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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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überwunden hatte.
    Er beugte sich näher zu mir; so nah, dass ich die schwarzen Haarwurzeln in seinen antoupierten blondierten Haaren sehen konnte. »Ich kann dir etwas viel besseres anbieten.«
    Ich schob ihn energisch zurück. »Danke, ich lebe sowohl vegan, als auch sexlos. Zumindest bis zur Ehe. Bis dann.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte ich mich um und boxte mich weiter in die andere Richtung, egal ob nun näher zum Ausgang oder nicht. Hauptsache fort von diesem Spinner.
    Diesmal war ich diejenige, die jemanden anrempelte. Der Kerl vor mir drehte sich um und ich machte erschrocken einen Schritt zurück. Wenn der Freak mit den angeklebten Vampirzähnen mich schon erschrocken hatte, dann war dieser Knabe zum Fürchten. Er hatte eine Halbglatze, fahle Haut, die grau wirkte, und nahezu obszön fleischige Lippen. Sie verliehen seinem Gesicht den Ausdruck eines Entenschnabels.
    »Was soll das?«, schnarrte der Entenmann und ich winkte nervös ab.
    »Tschuldigung!«
    Er kniff die Augen zusammen und schnüffelte. Es klang widerlich. Die dicken Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen, das ein paar sehr langer und spitzer Zähne entblößte.
    Ich merkte förmlich, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Der Entenmann machte Anstalten, sich auf mich zu stürzen, ungeachtet der Leute um mich herum, die nichts davon mitbekamen – oder so taten als ob.
    Doch bevor er sich bewegen konnte, tauchte Fengs massige Gestalt vor mir auf. Er fixierte den Entenmann und ich dachte, er würde jetzt ausholen und ihm seine Faust ins Gesicht schlagen. Stattdessen ließ er die Arme hängen und verneigte sich.
    Meine Augen wurden groß, als ich sah, dass der Entenkerl es ihm nachtat. Mir entfuhr ein leiser Schrei, als sich in der Bewegung die Halbglatze des unheimliche Kerls löste und auf dem Boden aufschlug. Sie zerplatzte und es klang wie ein Wasserballon. Der Entenmann heulte auf. Feng packte meinen Arm und zerrte mich weg. Das Letzte, was ich von dem Entenmann sah, war, wie er sich suchend durch die Menge drängte und dabei seine Finger mit langen Nägeln zu Klauen ballte.
    »Was war das?«, keuchte ich, während ich weitergezogen wurde und die Protestschreie um mich herum ignorierte, wenn Feng jemanden aus dem Weg stieß.
    »Später«, knurrte er und zog mich weiter.
    Irgendwie behielt er den Überblick, denn kurz darauf fand ich mich vor einer Tür wieder, die er aufstieß.
    Als ich hineinstolperte, stoppte die laute Musik ruckartig. Feng war mir gefolgt und hatte die Tür hinter sich wieder geschlossen. Die Beleuchtung war unruhig, die einzige Glühbirne an der Decke wirkte als würde sie jeden Moment in den Ruhestand treten.
    »Die Treppe hoch«, wies Feng mich an und deutete auf das Eisengeländer vor mir. Die Treppe war nicht sehr hoch, vielleicht zwanzig Stufen. Oben angekommen, stand ich vor einer weiteren Tür. Diesmal wartete ich gar nicht erst auf Fengs Anweisung, sondern öffnete sie selbst. Dahinter befand sich ein Raum mit einer riesigen Glasscheibe, durch die man direkt auf die Halle schauen konnte. Ich sah mich um. Ein Schreibtisch, einige Aktenschränke, ein paar Stühle. Ein zweckmäßiges Büro.
    »Setz dich.«
    Ich tat es. »Deins?«, fragte ich mit einem Fingerzeig in das Büro.
    Feng schüttelte den Kopf. »Neftek, ein Freund, der hier arbeitet, hat mir erzählt, dass es öfter mal frei ist.« Er nahm sich einen weiteren Stuhl und zog ihn heran, so dass er vor mir saß und mich ansehen konnte. Seinem Ton nach zu urteilen, ging ich davon aus, dass er mir eine Standpauke halten würde. Weswegen wusste ich zwar nicht, aber der Asiate wirkte alles andere als glücklich. Ich wappnete mich schon mal vor der Schelte. Die kam aber nicht.
    »Entschuldige«, sagte er ruhig.
    »Wie bitte!?«
    »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du so leicht verloren gehst.«
    »Normalerweise tue ich das auch nicht«, gab ich zurück. »Zumindest nicht, wenn ich weiß, wo ich hingeschleppt werde.«
    Feng hob die Hände, als wolle er sich vor meinen Worten schützen. »Du hast ja Recht. Ich muss mich nur daran gewöhnen, wie wenig du weißt.«
    Ich lehnte mich zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich kann mir wirklich keine Arbeitsstelle vorstellen, die es wert ist, dass ich nachts in irgendeiner Vorstadtdisco von Freaks mit Halbglatze und rotglühenden Augen angemacht werde.«
    Feng lächelte entschuldigend. »In Ordnung, jetzt stell die Eiskönigin einmal beiseite. Ich versuche auch, mich mit solchen Äußerungen

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