Grim
durchbrechen!
ImnächstenMomentwiederholtesichdasBrüllen,GesteinsbrockenfielenvonderDeckeundschlugendichtnebenMiaein.SamhurzogseinSchwert,gleißendesLichtbrachausdenFluchzeichen,undalssiedemJägerinsUnterholzfolgten,sahMiakaummehralsdieflammendenLinien,diedasSchwertvorihrindieDunkelheitschnitt.MitjedemHieb,denSamhurdenBäumenverpasste,schienersiezuSchmerzenslautenzubewegen,undsiestrecktendieÄstenachihnenausundgriffenmitklauenartigenZweigennachihrenBeinen.MiasSchutzzauberzitterteaufihrerHaut,dieHiebederWurzelntrafensiehart,dochsiefühltedasGrollenimBoden,dasimmernäherkam,unddrängtejedenAnflugvonErschöpfungzurück.
Endlich erreichten sie einen Tunnel, der aus der weiten Grotte hinausführte. Unebene Stufen zogen sich aufwärts, die Wände waren spröde und teilweise zerfallen, so dass Mia das weitverzweigte Höhlensystem erkennen konnte, das außerhalb dieses Wendelgangs lag. Von flackernden Feuern erhellt, erstreckten sich Brücken und Schluchten unter ihnen, Stalagmiten, die wie Türme in die Dunkelheit wuchsen, und gewaltige Bäume, deren Wurzeln sich mit brachialem Stöhnen aus dem Fels hoben und nach ihnen ausschlugen, als hätte das Brüllen sie geweckt.
Der Tunnel wurde breiter, die Schatten um sie herum glitten ihnen wolfsgleich nach, und nur vereinzelt antworteten sie mit klagendem Heulen dem Ruf ihres Schöpfers, und obgleich Samhur wiederholt Portale in andere Bereiche öffnete, kam ihr Verfolger immer näher. Es war, als würde der Boden unter ihnen mit beständigem Rucken zurückgerissen, je schneller sie liefen, und als sie einen Säulengang erreichten, klangen die schweren Schritte hinter ihnen plötzlich zum Greifen nah.
Weiter! , rief Lyskian und deutete auf das graue Tor, das am Ende des Ganges lag. Der Innere Kreis ist nicht mehr weit!
Mia hielt sich an Grim fest. Sie rasten über den Boden, die Säulen verschwammen zu einem Tunnel aus dunklen Farben, doch ehe sie das Tor erreicht hatten, brach hinter ihnen etwas in den Gang. Der Boden hob sich unter der Erschütterung, mehrere Säulen stürzten in sich zusammen. Grim hielt Mia umfasst, in raschem Zickzack wich er ihnen aus, doch ein Riss lief durch die Decke und ließ mächtige Gesteinsbrocken herabfallen. Ein scharfer Felsen traf Grim an der Schläfe. Blut lief ihm übers Gesicht, und Mia spürte den Zorn, der umgehend rotes Feuer in seine Fäuste schickte. Er riss die Arme empor, und mit einem Schrei, der Mia den Atem raubte, zerschlug er die fallenden Säulen vor ihnen mit einem mächtigem Hieb. Staub flog ihr entgegen, schemenhaft erkannte sie Samhur und Lyskian neben sich. Remis keuchte, als sie vor einem Trümmerberg landeten. Er reichte fast bis zur Decke, und hinter ihnen sprengte eine gewaltige Macht heran, die jeden Felsen mit Leichtigkeit zwischen den Pranken zermalmen konnte.
Kind des Feuers, rief Samhur mit dunkler Stimme. Dieser Stein widersteht deinen Flammen nicht, wenn ich dich leite! Verbrenne die Trümmer! Verbrenne sie alle!
Ein Schatten zog über Grims Miene, kurz nur und flüchtig und doch kalt genug, um Mia schaudern zu lassen. Er hatte schon den Kopf gewandt, um sie anzuschauen, aber da drang erneut das Brüllen zu ihnen, und mit einem Ruck, der ihn fast gewaltsam herumriss, trat er neben Samhur. Der Jäger legte ihm die Hand auf die Schulter, schwarze Flammen tanzten über seine Finger. Mia konnte nicht hören, was er sagte, doch sie sah das unheilvolle Flackern in seinen Augen, als er kaum merklich lächelte. Dann stieß Grim die Fäuste vor. Gleißendes Feuer brach aus ihnen hervor, Flammen, die so hell waren, dass Mia geblendet zurückfuhr, und sie hörte das Ächzen des Steins und roch den Staub der verbrennenden Felsen. Grims Gestalt erhob sich schattenhaft vor dem Inferno, das er ausbrechen ließ, und er zerrieb die Gesteinsbrocken in seinem Feuer, als wären sie aus Sand. Stück für Stück arbeitete er sich vor, doch noch ehe er das Tor erreicht hatte, brach hinter ihnen der Boden auseinander. Mia spürte den Schatten, der auf sie gefallen war, und die Eiseskälte, die von ihm ausging, doch erst, als sie den Blick wandte und die Kreatur ansah, die nun vor ihr stand, wich ihr das Blut aus dem Kopf.
Sie hatte bereits Werwölfe gesehen, Wandler aus dem Stamm der N’uuk, die in den Wüsten des Südens lebten, auch K’hanai aus dem Norden, die sich nur einmal im Jahr in Menschengestalt zeigten, um die Schwächsten ihres Stammes mit bloßen Händen zu zerreißen, oder die zwielichtigen und geheimnisvollen
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