nur, ein
Monster zu sein.«
Anne sah ihn an. »Wir standen uns nahe. Haben
gemeinsam Dinge vollbracht. Wir könnten …«
»Nein«, sagte Finn gar nicht unfreundlich. »Weil
es Euch etwas bedeuten würde und mir nicht.«
»Seid Ihr jetzt glücklich? Als Verräter und Schurke?«
Finn dachte gründlich darüber nach und lächelte
dann. »Ja. Ich war nie glücklicher. So, falls Ihr mich
jetzt entschuldigen wollt – ich muss Douglas besuchen. Warum begleitet Ihr mich nicht? Es wird Euch
von James ablenken. Vertraut mir, nichts geht darüber, sich am Unglück eines besiegten Feindes zu
laben, um auch den dunkelsten Tag aufzuhellen.«
»Sicher«, sagte Anne. »Warum nicht?«
Douglas Feldglöck – einst Paragon und König – saß
allein in einer kahlen Steinzelle in der Halle der Verräter, mit so vielen Ketten gefesselt, dass er sich kaum
rühren konnte. Er hatte damit gerechnet, dass man
ihn, wie zuvor den Vater, mit Medikamenten ruhig
stellen würde, aber wie es schien, wollte Finn, dass
Douglas die Tiefen zu kosten vermochte, in die er gestürzt war. Douglas hatte im Frieden und der Stille
seiner Zelle viel nachgedacht, aber nur wenig davon
hatte sich um seine gegenwärtige Lage gedreht. Douglas schmiedete Pläne für die Zukunft. Pläne für Blut
und Gemetzel und Finns Kopf auf einem Pfahl.
Mehrere Schlösser wurden geöffnet, und die Zellentür schwenkte langsam auf. Douglas drehte den
Kopf – so ziemlich der einzige Körperteil, den er
bewegen konnte – und entdeckte Finn und Anne unter der Tür, wie sie ihn anblickten.
»Hallo Douglas«, sagte Finn. »Nein, bitte, bleib
doch sitzen. Ich bin es nur. Und natürlich Anne.
Weißt du, du siehst wirklich fürchterlich aus, Douglas. Diese Kleider müssen inzwischen ganz schön
stinken von all dem Blut, das von dir und James und
deinem Vater stammt. Wir werden dir ein paar nette
neue Sachen besorgen müssen, wenn es Zeit für dein
Verfahren wird.«
»Wieso die Mühe mit einem Verfahren?«, fragte
Douglas. »Du weißt doch, dass du mich umbringen
musst, um mich aufzuhalten.«
»Oh, ein Prozess muss unbedingt stattfinden!
Schließlich will die Form gewahrt werden. Alle Welt
freut sich schon darauf. Die Leute müssen miterleben, wie Gerechtigkeit geübt wird. Also erhältst du
deinen Auftritt vor Gericht und wirst anschließend
hingerichtet. Es hätte ja keinen Sinn, groß damit zu
warten, oder?«
»Ich werde dich umbringen, Finn.« Douglas’
Stimme war flach und kalt und drückte absolute Gewissheit aus. »Ich werde dich mit bloßen Händen
totschlagen, um den Tod meines Vaters zu rächen,
die Entweihung des Grabes meines Bruders und das,
was du aus dem Imperium gemacht hast.«
Finn zuckte die Achseln. »Ich habe William nie
gemocht. Er hat mich nie gemocht. Das wusste ich.
Und eine alte Leiche auszugraben, das war noch die
geringste meiner Sünden. Interessiert dich vielleicht,
wie und warum ich deinen Sturz und die Verderbnis
des Imperiums herbeigeführt habe? Das ist wirklich
sehr lehrreich. Mich hat überrascht, wie einfach alles
war. Die Leute standen Schlange, um auf dein kostbares Goldenes Zeitalter zu pinkeln. Sie brauchten
nur einen Brennpunkt, und mir fällt es von jeher
leicht, jedermanns Erwartungen zu verkörpern. Aber
alles nahm mit dir seinen Anfang, Douglas. In gewisser Weise könnte man sagen, dass alles, was passierte, im Grunde deine Schuld ist.
Du hättest mich anlässlich deiner Krönung zum
Champion berufen sollen. Ich hatte es verdient. Wäre
ich Champion geworden, hätte ich dir mein Leben
lang treu gedient und dich bis zu meinem letzten
Atemzug vor jedem Schaden bewahrt. Ich hätte aus
dir eine Legende gemacht. Aber nein; du musstest ja
diesen Schwächling Lewis auswählen, weil er diesen
verdammten Nachnamen trägt. Und weil du ihn immer mehr gemocht hast als mich. Na ja, weißt du
was, Douglas? Du

Weitere Kostenlose Bücher