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Grenzen setzen – Grenzen achten

Titel: Grenzen setzen – Grenzen achten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün/Ramona Robben
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so gut.“ Wenn jemand zu sehr auf das gegenseitige Verständnis baut, übersieht er allerdings oft die Grenzen, die er braucht, um sich mit dem anderen gut zu verstehen. Wenn man immer zusammen ist, dann gibt es Probleme. Das gilt auch für jede Ehe. Auch da braucht jeder und jede, Mann und Frau, den eigenen Raum, in dem er für sich selbst sein kann. Frauen erzählen oft, dass es zu Problemen kam, als der Mann pensioniert worden ist. Er sitzt nun immer zu Hause. Vorher haben sie sich gut verstanden. Da war das Miteinander auf den Morgen, den Abend und das Wochenende beschränkt. In diesen Grenzen war Harmonie. Aber jetzt, da der Mann ständig um die Frau herum ist, ist ihr die Nähe auf einmal zuviel. Sie wird aggressiv. Die Aggressionen sind ein Zeichen dafür, dass sie mehr Distanz braucht. Die Frau spürt, dass es auch für den Mann nicht gut ist, immer im Haus zu bleiben. Er braucht auch nach der Pensionierung seinen eigenen Raum, in dem er sich engagieren oder seinen Hobbys nachgehen kann. Ein pensionierter Schulleiter erzählte, wie die erste Zeit nach der Pensionierung für ihn und seine Frau zum Horror wurde. Er selber musste erst damit fertig werden, dass er nicht mehr im Mittelpunkt stand und nicht mehr in einem vorgegebenen Rahmen gebraucht wurde. Er wollte es jedoch nicht wahrhaben,dass ihm das Loslassen schwer fiel. So projizierte er seine Probleme auf seine Frau und kritisierte an allem herum. Sie merkten schließlich beide, dass es so nicht weitergehen könne. Ihre Lösung: Sie einigten sich auf eine gesunde Tagesstruktur, in der sie für jeden genügend Freiraum vorsahen. Und siehe da: Auf einmal konnten sie wieder gut miteinander auskommen.

    Der Paartherapeut Hans Jellouschek sieht als Ursache vieler Eheprobleme die zu große Nähe der Ehepartner, die meinen, sie müssten in der Liebe immer verschmelzen. Doch Partner, die so leben wollen, finden nie zu ihrem eigenen Selbst. Und die Konsequenz: Irgendwann leiden sie an ihrer zu großen Nähe. Sie können ihre Sexualität nicht mehr genießen. Sie entwickeln psychosomatische Symptome und streiten ständig miteinander. Eine Ehe gelingt nur, wenn sie ein ausgeglichenes Miteinander von Nähe und Distanz wird. Viele Ehepaare, die über ständige Konflikte in der Beziehung klagen, verstehen nicht, wenn der Therapeut ihnen sagt: „Ihr seid viel zu nah zusammen!“ Sie meinen oft gerade, dass ihr ständiges Streiten eher Ausdruck einer zu großen Distanz sei. Doch für Jellouschek steht fest, „dass der Streit gerade eine Form des Klammerns aneinander ist“. Er rät daher den Paaren, dass sie sich genügend Freiräume schaffen, etwa einen eigenen Raum in der Wohnung oder einen „freien“ Tag in der Woche, den sie für sich selber gestalten. Manche bekommen bei einem solchen Rat Angst und meinen, das sei ein erster Schritt zur Trennung. Doch nur wenn sie sich die eigenen Grenzen sichern, werden sie auf Dauer friedlich zusammenbleiben. Eine Dauerverschmelzung gibt es nicht. Biblisch gesprochen: Der Engel verwehrt uns endgültig den Zutritt zum Paradies. Es gibt in unserem Leben kein Zurück in das Paradies des ununterbrochenen Einsseins. Wir leben im Hin und Her zwischen Nähe und Distanz, zwischen Einheit und Trennung. Das Paradies endgültiger Einheit erwartetuns erst, wenn wir im Tod eins werden mit Gott und mit uns selbst und miteinander.
Äußere und innere Abgrenzung
    Junge Ehepaare, die noch im Haus der Eltern wohnen, leiden oft unter der zu großen Nähe der Eltern. Die Frau hat dann oft den Eindruck, dass der Mann ständig zur Mutter geht und sich von ihr trösten lässt, wenn es Konflikte zwischen den Ehepartnern gibt. Oft sind die Wohnräume nicht genügend voneinander getrennt. Nicht selten ein Auslöser für Schwierigkeiten: Die Schwiegermutter erscheint unangemeldet in der Wohnung, als ob es ihre eigene wäre. Es ist zwar bequem, wenn die Schwiegermutter auf die Kinder aufpasst und die jungen Eltern dadurch Freiräume haben. Doch wenn sie den Erziehungsstil ständig kritisiert, dann ist ein Dauerkonflikt vorprogrammiert. Abweichende Vorstellungen davon, was gut ist für die Kinder, gehören zu diesen problematischen Bereichen. Schwierig werden kann es, wenn sich die Schwiegertochter zwar darüber ärgert, dass die Oma den Kindern Süßigkeiten zusteckt, ihr aber keine klaren Grenzen setzen und der Schwiegermutter nicht unmissverständlich klar machen kann, dass sie als Mutter ihre Erziehungsverantwortung selber wahrnehmen will. Das Klima

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