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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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freiem Fall.
    Sturm und Feuer sind starke Geschöpfe , sagte Remis, als hätte er Grims Gedanken gelesen. Sie können Donner gebären und Asche und Glut, sie können Vernichtung bringen und ewiges Leben. Vereint sind sie mächtiger als jeder Zauber dieser Welt, aber manchmal müssen sie eigene Wege gehen – Wege, die sie möglicherweise wieder zueinanderführen … nachdem sie sich selbst gefunden haben.
    Grim seufzte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt – pseudopsychologische Betrachtungen eines Kobolds, mit ihm selbst als Anschauungsobjekt. Er wusste, dass Remis leise lächelte, wie er es immer tat, wenn er recht hatte.
    Ich kenne meinen Weg , erwiderte er. Und der führt mich zuerst durch diese verfluchte Gruft der Blutsauger und dann über die Leichen der Dämonen bis hin zu Verus, diesem Bastard von einem Lhot. Und dann wird er die Stunde verfluchen, in der er beschlossen hat, aus seinem diamantenen Kerker zu kriechen, so viel steht fest.
    Remis schüttelte den Kopf, als wäre Grim ein unartiges Kind, das gerade seinen Haferschleim auf dem ganzen Tisch verteilt hatte. Ignoranz ist ein schlechter Begleiter, das solltest du wissen.
    Verflucht, Remis , grollte Grim. Hör auf, von Dingen zu sprechen, von denen du nichts verstehst! Er wollte noch mehr sagen, aber da schlich sich etwas in Remis’ Blick, das den Spott von dessen Zügen schmolz. Darunter lag ein Ernst, der Grim innehalten ließ.
    Remis biss sich auf die Lippe, um ihr Zittern zu unterdrücken, doch er wandte sich nicht ab. Vielleicht hast du recht, sagte er. Vielleicht weiß ich wirklich nicht, warum du seit Wochen unruhig durch die Nacht irrst, vielleicht verstehe ich tatsächlich nichts von dem Brennen in dir, von der Kälte, die deinen Blick in Schatten taucht, oder von dem Entsetzen, das weit hinten in deinen Augen stand angesichts der brennenden Moldau. Vielleicht habe ich keine Ahnung von solchen Dingen, weil ich eben nur ein einfacher Kobold bin, ein Winzling mit hellen Gedanken und der Unfähigkeit, schlecht zu träumen. Aber vielleicht irrst du dich, wenn du das glaubst. Vielleicht ahne ich, was die Dunkelheit bedeuten kann, die ich in deinen Augen sehe. Vielleicht habe ich es von dir gelernt.
    Grim schaute ihn an, und für einen Moment stand er wieder inmitten des Düsterhains, knietief im verfluchten Moor versunken, und sah ein grünes Licht vor sich aus dem Unterholz brechen. Remis hatte ihn vor langer Zeit gerettet, hatte ihn auf sichere Wege geführt und war seitdem sein Gefährte und sein bester Freund. Zum Teufel noch eins, der Kobold kannte ihn zu gut.
    Ich fühle die Dunkelheit in dir, seit ich dich kenne , fuhr Remis fort. Und ich weiß, wie mächtig sie werden kann, mächtig genug vielleicht, um dich vergessen zu lassen, wer du bist. Deswegen erinnere ich dich daran, ob du es willst oder nicht. Und dass du noch nie hören wolltest, wenn jemand schlauer war als du, ist ja kein Geheimnis.
    Grim verzog den Mund zu einem Lächeln. Das kommt auch selten genug vor.
    Natürlich siehst du das so, sagte Remis schelmisch. Und wahrscheinlich ist es wirklich klüger für dich, den Blick momentan nur auf deine offensichtlichsten Ziele zu richten. Nicht jede Kreatur ist fähig zu … wie sagt Rosalie immer: Multitasking?
    Ohne ein weiteres Wort schnippte Grim den Kobold von seiner Schulter, dass dieser gegen ein Bild prallte und eine wirbelnde Staubwolke verursachte. Hektisch hustend schoss er daraus hervor und sah aus, als wäre er kopfüber in ein Mehlfass gefallen. Sein Grinsen grub sich durch die Staubschichten und entlockte Grim ein Lachen.
    Samhurs Schlag vor seine Brust kam so unerwartet, dass er ebenfalls husten musste. Hier ist kein Ort für Kindsköpfe, raunte er, und seine Stimme klang so frostig, dass Grim jeder Scherz im Hals stecken blieb. Es sei denn, sie ziehen es vor, für immer in diesen Hallen zu bleiben. Seid versichert, dass viele Narren vor euch diesen Weg gegangen sind!
    Remis warf einen hektischen Blick über die Schulter, als würde er damit rechnen, dass der um seinen Staub gebrachte Blutsauger des Bildes ihn pulverisieren würde, und Grim nickte düster. Samhur hatte recht. Dieser Ort atmete noch den Duft lang vergangener Zeit, er konnte den Rauch uralter Zauber auf seiner Zunge schmecken, und als sie dem Jäger durch eine schmale Tür in die verlassenen Säle des einstigen Schlosses folgten, spürte er die schwere Kühle auf seiner Haut, die den Gemächern des Lords anhaftete wie ein Fluch. Sie umschloss die

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