Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
lugte gerade über die Mauern der Garnison. Kommandeur Ebner war ebenfalls anwesend, und sein Schnauzbart lag steif auf seinen Wangen. Unsere Gesichter waren ein wenig hager, bis auf das von Leutnant Groskin, der immer noch zu schnurren schien, und das von Hauptmann Suiden, das grimmig aussah wie immer. Der Blick seiner braunen Augen ruhte kurz auf meiner roten Feder, dann ging er weiter und inspizierte den Rest der Truppe.
Zufrieden befahl der Hauptmann Leutnant Groskin, die Befehle zum Abrücken zu geben. Er wartete, bis wir uns alle in Bewegung gesetzt hatten, salutierte vor Kommandeur Ebner und schloss sich uns an. Der Kommandeur sagte kein Wort, als wir an ihm vorbeiritten. Vermutlich stand er überhaupt nur wegen der dramatischen Wirkung da. Ich hörte bereits die zukünftigen Barden über unsere Mission singen:
Die Sonne schien strahlend an jenem schicksalhaften Morgen,
Als die tapfren Jungs in den Krieg ritten,
Oh, Schnauzbart, der uns in der sanften Brise zum Abschied
nachwinkte …
Die Melancholie verging, und ich musste gegen ein Lachen ankämpfen, nur für den Fall, dass Suiden nicht vielleicht doch ein Auge im Hinterkopf hatte. Ich war mit Faena aufgewachsen und wusste, dass ein einzelner Faena noch lange keinen Krieg bedeutete. Es sei denn, ihm war zuvor der Krieg erklärt worden, und Kommandeur Ebner hatte gesagt, dass wir das nicht tun würden. Das hoffte ich stark – mich gelüstete es ebenfalls nicht, gegen Bäume zu kämpfen.
4
Wir erreichten die Bergwiesen, als die Sonne gerade noch eine Handbreit über dem Horizont schwebte. Ich sah mich um. Es kam mir vor, als wäre ein ganzes Lebensalter verstrichen, seit wir hier gewesen waren, obwohl es erst gestern gewesen war. Auf Befehl des Leutnants stieg ich ab und ging zu der Stelle hinüber, an der Laurel und ich die Honigkekse geteilt und den Mahl-Pakt geschlossen hatten. Es überraschte mich nicht sonderlich, dass nicht die kleinste Spur von ihm zu sehen war.
Mir stieg ein schwacher Stallgeruch in die Nase. Ryson ignorierte mich, als er an mir vorbeiging. Sein Rock war immer noch feucht. Seine Uniformen waren alle schmutzig gewesen, und er hatte eine noch feuchte anlegen müssen, nachdem Groskin ihm befohlen hatte, sich zu reinigen. Mich fröstelte mitfühlend.
»Hört zu, Männer!«, rief Groskin. »Der Hauptmann hat Ihnen etwas mitzuteilen.« Er sah mich und winkte mich zu sich. »Hase, der Hauptmann will, dass Sie bei ihm bleiben.« Ich folgte dem Leutnant zu Hauptmann Suiden und stellte mich neben ihn. Groskin baute sich zu meiner anderen Seite auf. Der Hauptmann wartete, bis alle sich um uns versammelt hatten, und ich runzelte die Stirn, als mir auffiel, dass seine braunen Augen in seinem dunkelhäutigen Gesicht plötzlich hellgrün leuchteten. Damals dachte ich mir, dass sie vermutlich die letzten Sonnenstrahlen reflektierten.
»Wir haben von Kommandeur Ebner den Auftrag bekommen, die Ursache hinter unserem letzten Abenteuer zu erforschen«, verkündete Suiden. »Das schließt das Auftauchen des Magischen ein. Deshalb werden wir nach ihm suchen und Kontakt mit besagtem Magischen herstellen, uns vergewissern, warum er hier ist, ob er etwas damit zu tun hatte, dass wir uns verirrt haben, und ob er eine Bedrohung darstellt.« Der Hauptmann deutete mit einem Nicken auf mich. »Reiter Hase wird aufgrund seiner Erfahrung in den Grenzlanden für die Dauer dieser Expedition zum Leutnant befördert.«
Ich vergaß die Augen des Hauptmanns, als meine sich weiteten. Was zum Teufel sollte das?
»Aber er ist doch nur ein Bauernjunge aus den Grenzlanden!«, platzte Ryson heraus.
» Leutnant Hases Vater ist ibn Chause, und seine Mutter ist eso Flavan.« Der Hauptmann wartete einen Herzschlag, während die Truppe uns verdattert anglotzte. »Noch Fragen?«
Es war eine rhetorische Frage, aber wir antworteten trotzdem: »Nein, Sir!«
»Wegtreten!«
Der Wind frischte auf und spielte mit der Feder an meinem Rock, als ich losging, um zu helfen, das Lager zu errichten, aber als ich ein Zeltbündel aufheben wollte, nahm es mir ein Reiter aus der Hand. Ich starrte ihn an, aber er erwiderte den Blick nicht.
»Sie sind jetzt Offizier, Hase«, bemerkte Leutnant Groskin, als er sich neben mir aufbaute.
»Die Pocken sollen den Offizier holen, Sir!« Ich drehte mich herum, um ein anderes Zeltbündel aufzuheben, aber sie waren bereits alle weg. Ich ging zu dem Platz, wo die Zelte errichtet wurden, wurde jedoch von meinen Kameraden ignoriert. Ich wartete
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