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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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rein gar nichts. Keinen Mount Hood. Keinen Mount Saint Helens. Und schon gar nicht den Mount Adams. Nur graue Wolken, die aussahen, als wären sie eine Meile dick. Es war gut so. Sie brauchten den Regen. Die ganze Stadt war während der letzten Monate ausgedörrt.
    Randy ging zum Rand des dicht bewachsenen Steilhangs, der zur Stadt hinunterführte, und warf seine Zigarette über den schwarzen Maschendrahtzaun.
    Er begriff auf der Stelle, was er getan hatte. Das Gestrüpp am Hang war wie Zunder. Eine Anzeige wegen Brandstiftung war das Letzte, was er gebrauchen konnte. Er stand am Zaun und suchte das Gelände mit den Augen ab, um sich zu vergewissern, dass die Kippe ausgegangen war – und da sah er ihn. Zuerst dachte er, es wäre ein alter Basketball ohne Luft. Das Ding schmiegte sich ins Gebüsch, als hätte es jemand genau von der Stelle aus geworfen, an der Randy stand. Aber als er sich vorbeugte, um besser sehen zu können, erkannte er mit untypisch plötzlicher Klarheit, dass es ein Kopf war.
    Er geriet ins Rutschen und musste mit rudernden Armen Halt suchen, um nicht zu fallen. Als er sicher aufrecht stand, lief er so schnell er konnte zum Haus.
    Den Rauch, der hinter ihm vom Hang aufstieg, nahm er nur undeutlich wahr.

_ 9 _
    Susan blickte auf die Auswahl an Selbstverteidigungssprays, die auf dem Beifahrersitz ihres Wagens lagen. Pfefferspray. Chemische Keule. Ein giftiges Kräuterspray, das ihre Mutter aus Muskatnuss hergestellt hatte. Sie räumte alles in ihre Handtasche, ließ den Wagen an und fuhr aus der Tiefgarage des Krankenhauses.
    Leichenteile.
    Sie blickte zum Himmel. Es hatte seit Anfang Juli nicht mehr geregnet, aber heute war kein blauer Himmel in Sicht. Der Parkplatz an der Gorge war fünfundvierzig Minuten entfernt. Sie konnte es in dreißig schaffen – es sei denn, es begann zu regnen.
    Sie schob eine Jimi-Hendrix-CD in die Stereoanlage und verließ gerade das Krankenhausgelände, als das Handy in ihrem Schoß vibrierte. Vor Schreck hätte sie beinahe einen Ford Explorer gerammt. Susan trat auf die Bremse, worauf sich der Inhalt ihrer Handtasche größtenteils auf den Boden ergoss. Die Frau am Steuer des Explorers hatte blonde Haare. Sie hatte den Kopf abgewandt, und Susan konnte ihr Gesicht nicht sehen. Aber ihr Haar hatte etwas an sich …
    Susan fröstelte.
    Gretchen.
    Einen Moment lang war Susan zu keiner Bewegung fähig. Der Motor ihres Wagens starb ab, und sie kam zu sich und hupte anhaltend, in der Hoffnung, die Frau würde in ihre Richtung schauen, aber die Frau fuhr weiter.
    Susan sah auf die andere Straßenseite, wo eine Reklametafel mit Gretchens Gesicht für eine Sonderausgabe von Americas Sexiest Serial Killers warb. Eine weitere blonde Frau fuhr vorbei.
    Susan schüttelte den Kopf, ließ ihren Saab wieder an und fuhr auf die Glisan Street.
    Das Ganze war lächerlich.
    Gretchen war längst über alle Berge. Und wenn nicht – nun, Gretchen Lowell würde sich nicht einfach so in einem Ford Explorer schnappen lassen.
    Das Handy in ihrem Schoß vibrierte wieder, und Susan zuckte zusammen.
    Sie schloss die Augen. So durfte es nicht weitergehen. Wenn sie so weitermachte, starb sie an einem Herzinfarkt, bevor sie dreißig war.
    Das Handy. Sie hob es auf und antwortete. Sie konnte die Stimme daraus kaum verstehen beim Jaulen der elektrischen Gitarre aus ihren Wagenlautsprechern. »Was?«, sagte sie.
    Die Stimme wurde lauter. »Hallo?« Es war eine Männerstimme. Sie erkannte sie nicht. Der Mann wirkte verwirrt. »Hallo?«, sagte er wieder.
    Susan stellte die Musik leiser. »Tut mir leid«, sagte sie. » Are You Experienced.«
    »Ob ich was bin?«, fragte der Mann.
    »Nicht Sie«, erwiderte Susan. »Das Album. Hendrix. Are You Experienced.« Im Krankenhaus musste Mittagspause sein, da der Verkehr so zäh floss. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Susan.
    »Susan Ward?«, sagte der Mann.
    Ihr vollständiger Name. Susan umklammerte das mit Schaffell verkleidete Lenkrad. Sie wusste, was kommen würde. »Ich habe die Zahlung für das Studiendarlehen gestern losgeschickt«, sagte sie. Es war gelogen. »Ich schwöre es.«
    Es gab eine Pause. »Wie bitte?«, sagte der Mann.
    In diesem Teil der Glisan Street gab es nur Blumenläden und Bars. »Sind Sie nicht von Sallie Mae?«
    »Nein«, sagte der Mann.
    Susan ging im Geist den Stapel der Rechnungen auf ihrem Tisch durch. »Visa?«, riet sie.
    »Ich will keine Rechnungen eintreiben«, sagte der Mann.
    »Ach so, das ist gut.« Die Ampel an der

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