Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis
Sie ihn gefunden?«
»Ich war heute Morgen am oberen Dammelsberg spazieren, Sie müssen wissen, eine entfernte Verwandte ist dort vor langer Zeit zu Tode gekommen. Ich gehe jedes Jahr zu ihrem Todestag dorthin und lege Blumen an die alte Eiche. Ja, und da saà er. Der kleine Kater. Und ist mir schlieÃlich bis nach Hause gefolgt. Sie können ihn abholen, mein Name ist Wiegand. Ida Wiegand!«
Als Katajun aufgelegt hatte, musste sie sich erst einmal setzen. Ida Wiegand musste eine entfernte Verwandte der kinderlosen Dorothea sein, dem Ockershäuser Hinkel. Ohne Zweifel bemühte sie sich darum, dass die unschuldige Frau, die so furchtbar den Tod gefunden hatte, nicht in Vergessenheit geriet. Ida Wiegand schien sich um Gerechtigkeit zu bemühen und vielleicht mehr über diese Geschichte zu wissen, als Kommissar Danz damals herausgefunden hatte. âºHilberg unschuldigâ¹Â â eine Schriftprobe von Ida Wiegand würde ausreichen, um herauszufinden, ob sie die rätselhafte Botschaft auf die tote Maus geschrieben hatte. Wenn aber Hilberg unschuldig war, wer hatte dann die schwangere Frau ermordet? Zu viele Gedanken stürmten auf sie ein, zu viele neue Informationen formten sich langsam zu einem Puzzle. Erst als sie nahezu Gewissheit hatte, verschloss Katajun Pfeffer vorsichtig die Prozessakten und hievte die Pappkartons auf den Schreibtisch von Eckhard Nau. Sollte der die Unterlagen wieder zurückbringen, wo sie hingehörten: Ins Archiv versteckt hinter einer Aktennummer. Katajun seufzte.
Der mutmaÃliche Mörder Ludwig Hilberg hatte zu Lebzeiten viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen â in der Tat ein zweifelhafter Ruhm, der letzte Rabensteiner zu sein. Der tatsächliche Täter war offenbar verschont geblieben und hatte mit einem geschickten Manöver von sich ablenken können. Auch er war längst verstorben.
Katajun spannte vor der Tür den Regenschirm auf. Der Weg nach Ockershausen war zwar nicht weit, aber eine Erkältung konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen. Ãber dem kleinen Stadtteil hinter dem Wilhelmsplatz thronte dunkel und nebelverhangen der Dammelsberg, auf dem vor langer Zeit eins der skrupellosesten Verbrechen Marburgs begangen wurde. Bedauerlich, dass Wagner ihr nie würde erzählen können, warum er sich am Jahrestag vom Hinkel-Mord gerade unter dieser Eiche herumgetrieben hatte. Ob Katzen vielleicht nicht nur feinere Sinne als Menschen, sondern auch ein Gespür für historische Orte hatten?
Wenn Hilberg nicht der Täter war, wer könnte es denn sonst gewesen sein?
Lösung
DerForstläufer Reinhardt hat die Leiche gefunden, war also als Erster am Tatort. Gut zusammen passt, dass das Opfer mit einem Jagdmesser ermordet wurde und die Zeugin kurz darauf Frau des Forstläufers wurde. Maria hat sich durch einen kleinen Diebstahl ins Gefängnis eingeschmuggelt und danach behauptet, Hilberg habe alles gestanden. Das Ehepaar Reinhardt hat demzufolge gemeinsame Sache gemacht, der Mann wird der Mörder gewesen sein.
Sabine Trinkaus
Britta, Margot und die besessene Kuh
Das Licht war dezent, gemütlich, nicht das, was man in einem Kuhstall erwartete. Trotzdem hell genug, um sehen zu können.
Etwas, das noch viel weniger in den Stall passte, etwas, das eigentlich nirgendwohin passte.
Erst sah Britta nur die FüÃe, dann wanderte der Blick nach oben, über die Beine und den Rest, der da hing, sanft schaukelnd zwischen den Girlanden aus getrockneten Kräutern.
Sie drückte erneut den Lichtschalter. Lieà den Stall wieder in Dunkelheit sinken und taumelte nach drauÃen.
Das Brüllen der Kühe klang unheimlich.
»Was ist los?« KHK Wörner stand vor ihr. »Was ist passiert?«
Britta krächzte. Krächzte noch einmal. Wörner verstand, dass er sich selbst ein Bild machen musste.
Wenige Minuten später war auch er wieder im Hof, telefonierte hektisch mit dem Handy, rief die Kollegen, bat um Verstärkung. »Alles wird gut«, log er dann und tätschelte Britta hilflos den Rücken. »Versprich mir nur, dass du jetzt den Mund hältst, ja? Kein Wort!«
Britta nickte. Ihr war nicht nach Plaudern zumute.
Wörner war ein netter Kerl. Und Wörner war in Britta verliebt. So war das, das lieà sich nicht ändern. Aber es gab zuweilen Momente, in denen er das bedauerte. Wäre er weder nett noch verliebt gewesen, er hätte an seinem freien Tag sicher Besseres zu
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