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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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dem Hauptmann in den Saal gefolgt war. Ich warf einen prüfenden Blick auf meine Hose, um mich zu überzeugen, dass sie ordentlich über den Stiefeln hing, und als ich hochblickte, bemerkte ich, dass der Leutnant tief Luft holte.
    »Leutnant«, sagte Hauptmann Suiden.
    Groskin stammelte, als die Luft aus seinen Lungen wich.
    »Rührt Euch!«, befahl Hauptmann Suiden. Er wartete, bis wir entspannter waren. »Unser Urlaub wurde gestrichen.«
    Jetzt schnappte die Truppe nach Luft, während wir unseren Hauptmann anstarrten. Er erwiderte unsere Blicke mit seinen ruhigen braunen Augen.
    »Machen Sie sich für eine längere Expedition bereit. Das Ziel unserer Mission wird Ihnen unterwegs erklärt. Das ist alles. Leutnant Groskin, folgen Sie mir.« Die beiden verließen den Saal.
    Ich trat an meinen Spind, um zu packen, und ignorierte die aufgebrachten Blicke meiner Kameraden.
    »Was geht hier vor, Hase?«, flüsterte Jeff mir zu.
    »Ich darf nicht darüber reden, Jeff.« Ich beugte mich vor und machte meinen Spind auf.
    »Es ist alles nur wegen dieser verdammten Feder, stimmt’s?«
    Ich richtete mich so schnell auf, dass meine Bandscheiben knackten, und starrte Jeff an. »Du warst an meinem Spind?«
    »Nein. Ich habe dich mit ihr gesehen. Sie ist knallrot, Hase, genau wie die, die der Magische hatte«, antwortete Jeff.
    Ich blickte auf meine triste graue Uniform hinunter und mir wurde klar, dass die Feder darauf förmlich glühen würde. Doch ich hob rasch wieder den Kopf, als das Aroma von Pferdedung mich umhüllte.
    »Grenzland-Auswurf«, stieß Ryson hervor und drängte sich gegen mich. »Was zum Teufel hast du da gemacht?« Der Rest der Truppe versammelte sich um uns und spitzte die Ohren.
    »Verschwinde, Ryson«, sagte ich und hob meine Arme, um ihn zurückzustoßen.
    »Was ist hier los?«, knurrte Leutnant Groskin hinter uns.
    Ich ließ meine Arme sinken, und meine Bandscheiben knackten wieder, als ich Haltung annahm.
    »Sir! Wir haben uns nur gerade gefragt, ob Reiter Hase etwas mit unserem gestrichenen Urlaub zu tun haben könnte, Sir!«
    Ich unterdrückte einen Seufzer. Ryson hatte noch weniger Hirn als ein schwachsinniges Schaf.
    »Ah! Also glauben Sie, dass Reiter Hase dem Kommandeur sagt, was zu tun ist, ja?«, erkundigte sich Groskin. Mein Rückgrat knirschte fast unter seinem Lächeln.
    »Sir, nein, Sir! Aber vielleicht hatte er ja etwas damit zu tun, dass wir uns überhaupt verirrt haben, Sir!«, antwortete Ryson schnell.
    Groskins Lächeln wurde noch breiter, und irgendwie kam es mir vor, als würden seine Eckzähne wachsen. »Wie das, Reiter?«
    »Ehm … weil er aus den Grenzlanden stammt, Sir?«
    »Und?«
    »Vielleicht kennt er ja, also … ich meine, er betet immer, Sir!«
    »Und deshalb haben wir uns verirrt, ja?«
    Ich betete inständig darum, dass Groskins Reaktion auf Rysons Blödheit nicht auch mich treffen würde.
    »Er hat eine Feder, Sir. Von dem Magischen«, erklärte Jeff.
    Ich fühlte mich, als hätte mir jemand in den Magen geschlagen.
    »Und Sie glauben, das wüssten wir nicht?«
    Es war so leise im Saal, dass man die Flaggen auf dem Exerzierplatz in dem lauen Lüftchen gegen die Masten klatschen hörte. Drinnen standen wir alle so stramm, dass man uns als Lineale hätte benutzen können. Unsere Mienen waren wie in Stein gemeißelt. Ich hörte, wie der Leutnant förmlich schnurrte, als er uns betrachtete. In dem Moment wurde mir klar, dass wir sein Ideal erreicht hatten – wir waren vollkommen eingeschüchtert.
    »Ryson, Sie stinken wie Pferdemist.« Groskin ging zu einem Wasserfass und trat gegen die Seite, um herauszufinden, wie viel Wasser noch darin war. »Sie waschen sich, Ihr Bettzeug, Ihre Uniform und alles, was Sie angefasst haben, bevor wir abrücken. Ist das klar, Reiter Ryson?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich kann Sie nicht hören.«
    »Sir, jawohl, Sir!«
    »Und die anderen: Packt gefälligst!«
    Wir packten.
    Nach dem Frühstück warf ich noch einmal einen Blick in meinen Spind, um mich zu überzeugen, dass ich nichts vergessen hatte. Ich sah die Feder, deren Rot sich gegen das Weiß meiner Unterhosen abhob. Ich nahm sie hoch, und nach einem kurzen Moment zog ich eine Nadel aus meinem Nähzeug und befestigte sie damit an meinem Überrock. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass ich mich im Mittelpunkt ungeteilten Interesses befand, also grinste ich und zeigte alle meine weißen Zähne.
    »Ein alter Grenzlandbrauch!«
     
    Wir sammelten uns vor unserem Abzug im Pferdehof. Die Sonne

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