Gregor und der Fluch des Unterlandes
Überländer – der Krieger, der sich weigerte, dich zu töten, als er die Gelegenheit dazu hatte.« Dann zeigte Ripred auf den Fluch. »Und das ist die Ratte, die wir den Fluch nennen, obwohl seine Mutter ihm einen so viel lieblicheren Namen gab – Pearlpelt.«
Sein Pelz war weiß wie eine Perle, und wenn Licht darauffiel, schillerte er rosa, blau und grün. Es war im Unterland nicht ungewöhnlich, dass Mäuse und sogar Fledermäuse weißes Fell hatten. Aber es gab nur eine weiße Ratte. Deshalb hatten alle gewusst, dass Pearlpelt die »schneegleiche« Ratte war, die in der »Prophezeiung des Fluchs« erwähnt wurde.
»Hi«, sagte Gregor zu dem Berg.
Die weiße Ratte rutschte unbehaglich hin und her, gab jedoch keine Antwort.
»Also, wie möchtest du genannt werden?«, fragte Gregor.
»Es spielt keine Rolle, wie ich genannt werden möchte . Alle nennen mich den Fluch, nur Ripred nicht. Er macht sich über meinen Namen lustig«, sagte der Fluch. »Er nennt mich Pearlpet oder Pearliegirlie.«
Ripred zuckte nur die Achseln. »Der Name ist schwer auszusprechen, Pearlpelt. Ein richtiger Zungenbrecher. Versuch ihn dreimal schnell hintereinander zu sagen. Na los! Pearlpelt, Pillpet, Pellpott. Siehst du? Keine Chance.«
»Pearlpelt, Pearlpelt, Pearlpelt«, sagte der Fluch schnell. Dabei sah er Ripred fest in die Augen. »Er kann es sagen. Er will mich nur erniedrigen.«
Gregor wusste, dass der Fluch recht hatte. Ripred war ein Meister darin, andere zu erniedrigen. Bis zu der Reise in den Dschungel hatte er sich Gregor gegenüber eigentlich ganz freundlich verhalten, aber im Dschungel war er dann richtig fies zu ihm gewesen, und jetzt, beim Ultraschallunterricht, machte er auf dieselbe Tour weiter. Wenn der Fluch die ganze Zeit mit Ripred zusammen war, musste er wahrscheinlich ständig seine Beleidigungen ertragen. Gregor hatte fast Mitleid mit ihm.
»Beachte ihn einfach nicht. So mache ich das immer«, sagte Gregor.
»Bei dir ist das was anderes. Du bist ein Wüter«, sagte der Fluch. »Wenn ich bloß ein Wüter wäre! Oder wenigstens ausgewachsen. Dann sähe die Sache anders aus.«
»Dann erzähl uns doch mal bitte, was sich verändern wird, wenn du ausgewachsen bist«, sagte Ripred und gähnte.
»Erstens bin ich dann König«, schoss der Fluch zurück.
Ein unbehagliches Gefühl durchfuhr Gregor bei diesen Worten. Er hatte die weiße Ratte damals töten sollen, damit sie nicht an die Macht kam. Eine Prophezeiung hatte davor gewarnt, dass der Fluch großes Unheil über das Unterland bringen könnte. Und jetzt redete er schon davon, dass er König werden wollte. Das verhieß nichts Gutes.
»Ach ja? Und wer hat dir das erzählt?«, sagte Ripred. »Twirltongue?«
Der Fluch senkte den Blick. »Kann schon sein.«
»Sie ist eine Meisterin der Überredungskunst, nicht wahr? Aber ich würde nicht allzu viel auf das geben, was Twirltongue sagt. Mir hat sie einmal eingeredet, ich sei beliebt«, sagte Ripred.
»Und meine anderen Freunde«, sagte der Fluch.
»Deine Freunde«, sagte Ripred angewidert. »Wer dir ein paar Fische zu fressen gibt, ist dein Freund. Und sie flüstern dir Schmeicheleien ins Ohr … wie stark und mutig du bist … dass du eines Tages König sein wirst … Und du schlingst die Fische und die Lügen gierig herunter … du großer weißer Dummkopf … Du weißt ja gar nicht, wer in Wahrheit dein Feind ist.«
»Du bist mein Feind, so viel ist sicher«, stieß der Fluch hervor. »Du bist der Feind eines jeden Nagers. Machst Geschäfte mit elenden Menschen und Fliegern und Huschern. Anstatt darüber nachzudenken, wie du sie umbringen kannst! Twirltongue hat mir erzählt, wie du dich gegen Gorger aufgelehnt hast, weil du glaubtest, du könntest unser Anführer werden. Als würde auch nur eine vernünftige Ratte auf dich hören. Für uns bist du ein Witz! Ich sollte, ich sollte …«
»Was solltest du? Mich töten? Du bist herzlich eingeladen, das zu versuchen, Pearliegirlie«, sagte Ripred.
Und da stürzte sich zu Gregors Überraschung der Fluch mit Gebrüll auf Ripred. Kaum eine Ratte hätte sich das getraut. Ripred war einfach zu gefährlich. Der Fluch mochte zwar einige Zentimeter größer und ein paar Pfund schwerer sein als Ripred, aber wie konnte er sich ernsthaft einbilden, er hätte eine Chance gegen die ältere Ratte? Gregor flüchtete schnell zur Treppe, um den Zähnen und Klauen der beiden aus dem Weg zu gehen. Der Fluch kämpfte wütend, doch er bekam Ripred gar nicht erst zu
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